Duisburg Mercator-Matinéen: Die Welt im Wandel

Duisburg · Am Sonntag startet eine neue Serie der anspruchsvollen Vortragsreihe im Kultur- und Stadthistorischen Museum. Dabei geht es um die Weichen, die in Mercators Epoche gestellt wurden und die bis heute nachwirken.

 Wilfried Schaus-Sahm konzipiert die Mercator-Matinéen.

Wilfried Schaus-Sahm konzipiert die Mercator-Matinéen.

Foto: p.klucken

Wirtschaftshistoriker haben ausgerechnet, wer als reichster Mensch aller Zeiten gelten kann. Es ist der Augsburger Jakob Fugger (1459-1525). Sein Vermögen soll, umgerechnet auf die heutige Zeit, 300 Milliarden Dollar betragen haben. Vermutlich wird Fugger im zweiten Vortrag der neuen Folge der Mercator-Matinéen eine nicht unbedeutende Rolle spielen. Prof. Dr. Niko Paech, der an der Uni Siegen lehrt, wird am Sonntag, 2. April, ein wirtschaftspolitisches Thema aufgreifen. Sein Vortrag hat den Titel "Die Illusion vom ewigen Wachstum - Bedingungen und Möglichkeiten einer Postwachstumsökonomie".

Die 2012 von Wilfried Schaus-Sahm gegründeten und bis heute von ihm kuratierten Mercator-Matinéen stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Welt im Wandel". Die Vortragsreihe beschäftigt sich diesmal mit Entwicklungen in Gesellschaft und Politik seit Beginn der Neuzeit. Zwischen Höllenfurcht und Visionen vom "Goldenen Zeitalter" wurden in Mercators Epoche (1512 bis 1594) gesellschaftliche und politische Weichen gestellt, die bis heute nachwirken. Die Matinéen starten furios mit einem literarischen Thema. Der Schriftsteller Michael Köhlmeier, der auch ein glänzender mündlicher Erzähler ist, beschäftigt sich am Sonntag, 5. März, mit William Shakespeare (1564 bis 1616). Unter der Überschrift "Liebe, Macht, Tod, Identität" erzählt der Autor mit eigenen Worten die Shakespeare-Dramen "Hamlet" und "König Lear" nach. Mit Nacherzählungen großer Stoffe hat sich der in Vorarlberg und Wien lebende Autor, der demnächst den Marie-Luise Kaschnitz-Preis bekommt, bereits einen Namen gemacht. Diese Mercator-Matinée wird gefördert von der Fasselt-Stiftung und dem "Verein für Literatur", Duisburg.

Sultan Süleyman, der von 1520 bis 1566 herrschte, ist der wohl bedeutendste osmanische Regent. Zurzeit wird um ihn und die "Blütezeit" des Osmanischen Reiches in der Türkei eine Art Kult betrieben. Prof. Yavuz Koese von der Uni Hamburg stellt das Wirken und Nachwirken Süleymans in den Mittelpunkt seines Vortrags am 7. Mai. Die Matinée trägt die Überschrift "Prächtige Zeiten: Süleyman und die modernen Osmanenträume".

Mit Niccolo Machiavelli (1469 bis 1527) und Thomas Morus (1478 bis 1535) beschäftigt sich am 4. Juni Dr. Stefano Saracino, der an den Universitäten in München und Wien lehrt. Der Historiker und Politologe möchte aufzeigen, wie Machiavelli und Morus die Neuerungen auf dem Gebiet der Nautik und Geographie aufgegriffen haben. Zugleich wird der Referent die Hauptmerkmale des politischen Denkens der beiden höchst unterschiedlichen historischen Persönlichkeiten darstellen. Saracinos Vortrag ist überschrieben mit: "Die politische Neuvermessung der Welt."

Wie unterscheiden sich und was eint die Kolonialzeit des 16 Jahrhunderts und die von der Migrations geprägte Gegenwart? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Sozialwissenschaftler und Publizist Prof. Dr. Dr. Gunnar Heinsohn am 2. Juli. Heinsohn ist bekanntgeworden durch seine Studie "Söhne und Weltmacht", in der er einen Zusammenhang von männlich dominierter Bevölkerung und Kriegen diagnostiziert.

In Kooperation mit dem Duisburger Referat für Gleichstellung findet am 24. September der Vortrag "Die Entdeckung der Frauen in der Renaissance" von Dr. Thomas Blisniewski statt. Der vielstudierte Kulturwissenschaftler lehrt in Köln, Berlin und auch an der Uni Duisburg-Essen.

"Droht eine Gegenaufklärung?" - diese Frage beherrscht die Gesprächsmatinée am 29. Oktober. Dabei unterhält sich der Philosoph und Radio-Moderator Jürgen Wiebicke mit dem Publizisten Christian Schwägerl. Angesichts der jüngsten Entwicklungen (Trump und Erdogan) gewinnt dieses Thema an Brisanz. Die diesjährigen Mercator-Matinéen enden am 26. November mit einem Vortrag von Prof. Frieder Otto Wolf (Berlin). Der Referent schlägt einen Bogen vom Humanismus der Mercator-Zeit zum heutigen Humanismus.

Unterstützt werden die Mercator-Matinéen von der Mercator-Gesellschaft, der VHS, dem WDR, dem Verein für Literatur und Kunst, der Fasselt-Stiftung und vom Pfarrer der Salvatorkirche, Martin Winterberg. Martin Winterberg wird die Themen der Mercator-Matinéen am 2. April und am 29. Oktober in den Predigten der Gottesdienste, die jeweils um 10 Uhr beginnen, aufgreifen.

(pk)
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