Duisburg Leihgeber fordert Kunstwerke zurück

Duisburg · Horst Spankus, seit vielen Jahren dem Lehmbruck-Museum als Leihgeber wichtiger Arbeiten verbunden, bricht nach der Kunstabsage von Oberbürgermeister Sören Link den Kontakt zum Museum ab.

 Der Kunstsammler Horst Spankus hat einen Brief an Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla und einen an den Freundeskreis des Museums geschrieben.

Der Kunstsammler Horst Spankus hat einen Brief an Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla und einen an den Freundeskreis des Museums geschrieben.

Foto: Christoph Reichwein

Gestern Nachmittag gab Horst Spankus im Lehmbruck-Museum einen Brief ab, in dem er seine Leihgaben für das Lehmbruck-Museum zurückfordert. Zugleich kündigte er seine jahrelange Mitgliedschaft im Freundeskreis des Lehmbruck-Museums auf. Das ist der bislang wohl massivste, folgenreichste Protest gegen die Entscheidung von Oberbürgermeister Sören Link, die Ausstellung "totlast" von Gregor Schneider kurzfristig abzusagen.

Horst Spankus (84) ist ein erfolgreicher Architekt. Er lebt zwar seit vielen Jahren in Dinslaken, ist als gebürtiger Duisburger aber dem Lehmbruck-Museum besonders verbunden. Seit mehr als 30 Jahren sammelt er Kunst, durchaus ungewöhnliche wie Werke der Fluxusbewegung. Spankus hatte dem Lehmbruck-Museum zugesagt, die Arbeit von Wolf Vostell "Der Lippenstiftbomber" für die Ausstellung "Kunst gegen den Krieg" auszuleihen, die am 11. September eröffnet wird. Dieses Angebot ziehe er nun aber zurück, sagte er gestern. Und die Werke von Katharina Fritsch und Grafiken von Hans-Peter Feldmann (dem Schöpfer des David im Kantpark) für die aktuelle Ausstellung "Hans im Glück" fordert Spankus ebenfalls zurück.

Jahrelang habe er einen guten Kontakt zum Lehmbruck-Museum gehabt, sagte Spankus. Mit dem langjährigen stellvertretenden Museumsdirektor Dr. Gottlieb Leinz sei er besonders gut klargekommen. Für die Beuys-Ausstellung, die von Leinz kuratiert worden war, hatte Spankus einige interessante Arbeiten ausgeliehen. Das gute Verhältnis zum Lehmbruck-Museum sei durch die Kündigung von Prof. Raimund Stecker im vergangenen Jahr getrübt worden. Stecker sei ein hervorragender Kunstkenner, habe viele Ideen und könne wie kaum ein anderer über Kunst sprechen. Spankus hätte es für richtig empfunden, Stecker einen "Sparkommissar" an die Seite zu stellen. Ihn zu entlassen, sei "schäbig" und ein großer Fehler gewesen.

Unabhängig von der Affäre Stecker sei aber die Kunstabsage von Oberbürgermeister Link der maßgebliche Grund für seinen Rückzug aus dem Lehmbruck-Museum. Es sei, so Spankus, "ungeheuerlich und ein Rechtsbruch, dass sich der Oberbürgermeister anmaßt, darüber zu entscheiden, welche Kunst gezeigt werden darf und welche nicht". Er habe es bislang für unmöglich gehalten, dass es so etwas in Deutschland noch geben kann. "Ich glaube, Link weiß noch immer nicht, was er da angerichtet hat", so Spankus.

In Anspielung auf Links Argument, Duisburg sei noch nicht reif für die "totlast"-Installation von Gregor Schneider, meinte Spankus gestern: "Der Oberbürgermeister ist noch nicht reif für Duisburg." Pikant: Spankus ist wie Link SPD-Mitglied. Der Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla wirft Spankus vor, dass diese den Oberbürgermeister bei seiner Entscheidung nicht habe umstimmen können. Allerdings habe er bislang noch kein Gespräch mit Dinkla geführt. Er wisse deshalb nicht, wie stark sich die Museumsdirektorin für Gregor Schneider eingesetzt habe. Dinkla befindet sich zurzeit im Urlaub.

Spankus sagte gestern, dass sich Duisburgs Kulturdezernent Thomas Krützberg im Laufe der kommenden Wochen mit ihm unterhalten möchte. Er glaube aber nicht, dass er seine Entscheidung zum Rückzug aus dem Lehmbruck-Museum revidieren werde. Der Zorn über die Kunstabsage des Oberbürgermeisters sei bei ihm einfach zu groß.

(RP)
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