Staatsanwaltschaft erhebt Anklage So soll der Loveparade-Prozess ablaufen

Duisburg · Am Dienstag, 11. Februar, hat die Staatsanwaltschaft nach der Loveparade-Katastrophe 2010 Anklage gegen zehn Beschuldigte erhoben. Ihnen wird fahrlässige Tötung sowie fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Wir erklären, wie der Prozess ablaufen wird.

Staatsanwaltschaft über Anklage in Loveparade-Unglück
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Staatsanwaltschaft über Anklage in Loveparade-Unglück

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Ein möglicher Prozess wird durch den vorsitzenden Richter Joachim Schwartz geleitet. Der 58-jährige Richter ist bundesweit durch einen der sogenannten "Rocker-Prozesse" bekannt geworden. Wegen Totschlags verurteilte er das Mitglied der Rocker-Gruppierung "Hells Angels" Timur A. im Jahr 2010 zu elf Jahren Haft. Bevor Schwartz jedoch im Prozess zur Loveparade-Katastrophe ein Urteil fällen kann, sieht das Landgericht festgeschriebene Schritte vor, an deren Anfang der Eingang der Anklageschrift beim Gericht steht.

1. Eingang der Anklageschrift

Wie das Landgericht am Mittwoch bestätigte, ist die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft beim Gericht eingegangen. Die Anklageschrift umfasst 556 Seiten, die dem Gericht vorgelegten Ermittlungsakten mehr als 37.000 Seiten. Beigefügt sind 623 DIN A4-Ordner Sonderbände und Beweismittelordner und etwa 963 Stunden Videosequenzen.

2. Zwischenverfahren

Nach der Anklageerhebung beginnt das Zwischenverfahren. In diesem Schritt wird den Angeschuldigten die Anklageschrift zugesandt. Sie erhalten Gelegenheit, zu den von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfen Stellung zu nehmen und die Erhebung weiterer Beweise zu beantragen. Zudem prüft das Gericht, ob für jeden einzelnen Angeschuldigten ein hinreichender Tatverdacht besteht. Das heißt, dass eine Verurteilung wahrscheinlich erscheint. Erkennt das Gericht diesen hinreichenden Tatverdacht an, eröffnet es das Hauptverfahren. Die Angeschuldigten werden nun zu Angeklagten.

3. Hauptverhandlung

Die Hauptverhandlung ist der entscheidende Teil des Hauptverfahrens. In der Hauptverhandlung werden Beweise verhandelt, Zeugen verhört und Staatsanwaltschaft wie auch Verteidiger halten ihre Plädoyers. Am Ende der Hauptverhandlung teilt der Vorsitzende Richter das Urteil mit. Der Prozess findet vor einer sogenannten "Großen Strafkammer" statt. Diese ist immer dann zuständig, wenn im Prozess eine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren zu erwarten ist. Bei fahrlässiger Tötung, wie in diesem Fall, haben Angeschuldigte mit bis zu fünf Jahren Gefängnisstrafe zu rechnen.

Neben- und Adhäsionskläger

Sollte es zu einem Strafprozess zur Loveparade-Katastrophe kommen, lässt das Landgericht Duisburg auch Neben- und Adhäsionskläger zu. Nebenkläger können sich neben der Staatsanwaltschaft dem Prozess anschließen, um dadurch die "persönlichen Interessen auf Genugtuung" zu erfüllen, wie es das Landgericht mitteilt. So können Hinterbliebene der Opfer oder aber Verletzte an dem Verfahren teilnehmen.

Adhäsionskläger sind Verletzte einer Straftat oder sein Erbe, die in durch einen Strafprozess einen Anspruch auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld erhalten. Dieser Anspruch wird im Regelfall in Zivilprozessen gewährt. Adhäsionskläger können bei dem Loveparade-Prozess jedoch nur teilnehmen, wenn ihnen noch nicht in einem Zivilprozess Schadensersatz oder Schmerzensgeld zugesprochen wurde. Bislang haben mehr als 70 Personen erklärt, sich dem Verfahren als Neben- oder Adhäsionskläger anzuschließen.

Termin und Veranstaltungsort

Das Landgericht Duisburg hat noch keine Informationen zu einem möglichen Veranstaltungsort bekanntgegeben. Das zu erwartende öffentliche und Medieninteresse macht eine Verhandlung in den Räumen des Amts- und Landgerichts in Duisburg unwahrscheinlich. Auch das Gericht geht davon aus, dass ein alternativer Ort gesucht werden müsse. Experten gehen davon aus, dass die Hauptverhandlung nicht vor 2015 beginnt.

>>> Alles zum Thema Loveparade finden Sie in unserem Dossier <<<

(ac)
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