Duisburg Lebhafte Diskussion über Zuwanderung

Duisburg · Im Gemeindehaus Auf dem Wege zeichnete der WDR eine Sendung für die Hörfunkreihe "Stadtgespräch" auf. Viele Bergheimer waren gekommen, um mit zu diskutieren. Heute Abend wird die Sendung ausgestrahlt.

 Moderatorin Judith Schulte-Loh im Gespräch mit der Meidericherin Sabine Keßler, Prof. Dr. Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft, der Awo-Sozialarbeiterin Monika Al-Daghistani und Stadtdirektor Reinhold Spaniel (v.l.).

Moderatorin Judith Schulte-Loh im Gespräch mit der Meidericherin Sabine Keßler, Prof. Dr. Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft, der Awo-Sozialarbeiterin Monika Al-Daghistani und Stadtdirektor Reinhold Spaniel (v.l.).

Foto: Christoph Reichwein

Eine Sendung für die WDR 5-Hörfunkreihe "Stadtgespräch" zeichnete der Kölner Sender am Dienstagabend im Gemeindehaus Auf dem Wege in Bergheim auf. Das Thema "Freizügigkeit in Europa", speziell bezogen auf die starke Zuwanderung aus Südosteuropa, stand dabei im Mittelpunkt. Als Experten hatte der WDR Stadtdirektor und Sozialdezernent Reinhold Spaniel, Prof. Dr. Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft, die Sozialarbeiterin Monika Al-Daghistani vom Awo-Integrationscenter Marxloh und Sabine Keßler aus Untermeiderich eingeladen. WDR-Moderatorin Judith Schulte-Loh verband das Thema der Sendung mit der Frage, ob die Freizügigkeit in Europa unter diesen Umständen als "Fluch oder Segen" zu betrachten sei.

"Bundesweit gesehen gut, für Städte wie Duisburg schon problematisch", antwortete Spaniel auf diese Frage. Er machte noch einmal klar, dass die Freizügigkeit in Europa politisch gewollt und geltendes Recht sei. Und somit könne sich jeder EU-Bürger frei bewegen und über seinen Wohnort selbst entscheiden. Problematisch sei die ungleiche Verteilung der Zuwanderer; Duisburg sei aufgrund des von privaten Vermietern angebotenen billigen Wohnraums gerade für Familien aus armen Verhältnissen attraktiv. Spaniel betonte, dass die Stadt da keine Steuerungsmöglichkeit wie bei den Asylbewerbern habe. Hilfreich sei das neue Wohnungsaufsichtsgesetz, das die Handhabe biete, gegen Überbelegung und Unbewohnbarkeit vorzugehen. Er machte aber klar, dass das Problem nicht "alleine von oben gelöst werden kann", sondern die ganze Stadtgesellschaft gefordert sei.

Ein wesentliches Merkmal der "Stadtgespräche" ist die Beteiligung des Publikums an der Diskussion. Dabei verwunderte nicht, dass das gerade in Bergheim sehr aktuelle Thema viele Interessenten angelockt hatte, die sich lebhaft und durchaus kontrovers an der Diskussion beteiligten.

So auch Annegret Keller-Steegmann. Sie gehört zu den engagierten Mitbürgern vor Ort, die sich für die Roma in Bergheim engagieren. "Wir helfen denen, die integrationswillig sind", sagte sie. Kinder dieser Familien seien bereits in Regelschulen und Sportvereinen vor Ort und hätten den festen Willen, sich hier einzuleben. Sie und ihre Mitstreiter, erzählte sie, hatten für die Bergheimer Roma-Familien bereits sieben dezentrale Wohnungen angemietet, um "von der belasteten Adresse" wegzukommen. Über Nacht seien viele Familien dann aber aus Bergheim verschwunden und beispielsweise nach Ennepetal gezogen.

Sabine Keßler hat keine Hoffnung, dass sich die Situation verbessert. Ihrer Einschätzung nach sind die Zuwanderer-Familien, die gemeinsam in einem Haus auf der Bergstraße in Untermeiderich leben, absolut nicht integrationswillig und auch nicht gesprächsbereit. "Wir leiden sehr unter der Situation", sagte sie. Spaniel räumte ein, dass es "überforderte Nachbarschaften" gebe und zollte den betroffenen Anwohnern Respekt, die "bisher sehr besonnen" mit den Problemen umgegangen seien.

Die Marxloher Sozialarbeiterin Monika Al-Daghistani, selbst vor zehn Jahren aus Bulgarien zugezogen, um hier zu studieren, erläuterte, dass es zutrifft, dass viele Zuwanderer speziell in Duisburg schlecht ausgebildet, aber in aller Regel motiviert und arbeitswillig seien.

Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft sieht das Problem ebenfalls in der ungleichmäßigen regionalen Verteilung der Zuwanderer. Ärzte, Ingenieure und sonstige Fachkräfte gingen verstärkt in die Regionen München und Stuttgart, geringer qualifizierte Südosteuropäer finde man in den Ruhrgebietsstädten.

(pol)
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