Ermittlungen abgeschlossen Loveparade: Weiter 17 Beschuldigte

Duisburg · Die strafrechtliche Aufarbeitung der Duisburger Loveparade mit 21 Toten nähert sich dem Ende. Die Polizei hat die Ermittlungen fast abgeschlossen. Jetzt muss die Staatsanwaltschaft prüfen, ob sie die 17 Beschuldigten in dem Verfahren anklagt.

Der Loveparade-Unglücksort wurde beschädigt
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Die Duisburger Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag den Abschluss der Arbeit der Kölner Sonderkommission bestätigt. Das Verfahren richte sich unverändert gegen 17 Beschuldigte. Ein Zeitpunkt für eine "abschließende Entscheidung" lasse sich weiterhin "nicht sicher" vorhersagen, erklärte die Staatsanwaltschaft und bestätigte damit den gestrigen Bericht unserer Zeitung. Dass das Datum der Anklageerhebung weiter offen ist, begründet die Staatsanwaltschaft mit der "außerordentlichen Komplexität des zu prüfenden Sachverhalts" und "vielfältigen tatsächlichen und rechtlichen Fragestellungen".

Offenbar beabsichtigt die Ermittlungsbehörde jedoch nicht, einen Teil der Verfahren einzustellen: "Das Verfahren richtet sich weiterhin gegen 17 Beschuldigte", heißt es in der gestrigen Erklärung. Demnach sehen elf städtische Bedienstete, fünf Mitarbeiter des Loveparade-Veranstalters Lopavent GmbH und der verantwortliche Polizeiführer einer Anklage entgegen. Zur Aufklärung der Ursachen und Verantwortlichkeiten der Katastrophe, in deren Folge am 24. Juli 2010 in Duisburg 21 Menschen getötet und mehr als 500 teils schwer verletzt wurden, seien 3386 Zeugen vernommen worden.

Allein die Hauptakten würden mittlerweile rund 30 000 Blatt umfassen. "Die bei dem Polizeipräsidenten in Köln gebildete Sonderkommission hat ihre Arbeit zwischenzeitlich weitgehend abgeschlossen." Die Staatsanwaltschaft wartet noch auf die Beantwortung von Fragen durch einen international anerkannten Sachverständigen. Dabei handelt es sich um den britischen Forscher Keith Still, der auch für das Sicherheitskonzept bei der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton verantwortlich war. Der Wissenschaftler hatte in seinem Gutachten die Katastrophe auf der Loveparade als vorhersehbar bezeichnet und den zu engen Auf- und Abgang zum Veranstaltungsgelände für die tödliche Massenpanik verantwortlich gemacht.

Bei der Gedenkfeier zum zweiten Jahrestag der Katastrophe am kommenden Dienstag wird Duisburgs neuer Oberbürgermeister Sören Link (SPD), der erst am 1. Juli gewählt wurde, eine etwa fünfminütige Rede halten. Zu den Gästen wird auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gehören. Sie wird aber nicht offiziell sprechen. Anders als im vergangenen Jahr, als die Gedenkfeier in der MSV-Arena stattfand, wird diesmal in der Duisburger Innenstadt auf dem Opernplatz vor dem Stadttheater der Opfer der Tragödie gedacht. Die öffentliche Veranstaltung beginnt um 20 Uhr und soll 75 Minuten dauern.

Die Feierlichkeiten zum Jahrestag beginnen bereits heute um 16 Uhr mit einer Mahnwache am Unglücksort, die bis zum Dienstag abgehalten wird. Die Bürgerinitiative "Gegen das Vergessen LoPa 2010" legt an der Rampe im Karl-Lehr-Tunnel Kondolenzbücher aus und stellt Plakatwände auf. Unmittelbar nach der Katastrophe waren schon einmal vier Bände im Tunnel ausgelegt. Damals kondolierten mehr als 3000 Trauernde in den Büchern. Diese werden im Duisburger Stadtarchiv aufbewahrt.

Am Samstag folgt um 18 Uhr das Benefizkonzert "Am Ende der Zeit". Dabei wird zugunsten des Vereins "Loveparade Selbsthilfe" von Musikern und Künstlern aus dem Ruhrgebiet Geld für die Opfer gesammelt. Emotionaler Höhepunkt wird die "Nacht der 1000 Kerzen" am Vorabend des Jahrestages. Dabei werden die Lichter am Unglücksort aufgestellt. Besonders leuchten soll dabei das Stellwerkhäuschen oberhalb der Treppe, das demnächst für das dort geplante Möbelhaus abgerissen werden soll. Bürger sind aufgefordert, an dem Abend selbst Kerzen mitzubringen.

Am Jahrestag selbst werden Hinterbliebene, Traumatisierte und Verletzte um 15.45 Uhr den Ort der Katastrophe besuchen — abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Dafür wird der Tunnel von 14 bis 17.30 Uhr für den Verkehr gesperrt. Der Zutritt in den Tunnel ist in der Zeit zur Wahrung der Privatsphäre nur mit einer Berechtigungskarte möglich. Anschließend wollen die Angehörigen gemeinsam mit Duisburger Bürgern in einem Trauermarsch zum Opernplatz gehen, wo die Gedenkfeier stattfinden wird. Hannelore Kraft will sich nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung mit den Hinterbliebenen unterhalten.

(RP/jco/rm/top)
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