Duisburg Lächeln und Lebensmut sind wieder da

Duisburg · Angelika Horvat (55) hat den Krebs besiegt. Im Helios Klinikum wurde sie wegen eines besonders aggressiven Darmkrebs behandelt. Ein siebenstündiger Eingriff rettete ihr das Leben. Heute geht es ihr deutlich besser.

 Sie lächelt. Angelika Horvat hat es Medizinern wie Dr. Norbert Hennes (rechts) zu verdanken, dass es ihr gesundheitlich wieder viel besser geht.

Sie lächelt. Angelika Horvat hat es Medizinern wie Dr. Norbert Hennes (rechts) zu verdanken, dass es ihr gesundheitlich wieder viel besser geht.

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Angelika Hrovat wirkt zerbrechlich und ungewöhnlich blass. Im Gespräch legt sie ihre schmalen Hände gerne im Schoß zusammen. Jeder, der ihr begegnet, kann den Preis sehen, den sie im Laufe der Zeit an den Krebs bezahlen musste. Doch wenn sie erzählt, färben sich ihre Wangen rosiger. Denn Aufgeben war nie eine Option für sie: "Er wird nicht einfach so gewinnen." Ein Mantra, das ihr in der schwersten Zeit geholfen hat. Ein gutes Jahr ist das jetzt her. Als die Ärzte ihr ohne eine weitere Operation nur noch wenige Wochen gaben.

 Mehrere Fachabteilungen arbeiteten zusammen, der operative Eingriff war ein kompliziertes Unterfangen.

Mehrere Fachabteilungen arbeiteten zusammen, der operative Eingriff war ein kompliziertes Unterfangen.

Foto: Helios

Angelika Hrovat ist Mitte 40, als ihre Welt zum ersten Mal ins Wanken gerät. Bei einer Routineuntersuchung taucht etwas Verdächtiges auf: ein Knoten im Gebärmutterhals. Bösartiges Wachstum. Die Ärzte operieren sie, im Anschluss Bestrahlung und Chemotherapie. Die Nebenwirkungen machen ihr zu schaffen, doch sie übersteht die Zeit, irgendwie. "Man will ja leben", sagt sie. Die Ergebnisse sehen gut aus. Ihre Familie spricht ihr Mut zu, hilft ihr immer wieder auf. Die Jahre vergehen, der Krebs hält still.

Im November 2013 bekommt die Duisburgerin erneut gesundheitliche Probleme. Alles sieht nach unangenehmen, aber harmlosen Hämorriden aus. Doch die vermeintlich leichte Erkrankung wird schlimmer, Angelika Hrovat kann nicht mehr sitzen, nicht mehr zur Toilette gehen. "So langsam dämmerte mir, dass er zurück sein könnte." Sie hält den Begriff "Krebs" von sich fern, will ihm nicht erneut Platz in ihrem Leben einräumen müssen. Ihr Arzt weist die jetzt 55-Jährige schließlich ins Helios Klinikum Duisburg ein. Dort soll eine Darmspiegelung Klarheit bringen. Der Arzt braucht nur wenige Minuten für die Diagnose: Der Krebs ist zurück, jetzt in einer besonders aggressiven Form, im letzten Abschnitt des Darms. Angelika Hrovat bleibt direkt in der Klinik. Dort begegnet sie zum ersten Mal Dr. Norbert Hennes, dem Chefarzt der Chirurgie, und dem Wort "palliativ". Nur langsam sickern die Worte des Mediziners in ihren Verstand. "Ich habe ihn wieder und wieder gefragt, wie das sein konnte. So schnell, nach so vielen Jahren und so endgültig. Er hat sich all die Zeit genommen, die ich dafür brauchte." Sie war Dr. Hennes damals schon dankbar, doch heute weiß sie, wie wichtig seine Geduld und Offenheit für ihre Entscheidung waren: Ohne eine Operation würde sie den Kampf verlieren - und das vermutlich innerhalb weniger Wochen. Doch der Eingriff würde kompliziert werden. Einer, bei dem die Chancen fifty-fifty standen, der ihr aber Linderung und vor allem Zeit bringen konnte. "Es ging darum, den Großteil des bösartigen Gewebes möglichst schonend zu entfernen und dann die Darmfunktionen wiederherzustellen", erklärt der Chefarzt. Aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums ein schweres Unterfangen, an dem mehrere Fachabteilungen zusammenarbeiten würden. Angelika Hrovat erbittet sich eine Auszeit über das anstehende Wochenende.

Es war, sagt sie heute, das längste ihres Lebens. "Irgendwann aber war mir schlagartig klar, auch wenn ich ihn nicht habe, nehme ich mir den Mut. Allein schon, um meinen Enkel so lange wie möglich aufwachsen zu sehen."

Der Eingriff wird im fächerübergreifenden Tumorboard am Helios Klinikum Duisburg minuziös geplant: Prof. Dr. Dierk Mosny aus der Gynäkologie, Dr. Jörn Redeker, Leiter der Plastischen Chirurgie, der Chef der Urologie, Dr. Frank vom Dorp, und Dr. Hennes sitzen gemeinsam vor den Bildern. "Alle Schnitte müssen eng abgestimmt sein, damit wir unnötigen Blutverlust und Belastungen vermeiden", so der erfahrene Operateur. Dabei ist die Teamarbeit entscheidend: Bis zu vier Chirurgen, zwei Anästhesisten sowie eine Vielzahl zusätzlicher OP-Assistenten arbeiten dabei gleichzeitig am Tisch.

Denn große Teile des Darms und der Blase müssen entfernt und die Schnittstellen sowie die Nerven der Organe wieder miteinander verbunden werden. Zudem wird Angelika Hrovat ein künstlicher Ausgang implantiert. Im Anschluss rekonstruiert der plastische Chirurg dann Teile des fehlenden Gewebes mit gesunden, körpereigenen Zellen.

Schließlich ist der Tag des Eingriffs da. Sieben Stunden dauert die Prozedur. Angelika Hrovats Mann bekommt die Zeit nur mühsam herum: "Als Dr. Hennes schließlich anrief und sagte, dass alles gut verlaufen sei, da habe ich geweint und geweint und geweint. Und dann gejubelt."

(RP)
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