Duisburg Mrozeks erfolgreiche "Emigranten"

Duisburg · Das vielgespielte Theaterstück hatte jetzt "Spieltrieb"-Premiere im ausverkauften Foyer III unterm Dach des Theaters.

 Szene aus dem Schauspiel "Emigranten" mit Bashar Al Murabea (links) und Tim Zielke.

Szene aus dem Schauspiel "Emigranten" mit Bashar Al Murabea (links) und Tim Zielke.

Foto: Sascha kreklau

Der Aufbruch in ein vermeintlich besseren Leben in einem anderen Land endet für AA und XX in einem fensterlosen Keller. Das ist ihre Behausung in der Fremde, hier hocken sie zusammen. Der eine ist ein Intellektueller mit abstrakten Idealen, der andere ein schlichter Arbeiter mit bescheidenen Zielen. Sie können nicht mit- und nicht ohneeinander. Zwar sind sie Landsleute, doch sind die Verbindungen zwischen dem sich für materiellen Wohlstand abschuftenden, bäuerlichen Gastarbeiter und dem politischen Flüchtling ziemlich brüchig. AA hält sich gegenüber XX für überlegen: "Ich gehöre bereits der Nach-Konsum-Gesellschaft an, während du gerade bis zu der Phase gediehen bist, in der Glasperlen und Kieselsteine getauscht wurden". Am Silvesterabend kommt es zum Showdown.

Der vielgespielte Einakter "Emigranten" von Slawomir Mrozek (1930-2013) zeigt Menschen, die das Schicksal zusammentreibt und zerwirft. Er besticht durch eine wohlausgewogene Mischung aus persönlicher Tragik, politischen Spitzen und hinreißender Komik. Anstatt zu moralisieren, beschreibt er einfach den menschlichen Wahnsinn. Der polnische Meisterautor war selbst Flüchtling, als er das Stück 1974 in Paris zur Uraufführung brachte. Jetzt wurde es zum Spiegel, in dem Bashar Al Murabea, in Syrien geboren, seit September 2015 in Deutschland und seit Januar 2016 Mitglied im "Spieltrieb"-Jugendclub im Theater Duisburg, seine eigene Situation in einem Flüchtlingsheim betrachtet. Er hatte das Stück erstmals 2008 in Damaskus in einem Kellertheater gesehen.

In der punktgenauen Regie von "Spieltrieb"-Chef Michael Steindl erweisen sich Bashar Al Murabea als XX und Tim Zielke als AA nun als die idealen Darsteller dieser beiden Figuren. Sie haben dafür sowohl die Sprechweise als auch das Bewegungs-Repertoire. Die Produktion geht ja auch auf ihre eigene Initiative zurück. Nachdem kurzfristig entschieden wurde, das Stück auf den Spielplan zu setzen, blieben nur drei Wochen Proben. Es musste nur wenig aktualisiert werden, zum Beispiel auf der Straße telefonierende Menschen. Und das Foyer III entspricht mühelos Mrozeks Szenenanweisung: "Graue, schmutzige Wände mit Wasserflecken. Eine niedrige Decke."

Wir wollen aber auch diesmal nicht alles verraten, auch nicht ob die Sehnsucht oder die Illusion obsiegt. Wir empfehlen den Besuch einer der nächsten Vorstellungen am 12. November sowie am 8., 16., 18. und 23. Dezember. Es gibt noch Karten, am einfachsten unter Telefon 0203/ 283 62 100.

(hod)
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