Loveparade-Trauer in Duisburg Dr. Motte gedenkt im geschmacklosen T-Shirt

Meinung | Düsseldorf · In Duisburg trauern Hinterbliebene fünf Jahre nach der Loveparade-Katastrophe um die 21 Toten. Unter ihnen bei der Nacht der 1000 Lichter: Techno-Ikone und Loveparade-Gründer Dr. Motte. Der Mann trägt ein Shirt mit einem Spruch, der bei diesem Anlass makaber wirkt: "Techno changed my life". Unsensibler geht es kaum.

 Dr. Motte am Donnerstagabend am Unglücksort. "Techno veränderte mein Leben", steht auf seinem Shirt.

Dr. Motte am Donnerstagabend am Unglücksort. "Techno veränderte mein Leben", steht auf seinem Shirt.

Foto: dpa, kno

Natürlich erwartet heutzutage niemand mehr, dass Menschen im schwarzen Anzug zu einer Gedenkfeier kommen müssen. Kleidung ist kein Indiz dafür, wie betroffen jemand wirklich ist. Aber Dr. Mottes T-Shirt mit dem Satz "Techno veränderte mein Leben" wirkt einfach nur aufmerksamkeitsheischend.

Als am Donnerstagabend das Lichtermeer an der Rampe zum Loveparade-Gelände erleuchtet und trauernde und weinende Angehörige Kerzen anzünden, ist auch Dr. Motte, bürgerlich Matthias Roeingh, unter ihnen. "Ich will einfach für die Betroffenen da sein, die zu Schaden gekommen sind", sagte der Künstler. Er hatte sich bereits 2006 von der Loveparade distanziert.

Für die Betroffenen da zu sein bedeutet aber auch, die eigene Person in den Hintergrund zu stellen. Vielleicht hat der 55-Jährige nicht nachgedacht, welches Shirt er sich aus dem Kleiderschrank holte. Umso schlimmer. Denn als Prominenter weiß er, dass er an diesem Tag viel Beachtung bekommt.

Die Angehörigen der Opfer und Betroffene kämpfen weiterhin mit ihrem Trauma. Sie sind wütend, weil sich der Prozess so lange hinzieht. Sie sind hilflos, weil kein Schuldiger zur Rechenschaft gezogen werden kann. Die Aufarbeitung der Katastrophe ist längst nicht beendet. In Angesicht dieser Gefühle ist es völlig irrelevant, welche Einstellung Dr. Motte zu Techno hat - erst Recht muss er sie nicht auf einem Shirt vor sich hertragen.

Selbst wenn der DJ damit ausdrücken wollte, dass Techno, und damit vor allem die Katastrophe der Loveparade, auch in seinem Leben einen Einschnitt hinterließ, hätte er das weniger kryptisch tun können. Aber im Angesicht der wirklich Betroffenen, die ihre Kinder, Geschwister und Enkel verloren haben oder selbst in der Masse um ihr Leben fürchten mussten, wäre einfach Zurückhaltung angebracht gewesen.

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