Duisburg Mehr Hilfe für obdachlose Menschen

Duisburg · Der Verein "Gemeinsam gegen Kälte" hat Zuwachs bekommen - ein Ärzteteam hat sich angeschlossen, das mit neuem Krankenwagen Menschen in Not hilft.

Kurt Schreiber (links) und Dr. Gerd Heimann helfen bedürftigen Menschen. Zu der mobilen Hilfe für Obdachlose ist nun auch noch ein Krankenwagen hinzugekommen, in dem Patienten medizinisch versorgt werden können.

Kurt Schreiber (links) und Dr. Gerd Heimann helfen bedürftigen Menschen. Zu der mobilen Hilfe für Obdachlose ist nun auch noch ein Krankenwagen hinzugekommen, in dem Patienten medizinisch versorgt werden können.

Foto: Andreas Probst

Für Obdachlose und Hilfebedürftige gibt es seit Donnerstag eine Anlaufstelle mehr in Duisburg, wo sie unkompliziert medizinische Hilfe bekommen. Der Verein "Gemeinsam gegen Kälte" ist nicht mehr nur mit ihrer mobilen Hilfe für obdachlose Menschen unterwegs, die Ehrenamtler haben nun auch noch einen Krankenwagen, mit dem die neu hinzugekommenen sechs Fachärzte und sechs Schwestern zwei Mal in der Woche für bedürftige Menschen da sind. Erst vor rund drei Monaten ist das Ärzte- und Schwesternteam zum Verein gestoßen.

Hintergrund ist das Zerwürfnis dieses Teams mit dem Verein "Bürger für Bürger", dem es sich zuvor angeschlossen hatte. Vor einigen Wochen kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Vereinsvorstand, so dass die Ehrenamtlichen Anzeige erstatten und die Staatsanwaltschaft um Überprüfung gebeten hatten (wir berichteten). Auslöser war, dass ein Sponsor vergebens auf eine Spendenquittung gewartet und einen der Ärzte der Straßenambulanz - so der damalige Name des Ärzteteams - angesprochen hatte. So drängten zum Beispiel die Rotarier, verlässlicher finanzieller Förderer der Straßenambulanz, auf einen Blick über die Finanzen. Die Bitte des Teams um Einsicht in das zweckgebundene Spendenkonto war damals vom Vorstand des Vereins "Bürger für Bürger" jedoch kategorisch abgelehnt worden, begleitet von Diffamierungen und Beleidigungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter durch den ersten Vorsitzenden. Das hatte zumindest das Team erklärt. Die Ehrenamtlichen, die zum Teil seit acht Jahren tätig waren, trennten sich von dem Verein, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll.

Mittlerweile haben sich die Ärzte und Schwestern dem Verein "Gemeinsam gegen Kälte" unter dem Vorsitz von Kurt Schreiber angeschlossen. "Wir hatten immer schon losen Kontakt. Anfang Juli sind wir dann in Verhandlungen gegangen. Wir mussten das natürlich erst besprechen und abstimmen, weil es auch mit Kosten verbunden ist", berichtet Schreiber. Als man sich zur Zusammenarbeit entschloss, sei die erste Frage gewesen: "Was brauchen wir?" Die Antwort: einen Krankenwagen. Im Internet seien sie fündig geworden bei einem Händler in Bielefeld, der einen alten Krankenwagen verkaufen wollte. Da notwendiges Inventar für die medizinische Behandlung fehlte und anderes Zubehör, wie etwa das Blaulicht, ausgebaut werden musste, bedurfte es einige Zeit, bis der Wagen in Betrieb genommen werden konnte. Auch eine TÜV-Untersuchung war fällig. Unterstütztung gab es dabei durch die Duisburger Firma Köppen und die Rotarier.

Jetzt ist der Krankenwagen einsatzbereit. Geholfen wird jedem, der Hilfe benötigt. Spritzen werden ausgetauscht, Medikamente verabreicht, Wunden verarztet. "Mit dem Spritzentausch wollen wir prophylaktisch verhindern, dass sich Krankheiten verbreiten. Außerdem haben wir viele Schmerzpatienten - Kopf-, Bauch, Zahnschmerzen, alles ist dabei, das ganze Spektrum an Allgemeinmedizin", sagt der Mediziner Gerd Heimann. Der Kummer werde mit Bier heruntergespült, der Alkohol führe dann häufig zu Magen- und Darm-Problemen.

Ein großes Thema seien Wunden, solche, die bis auf den Knochen reichten und sich zum Beispiel durch verunreinigte Spritzen entzündet haben. Da drei der sechs Schwestern ausgebildete Wundexpertinnen sind, könnten diese Verletzungen fachgerecht behandelt werden. Da die Menschen teilweise lange nicht geduscht hätten, müssten oft auch erst mal Hygienemaßnahmen ergriffen werden. "In Praxen oder Krankenhäusern sind diese Menschen nicht gern gesehen, deshalb ist es so wichtig, dass sie zu uns kommen können", so Heimann.

Wer helfen will, kann Geld auf folgendes Konto überweisen: IBAN: DE57 350500000200046, Sparkasse Duisburg, Stichwort "Medizinischer Dienst"

(RP)
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