Duisburg Mehr Sicherheit in Bussen und Bahnen

Duisburg · Kunden und DVG-Personal werden immer wieder mit brenzligen Situationen konfrontiert durch gewaltbereite Fahrgäste und solche, die sich nicht an die Regeln halten wollen.

 Die Polizei ist im Duisburger Norden seit Monaten besonders präsent. Die Beamten fahren nicht nur Streife, sondern sie setzen sich auch in Zivil in die Straßenbahnen.

Die Polizei ist im Duisburger Norden seit Monaten besonders präsent. Die Beamten fahren nicht nur Streife, sondern sie setzen sich auch in Zivil in die Straßenbahnen.

Foto: reichwein

Mit ihren Ängsten im Dienst gehen die DVG-Mitarbeiter üblicherweise nicht an die Öffentlichkeit. Als Ralf Jäger, Innenminister und SPD-Unterbezirksvorsitzender in Duisburg, jüngst bei einer Infoveranstaltung im Kleinen Prinzen mit einigen von ihnen zusammentraf, war das anders. Da gaben sie ihre Zurückhaltung auf und schilderten deutlich, dass sie immer wieder in kritische Situationen geraten, wenn sie zum Beispiel als Fahrer auf den Bahnen der Linien 901 und 903 durch das nördliche Stadtgebiet fahren.

Aber auch von Fahrgästen ist zu hören, dass sie sich nicht trauen, bestimmte Mitreisende zum Beispiel darauf anzusprechen, wenn diese ihre Füße auf den Sitz legen, laute Musik hören, in den Bahnen essen und trinken oder andere Bahnfahrende belästigen. Und es bedarf schon viel Zivilcourage und Mut, einzuschreiten, wenn jemand unberechtigt und grundlos die Notbremse zieht.

Die Haltestellen sind zwar videoüberwacht, aber das nutzt meist wenig, wenn Passanten oder geparkte Autos die Gleise blockieren und die Bahnen an der Weiterfahrt hindern. Zu den spektakulärsten Vorfällen gehörte vor einiger Zeit der in Marxloh, als ein Bahnfahrer von einer großen Gruppe Osteuropäer verprügelt werden sollte, weil er angeblich ein Kind überfahren hatte. Dieser Vorwurf war völlig aus der Luft gegriffen, und es bedurfte des Einsatzes der Polizei, um Schlimmeres zu verhindern. Schon lange wird bei der DVG darüber gegrübelt, wie das Fahrpersonal besser vor Übergriffen geschützt werden kann. Bahnen und Busse werden videoüberwacht, und drückt der Fahrer auf den Knopf, werden diese Aufnahmen für die Beweissicherung gespeichert. So besteht zum Beispiel die Möglichkeit, diejenigen sicher zu identifizieren, die geschlossene Türen auftreten und dadurch die Bahn an der Weiterfahrt hindern. Noch im vorigen Jahr hatte die Polizei einen Bericht aus dem Jahr 2013 aktualisiert, in dem vom "Angstraum" Straßenbahn die Rede war. Am Mittwoch zitierte ein CDU-Abgeordneter im Landtag aus diesem Bericht und brachte es damit zumindest zu einer Schlagzeile in der Freitags-Ausgabe der Bildzeitung. Für Innenminister Jäger war der Auftritt des Abgeordneten erneut ein Anlass, um zu erklären, dass es in Nordrhein-Westfalen keine rechtsfreien Räume gäbe.

Die Duisburger Verkehrsgesellschaft bestätigt, dass die Zahl von Übergriffen in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen ist. Diese örtlich auf den Duisburger Norden zu begrenzen, greife aber zu kurz. Hier liege eher ein gesellschaftliches Problem vor. "Seit dieser Woche sind in den Fahrzeugen zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz", sagt Konzern-Pressesprecher Ingo Blazejewski. "Aber wir können nicht überall zu jeder Zeit sein." Sicherheitspersonal, das permanent auf allen Linien mitfährt, hat die DVG nicht und könnte es auch nicht bezahlen. Die Polizei hat gleichfalls beobachtet, dass Zwischenfälle mit DVG-Kunden überall im Stadtgebiet registriert werden. Oft werde ein Streit, der in der Bahn begann, dann beim Aussteigen erst richtig ausgetragen. Solche Vorfälle gab es in diesem Jahr zum Beispiel in Wanheim beim Haltepunkt "Tiger&Turtle".

Die Sicherheitsprobleme in öffentlichen Verkehrsmitteln der DVG sind kein Duisburger Einzelfall. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat gerade erst ein Programm auf die Beine gestellt, dessen wesentlicher Inhalt der Einsatz von mehr Sicherheitspersonal in S-Bahnen ist. Auf die kommunalen Verkehrsbetriebe hat der VRR in diesem Punkt keinen Zugriff. "Es wäre gut, wenn die Städte gemeinsam mit dem VRR am Runden Tisch überlegen würden, wie und wo welche Maßnahmen realisierbar sind", sagt Frank Heidenreich, Vorsitzender der CDU-Fraktion im VRR. "Dazu aber ist es nötig, dass die Städte und die örtlichen Betreiber des Nahverkehrs die Probleme benennen und nicht versuchen, um den heißen Brei herum zu reden."

(RP)
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