"Verurteilungen? Eher nicht" Das erwarten Duisburger vom Loveparade-Prozess

Duisburg · Viele Duisburger beobachten den Loveparade-Prozess mit Skepsis. Sie glauben nicht, dass die Verantwortlichen für die Katastrophe vor sieben Jahren zur Rechenschaft gezogen werden.

Loveparade-Katastrophe 2010 in Duisburg: Das erwarten Duisburger vom Prozess
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Das erwarten Duisburger vom Loveparade-Prozess

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Foto: Tim Harpers

In den Düsseldorfer Messehallen hat am Freitag der Loveparade-Prozess begonnen. Es ist eines der größten Strafverfahren der Duisburger Justizgeschichte. Auf der Angeklagebank sitzen sechs städtische Mitarbeiter und vier ehemalige Angestellte des Veranstalters Lopavent. Bei dem Unglück am 24. Juli 2010 starben 21 Menschen, Hunderte wurden verletzt oder traumatisiert.

Die Stimmung bei den Duisburgern ist zu Beginn des Verfahrens von Skepsis geprägt. Bei einer Umfrage in der Innenstadt am Freitag gaben viele Menschen an, dass sie nicht mit einem Schuldspruch rechnen.

"Erst einmal bin ich heilfroh, dass jetzt endlich etwas gemacht wird", sagte die Duisburgerin Yvonne Lübbers. "Dass ihr Schicksal nun durch den Prozess noch einmal an die Öffentlichkeit kommt, ist für die Betroffenen und Hinterbliebenen wichtig." Sie hoffe, dass beim Prozess neue Details ans Licht kommen, die den Betroffenen dabei helfen können, das Erlebte zu verarbeiten. Aber Lübbers ist skeptisch, ob es Urteile geben wird: "Ich weiß nicht so recht, ob da am Ende etwas bei rauskommt. Schließlich muss in unserem Rechtssystem Schuld zum Glück erst einmal bewiesen werden."

Auch Marcel Separk stellt sich die Überführung einzelner Angeklagter schwierig vor. "Verurteilungen? Daran glaube ich eher nicht. Unsere Justiz hat einen sehr hohen Anspruch an die Rechtsprechung", sagte er. "Meiner Meinung nach ist es schwierig, nach so einer langen Zeit Einzelpersonen zur Verantwortung zu ziehen." Überhaupt säßen für ihn die falschen Personen auf der Angeklagebank. "Auch unser alter Oberbürgermeister und der Veranstalter Schaller gehören bestraft."

Angelique Bartsch sagte: "Ich glaube, dass so ein Verfahren für Betroffene und Hinterbliebene alles andere als einfach ist." Sie hoffe, dass der Prozess den Betroffenen helfe, Frieden zu finden. An ein Urteil will auch sie nicht glauben: "Ich denke, dass sich die Schuld der Angeklagten nicht so einfach belegen lässt."

Wären Johanna Form und Tim Heimann damals alt genug gewesen, wären sie 2010 wohl auch zur Loveparade gegangen. Die Verhandlung wollen die beiden deshalb aufmerksam verfolgen. "Ich glaube, dass der Prozess den Menschen dabei helfen kann, alte Wunden zu heilen", sagte Johanna Form. "Ob es so kommt, hängt aber wohl davon ab, wie viel Neues wir in den kommenden Monaten erfahren werden." Deshalb sei es wichtig, nicht zu viel Hoffnung in das Verfahren zu legen. "Wenn dann am Ende nichts dabei herauskommt, ist die Enttäuschung nur umso größer." Tim Heimann sieht das ähnlich. "Ich kann mir vorstellen, dass die Urteilsfindung wird nach so einer langen Zeit eine schwierige Aufgabe wird", sagte er. "Ich hoffe, dass sich die Betroffenen das klarmachen."

Auch Eva Maarten hat Zweifel daran, dass das Verfahren am Ende Ergebnisse liefert. "Ich habe keine große Hoffnung, dass die wirklich Verantwortlichen noch zur Rechenschaft gezogen werden können", sagte sie. Dafür sei das Unglück viel zu lange her. "Da ist mir schon zu viel verschleppt worden."

(th)
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