Duisburg Mercatorhalle als lustiges Wartezimmer

Duisburg · Der Mediziner und TV-Unterhalter Eckart von Hirschhausen brachte das Publikum zum Lachen und Staunen.

Duisburg: Mercatorhalle als lustiges Wartezimmer
Foto: Klaus Dieker

Wenn Lachen wirklich gesund macht, dann hat Eckart von Hirschhausen am Mittwochabend in der Mercatorhalle eine Menge erreicht. Der Mediziner und beliebte TV-Star, der 1994 mit "Magna cum laude" zum Thema "Die Wirksamkeit der intravenösen Immunglobulintherapie in der hyperdynamen Phase der Endotoxinämie beim Schwein" promovierte, brachte sein Publikum nicht nur zum Lachen, sondern ließ es tanzen, singen und vor allen Dingen staunen.

Seit 2013 tourt der vielseitige Entertainer schon mit seinem Programm "Wunderheiler" durch die Lande. Im Frühjahr des nächsten Jahres ist dann Schluss. Die Hirschhausen-Fans brauchen aber keine Sorge haben, nach einem Jahr Pause wird er dann mit einem neuen Programm durchstarten. In seiner "Sprechstunde" in Duisburgs guter Stube machte Hirschausen deutlich - er arbeitete von 1993 bis 1994 als Arzt in der Kinderneurologie der Freien Universität Berlin -, dass trotz aller kabarettistischen Elemente auch ein Stück echtes Anliegen mitschwingt, wenn er auf Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen hinweist. "In unserer Abiturklasse machten die eher mittelmäßigen Schüler ein BWL-Studium, ein Medizinstudium begannen nur wenige. "Wer hat jetzt das Sagen in den Krankenhäuser?" fragte er um die Antwort gleich selbst zu geben: "Die Betriebswirte." Früher stand der Grundsatz "Wie kann ich helfen" im Vordergrund, heute arbeite man in den Kliniken nach dem Motto "Wie mache ich 20 Prozent Rendite". "Wie sich das Unerklärliche erklärt" nennt sich der Untertitel seines aktuellen Programms. Dabei stellt Hirschhausen den "unerklärlichen" Placebo-Effekt auf seine ganz spezielle Art heraus. Er berichtet von einer Versuchsreihe in den USA, wo einem Teil von Patienten, denen eine Knie-Operation bevorstand, einfach vorgegaukelt wurde, dass diese Operation durchgeführt worden sei.

Das Überraschende dabei war, dass die so (nicht) "Operierten" sich genauso gut oder schlecht fühlten wie die tatsächlich operierten Patienten. Dass bei uns zu viel operiert wird, ist für Hirschhausen keine Frage: "Operationen werden einfach überbezahlt, Pflege mindert hingegen den Gewinn." Operiert würde alles, "was bei drei nicht auf den Bäumen ist". Interessant waren seine weiteren Erklärungen zu Placebo-Effekten, die erstaunlich oft zu Erfolgen führen. Dabei würden oft "ganz einfach nur die Selbstheilungskräfte des Körpers" aktiviert. Entscheidend sei dabei einfach "der Glaube, dass etwas hilft". Hirschhausen plädierte dafür, nicht alles, was Ärzte diagnostizieren, als Gottgegeben hinzunehmen. Es sei oftmals wichtig, eine zweite Meinung einzuholen, denn "es ist ihr Körper".

Das demonstrierte, nicht ganz ernst gemeint, an seinem eigenen Verhalten. "Der Arzt sagte, ich soll abnehmen und mich mehr bewegen. Da habe ich mir aber eine zweite Meinung eingeholt." Mehr Wertschätzung forderte der Comedian mit ärztlichem Hintergrund für die unbezahlbaren aber unterbezahlten Pflegekräfte: "Wenn die Lokführer streiken, kommt man halt nicht von A nach B. Wenn das Pflegepersonal streikt, kommt kein Patient mehr vom Bett aufs Klo." Auch seine Fähigkeiten als Magier - Hirschhausen zauberte bereits während seines Studiums - setzten das Publikum in der rappelvollen Mercatorhalle immer wieder in Erstaunen.

Höhepunkt war die "Live-Operation" auf der Bühne, als einem Kandidaten aus dem Publikum - natürlich zeitgleich auf einer Videowand übertragen - total echt aussehend und ziemlich blutig der Blinddarm herausgenommen wurde.

In Sachen Wohlbefinden gab Eckart von Hirschhausen den Besuchern noch einen Tipp mit auf den Heimweg: "Manchmal braucht es nur jemand, der einen in den Arm nimmt."

(RP)
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