ARD-Sendung "In Deutschland um die Welt" Moderator Pierre M. Krause reist durch das türkische Duisburg

Duisburg · Der Moderator Pierre M. Krause bereist in der ARD-Reihe "In Deutschland um die Welt" deutsche Großstädte, in denen fremde Kulturen eine große Rolle spielen. Bei seinem Besuch in Duisburg blickt er auf die türkischen Einflüsse in der Stadt.

Pierre M. Krause reist durch Duisburg
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Zum Auftakt der nicht ganz ernst gemeinten Dokumentation für den Sender eins plus präsentiert sich Pierre Krause am Duisburger Hauptbahnhof und gibt die Richtung der Sendung vor: in Duisburg macht er sich auf die Spuren der circa 80.000 Bürger mit türkischen Wurzeln. Am Innenhafen trifft er auf eine Tanzgruppe, die er mit einem mehr oder weniger platten Wortspiel ankündigt. "Das ist die Folklore-Tanzgruppe AFIR. Dennoch muss man über die A59 anreisen, wenn man sie besuchen möchte", erklärt Krause. Derartige Wortspiele ziehen sich durch die ganze Sendung. An einigen Stellen wirken sie etwas plump und zu offensichtlich, an anderen Stellen muss man einfach darüber lachen. Von Ali Oguz Bozkurt und seinen Mittänzern wird Krause dann mit einem klassischen Tanz aus dem Osten der Türkei vertraut gemacht.

Vom Innenhafen springt die Sendung in eine Bäckerei, in der sich der Moderator mit der Sängerin Bahar Kizil trifft. Kizil wurde bekannt mit der Gruppe Monrose, die die Casting Show "Popstars" gewonnen hat. In der Bäckerei und Konditorei sprechen beide über traditionelle und moderne türkische Lebensweisen.

Hochfeld wird dem Leser als Marxloh verkauft

Kizil wird als Teil einer Generation beschrieben, die mit den besten Teilen aus der türkischen und der deutschen Kultur aufgewachsen ist. Sie lebt ihre Religion für sich selbst und trägt sie nicht nach außen. Das alles zeichnet ein positives Bild. Doch ein Schwenk über die Wanheimer Straße in Hochfeld zeigt dem Zuschauer auch einen Bettler, der mit einem leeren Kaffeebecher vor einem Geschäft sitzt.

Warum man in der Moschee die Schuhe auszieht

Die Weltreise durch Duisburg bringt Pierre Krause auch zur Merkez-Moschee in Marxloh. Dort erklärt Zehra Yilmaz, Leiterin der Begegnungsstätte der DITIB-Moschee, dass zum Beispiel das Ausziehen der Schuhe hygienische Gründe hat, weil man beim Gebet den Boden unter anderem mit dem Gesicht berührt. Deswegen ist es ebenso wenig erlaubt, barfuß in eine Moschee zu gehen. Yilmaz weist daraufhin: "Moscheen sind keine geweihten Räume, wie etwa katholische Kirchen."

Angesprochen auf mögliche Ressentiments gegen die Moschee in Merkez-Moschee in Duisburg verweist Zehra Yilmaz auch auf aktuelle Ereignisse. Sie sagt: "Als hier Neonazis eine Demonstration angekündigt haben, hat sich der ganze Stadtteil Marxloh sich hier zusammengeschlossen und gesagt: Das ist unsere Moschee, das ist die Marxloher Moschee und wir wollen hier keine Neonazis haben." Neben aller Ernsthaftigkeit werden aber auch lustige Fakten, sogenannte Fun-Facts, zur Moschee genannt. So hieß der Architekt mit Nachnamen Christ und der Gerüstbauer Luther. Zur Moschee kehrt Krause am Ende der Dokumentation zum Fastenbrechen im Ramadan zurück.

Zwischen Moderne und Arbeiterromantik

Durch den Stadtteil Marxloh wird Krause von Mustafa Tazeoglu geführt. Dessen Familie hat in den Stahlwerken Duisburgs gearbeitet und er erinnert sich noch an den Spruch "Solange es Asche regnet, haben wir Brot auf dem Tisch." Der Ascheregen ist hier Teil einer Ruhrgebietsromantik, deren Symbole für eine laufende Industrie, aber auch deren negative Auswirkungen stehen. Selbstverständlich gehört die "Brautmodenmeile" auch zum Rundgang durch Marxloh. Dort reiht sich ein Geschäft für Brautmoden an das nächste. Pierre M. Krause versucht hier, Traditionen der türkischen Hochzeit auf den Grund zu gehen und probiert selbst ein Kleid an. Das Ganze regt zwar leicht zum Schmunzeln an, aber weder erfährt man hier viel über türkische Traditionen, noch wird einem klar, warum ausgerechnet Marxloh eine Anlaufstelle für angehende Brautpaare aus ganz Europa geworden ist.

Ein etwa dreiminütiger Ausflug in ein türkisches Restaurant bringt den Zuschauer ebenfalls nicht weiter. Es sei denn er geht gerne aus und dabei fremd und möchte dies am nächsten Tag seiner Partnerin verheimlichen. In diesem Fall legen einem Krause und der Besitzer des Restaurants nahe, eine Kuttelsuppe zu essen, die alle möglichen Gerüche und Geschmäcker im Mund egalisiert.

Kurzweilige Sendung mit vielen Kalauern

Am Ende hat der Zuschauer eine kurzweilige Sendung mit vielen Kalauern gesehen. Dazu gibt es einen Bezug auf aktuelle Ereignisse wie die Demonstrationen rechtsepopulistischer Gruppen in Duisburg. Was jedoch kaum thematisiert wird, ist, wie Bürger mit türkischen Wurzeln mit Bürgern aus anderen Ländern zusammenleben. Zudem wäre es interessant gewesen, zu erfahren, wie die Stadt auf die türkische Gemeinde in Duisburg blickt und was es für die Stadt bedeutet, dass türkisch geprägte Wahrzeichen wie die "Brautmodenmeile" oder die Merkez-Mosche mittlerweile zu Landmarken oder sogar Touristenattraktionen geworden sind.

(ac)
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