Duisburg MGV Glückauf Neumühl hat sich aufgelöst

Duisburg · Ein fast 115 Jahre langes Kapitel im Buch der Neumühler Geschichte ist abgeschlossen. Der traditionsreiche Männer-Gesangverein Glückauf Neumühl 1901 hat sich aufgelöst.

Der Nachlass ist weitestgehend geregelt. Die jüngste Jahreshauptversammlung des einstmals stolzen Werkschores der Zeche Neumühl hat mit der erforderlichen Drei-Viertel-Mehrheit beschlossen, dass jetzt Schicht am Schacht ist. Nachdem sich die Zahl der aktiven Sänger in überschaubaren Grenzen hielt und zudem kein neuer Vorstand gefunden werden konnte, war dieser "schmerzliche Schritt", so die Sänger, unausweichlich. Einige Aktive haben sich dem MGV Eintracht Buschhausen angeschlossen, mit dem der MGV Glückauf zuvor schon eine Probengemeinschaft eingegangen war. Die "Nachlassverwalter" Karl Schönemann, Hermann Zodet und Werner Frings haben zudem für einen "nachhaltig wirkenden" Abschluss gesorgt.

Der wertvolle Rheinpreußen-Pokal, den die Neumühler ab 1953 dreimal in Folge "ersungen" haben und der dadurch endgültig in ihren Besitz ging, wurde jetzt dem Heimatverein Hamborn überreicht. Aus den Kassenbeständen des Vereins gehen jeweils 500 Euro an die Jugend der Katholischen Gemeinde Herz-Jesu, die Jugend der Evangelischen Kirchengemeinde Neumühl und den Verein für Offene Jugendarbeit Neumühl (OfJu e.V.). So helfen stimmgewaltige "ältere Herren" den Neumühler Jugendlichen. Nun gilt es noch, den Flügel und die umfangreichen Notenwerke zu veräußern.

Über elf Jahrzehnte hat der MGV Glückauf das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Stadtteil mitgeprägt und gestaltet. Im Gründungsjahr 1901 war das wirtschaftliche Leben fast ausschließlich auf die Zeche ausgerichtet. Die Blütezeit der Zeche war auch die Blütezeit des Chores. So gründeten vorwiegend Zechenangehörige den Männer-Gesangverein Neumühl, der 1932 mit über 100 aktiven Sängern sogar offizieller Werkschor wurde und in "Knappen-Gesangverein Gewerkschaft Neumühl" umbenannt wurde. Namhafte Chorleiter und Musikdirektoren wie Börgartz, Hülsmann, Gottschalk, drei Generationen der Familie Greis oder zuletzt Elvira Ulanova setzten "Akzente nach Noten". Fast legendäre Vereinsvorsitzende wie Theo Kappert, Otto Hausherr oder Hans Gronek sind noch heute in vieler Munde.

Nach der Zechenschließung konnte der Knappen-Gesangverein nicht mehr als Werkschor bestehen und wurde in "Männer-Gesangverein Glückauf Neumühl 1901" umbenannt, wobei der Namensteil Glückauf ausdrücklich die besondere Verbundenheit mit dem Bergbau zum Ausdruck bringen sollte.

(RP)
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