Duisburg Letzte Chance für Tor 1

Duisburg · Politiker wollen den denkmalgeschützten "Schandfleck" los sein. Die Eigentümer sehen den Umbau in ein Lokal dagegen auf gutem Wege. Zum 50. Geburtstag des Tores im November soll das Projekt in trockenen Tüchern sein.

 Michael Müller sorgt für Zündstoff.

Michael Müller sorgt für Zündstoff.

Foto: ddp

Als jüngst die alten Kioske an der Kruppstraße neben dem Logport-gelände abgerissen wurden, da hätte sich manch einer gewünscht, die Abrissfirma hätte sich "aus Versehen" noch einen weiteren Schandfleck vorgeknöpft: Das benachbarte Krupp-Tor 1. Auf dem Papier ein Denkmal, in der Realität eine Ruine, erregt es wieder einmal die Gemüter von Politikern.

Kein Wunder: Aus dem lange in Aussicht gestellten Umbau zu einem Lokal ist bisher nichts geworden. "Seit Jahren hören wir nur Versprechen und vollmundige Ankündigungen", wetterte Karsten Vüllings (FDP/BL) in der Bezirksvertretung. "Dieses Bild dort ist eines Denkmals nicht würdig!", stimmte ihm Reiner Friedrich (SPD) zu.

Erneut wird ein Abriss der verwüsteten Pförtnerloge ins Spiel gebracht. "Der Torbogen bleibt auf jeden Fall erhalten", so Reiner Friedrich (SPD). Schon ist die Rede davon, dass der Eigentümer des Tores, Roland Borgardts, es zurück geben soll. Oder aber die LEG solle den Verkauf rückgängig machen, entsprechende Klauseln seien im Vertrag sicherlich vorhanden.

Dabei wird geflissentlich übersehen, dass Borgardts erst seit Juli 2006 Eigentümer des Tores ist, weil die Verhandlungen mit der LEG sich unendlich hinzogen. "Ist doch klar, dass es mit dem Umbau so lange nicht geklappt hat", so Borgardts' Architekt und rechtlicher Vertreter, Arno Gollner.

"Gehen Sie mal zu einer Bank und bitten um Kredit ,wenn sie nicht mal Eigentümer sind . . ." So habe man sogar auf die für 2006 bewilligten Denkmalschutzmittel verzichten müssen. "Die beantragen wir jetzt für 2008 neu." Fördermittel für 2007 stehen laut Gollner abrufbereit.

Gollner sieht das Projekt Tor 1 auf einem guten Wege. "Das wird das schönste Bistro im Ruhrgebiet", sagt er. "Vielleicht auch das teuerste." Die Stadtsparkasse habe eine Finanzierung zugesagt. Ein Wirtschaftsplan entstehe zurzeit unter Mithilfe der Bacher KG als Getränkeverleger. Neuer Wirt des Lokals im Tor 1 soll Jürgen Waldmann, ein gebürtiger Rheinhauser, werden.

Das Tor sei in die Liste der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet aufgenommen und damit überregional bekannt. Es werde überdies ein "Eventpunkt", wenn das Ruhrgebiet im Jahr 2010 Kulturhauptstadt Europas wird. Im November werde der 50. Geburtstag des Tores gefeiert. Dann solle das Projekt auf sicheren Beinen stehen.

"Hier kommt eine neue Luftblase auf uns zu", glaubt Karsten Vüllings. Doch immerhin ein Politiker glaubt noch, dass Gollner und Borgardts keine Träumer sind: Rudi Lisken (SPD), der sich seit Jahren für den Erhalt des Tores engagiert. "Es wird uns ein Meisterwerk gelingen", entgegnete er den Skeptikern in der Bezirksvertretung. Doch dies sei auch aus seiner Sicht die letzte Chance für das Bistro-Projekt: "Sollte es im November keine handfesten Informationen geben, bin ich auf eurer Seite."

(RP)
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