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Duisburg Meisterhafte Liederzyklen

Duisburg · Der Tenor Christoph Prégardien eröffnete im jüngsten, vierten Kammerkonzert mit dem Liederzyklus "Die schöne Müllerin" das kleine Schubert-Festival, das die Stadt Duisburg zu seinem 60. Geburtstag ausrichtet.

 Christoph Prégardien und sein Sohn Julian.

Christoph Prégardien und sein Sohn Julian.

Foto: Hans Morren

"Die schöne Müllerin" D 795 (1823) ist der erste große Liederzyklus von Franz Schubert. Der Komponist hatte dazu 20 Gedichte aus einer Sammlung des Dessauer Hofrats Wilhelm Müller ausgewählt, in denen die traurige Liebesgeschichte eines reisenden Müllerburschen erzählt wird. Ein freundlich murmelndes Bächlein weist ihm den Weg zur Mühle - und zur schönen Müllerin. Sie erhört ihn zwar bald, verlässt ihn aber ebenso rasch wieder zugunsten eines stolzen Jägers. Der arme Bursche geht vor Kummer ins Wasser und findet seine Ruhe schließlich unter den tröstlichen Klängen eines Wiegenlieds, das ihm wiederum der Bach singt.

Der Versuch des Müllerburschen, sesshaft zu werden, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, erklärt der Schubert-Experte Elmar Budde: "Die Absage der Müllerin, die ja des Müllers Tochter, also die Tochter eines vermögenden Vaters, ist, bedeutet mehr als ein ,Ich liebe dich nicht', es ist die Absage an einen Menschen, dessen Ungebundenheit sich nicht den gesellschaftlichen Normen fügt." Dennoch sei es der Müllerbursche gewesen, der die Zuneigung der Zeitgenossen fand, "denn er ist es, der jene Ungebundenheit beispielhaft vorlebt, die dem Bürger verwehrt ist." Schubert schreitet in diesen 20 Liedern oft Grenzbereiche des Erlebens und Empfindens aus. Hoffen und Bangen, Zuversicht und Resignation sind hier in einer Stunde zusammengedrängt. Christoph Prégardien ist wahrscheinlich heute derjenige, welcher "Die schöne Müllerin" am häufigsten und in den verschiedensten Fassungen aufgeführt hat. Er kennt diesen Liederzyklus wie seine Westentasche. Nach wie vor versteht man bei ihm fast jedes Wort und er unterstreicht seinen Vortrag mit sprechender Mimik und Gestik, manchmal hart an der Grenze zum Manierismus. Jedenfalls muss man den Text nicht im Programmheft mitlesen - dafür ist es im Theater am Marientor ohnehin zu dunkel -, denn der Sänger bringt dem zahlreichen Publikum den Inhalt und Gehalt selbst schon nahe. Sein Timbre ist sonorer geworden, immer wieder glaubt man einen Bariton zu hören. Der vorzügliche Pianist des Abends war der 1984 geborene Christoph Schnackertz, seit 2011 Lehrbeauftragter für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. In Schuberts umfangreichem Liederschaffen fanden sich zwei Nummern, die sogar als Zugaben nach der "Schönen Müllerin" geeignet sind: die ganz ähnliche "Liebesbotschaft" aus dem "Schwanengesang" und eine verinnerlichte Rückert-Vertonung.

Das kleine Schubert-Festival, das Duisburg zum 60. Geburtstag von Christoph Prégardien im Theater am Marientor ausrichtet, geht weiter am Samstag, dem 20. Februar, mit einem Kammerkonzert extra. In einer exklusiv für unsere Stadt konzipierten, dreistündigen "Schubertiade" erklingen Lieder und Ensemble-Gesänge von Schubert und anderen, aufgeführt durch Christoph und Julian Prégardien (Tenor), Samira Prégardien (Klarinette), Andreas Frese und Michael Gees (Klavier), Jan Schumacher (Dirigent), Hornisten der Duisburger Philharmoniker und die Camerata Musica Limburg.

(hod)
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