Duisburg Mit Liedern groß werden

Duisburg · Türchen Nummer 14: Bei den In-Betweens der evangelischen Kirchengemeinde Vluyn singen Kinder zwischen neun und elf Jahren. Das macht nicht nur Spaß, sondern bereitet die Dritt-und Viertklässler auch auf das Leben als Erwachsene vor.

Duisburg: Mit Liedern groß werden
Foto: Schüssler

Zwischen Schule und Abendessen ist für die zehn Mädchen der In-Betweens aus Neukirchen-Vluyn noch Zeit zum Singen. Denn "Beim Singen kann man frei sein und muss nicht nachdenken. Man singt einfach", weiß die neunjährige Matthea. Deshalb steht die wöchentliche Probe am Mittwoch fest in ihrem Stundenplan.

Die schulischen Anforderungen werden immer größer und nehmen den Kindern einen Großteil der Freizeit. Das sei laut Chorleiterin Claudia Naujoks auch der Grund, warum immer weniger Kinder bei den In-Betweens mitmachen: "Die Regelmäßigkeit wird den Kindern dann zu viel. Es ist ein Termin und man muss dafür wieder losgehen." Außerdem machen dem Singen, insbesondere bei den Jungs, sportliche Aktivitäten Konkurrenz. Da gebe es Fußball und Schwimmkurse, die die Zeit der Kinder in Anspruch nehmen. "Vielleicht finden die Jungs das Singen auch nicht cool genug", sagt Naujoks.

Dabei sei das Singen bei der Entwicklung des Kindes nicht zu unterschätzen. "Die Stimme ist unser erstes Instrument", sagt Claudia Naujoks. "Die Stimme ist etwas sehr Persönliches und man muss zu ihr stehen können", sagt sie. Das führe am Ende zu einer Stärkung des Selbstbewusstseins.

Aber das Singen im Chor stärkt nicht nur das Selbst, sondern auch die soziale Kompetenz. "Man muss zusammen singen, gemeinsam den Ton finden, abwarten und auch dranbleiben, wenn etwas nicht klappt", sagt Claudia Naujoks. Dadurch entwickeln die Kinder ein Zusammengehörigkeitsgefühl, den Respekt füreinander und auch Durchhaltevermögen. Außerdem werden die Lieder bei den In-Betweens meistens auswendig gelernt, so dass die Aufmerksamkeit gefördert wird.

"Lieder erzählen immer auch Geschichten, dadurch werden das Wissen und der Wortschatz erweitert", sagt die Chorleiterin.

Neben dem ganzen Lernen, was die Kinder auch schon genug in der Schule tun, steht natürlich der Spaß im Vordergrund: "Die Kinder sagen auch ganz offen, was ihnen nicht gefällt", sagt Naujoks. Allerdings machen sie vieles spielerisch mit, auch wenn manche zunächst zurückhaltend sind. Im Vergleich zu Erwachsenen seien sie auch schneller begeisterungsfähig. "Sie sind offen und man kann ihnen noch viel beibringen", sagt Claudia Naujoks.

Nicht jeder werde am Ende ein super Chorsänger, aber dass jeder singen kann, glaubt die Chorleiterin schon. "Bei den meisten Menschen, die nicht singen wollen oder können, sind es keine organischen Gründe. Vielmehr spielen hier Scheu und Angst eine große Rolle", weiß sie. Man könne alles lernen und dürfe die Stimme nicht einrosten lassen.

Deshalb wird natürlich auch bei der Weihnachtsfeier der In-Betweens gesungen. Allerdings findet die nicht vor Weihnachten statt, da die Kinder dort schon mit solchen Veranstaltungen überhäuft werden. "Wir machen dann Schokoladenfondue, quatschen und berichten, was wir geschenkt bekommen haben", sagt Claudia Naujoks.

Weihnachten feiert dann jedes der zehn Mädchen mit der Familie. Während bei Matthea gemeinsames Singen und Geigespielen Tradition sind, wird bei Jule zunächst gemeinsam gegessen.

Erst wenn die Glocke klingelt, öffnet sich die Tür zum Wohnzimmer. Dann werden Lieder gesungen und angestoßen. "Aber ich trinke nur Traubensaft", sagt die Zehnjährige. Danach gibt es dann endlich die lang ersehnten Geschenke.

Auf den Facebookseiten unserer Redaktionen vom Niederrhein finden Sie im Rahmen unseres Adventskalenders ein Weihnachtsvideo vom Chor, zum Beispiel unter "Rheinische Post Duisburg" oder über die Adresse www.facebook.com/rp.duisburg

(jms)
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