Bauprojekt in Duisburg Museum Küppersmühle - Schlichter Anbau statt Luxus-Quader

Duisburg · Zuerst sollte ein monumentaler leuchtender Quader auf den Silos der einstigen Getreidemühle schweben. Nun wird es doch ein bodenständiger Ziegelanbau. Neue Bescheidenheit ist im Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen eingezogen, nachdem der erste Anlauf der Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron 2014 wegen Pfusch bei den Schweißarbeiten gescheitert war.

Museum Küppersmühle in Duisburg: Grundstein für Anbau gelegt
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Museum Küppersmühle in Duisburg: Grundstein für Anbau gelegt

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Foto: dpa, bt vge

Gern hätte man sich nach Duisburg im Ruhrgebiet ein bisschen Glanz geholt, wie ihn auch die ebenfalls von Herzog & de Meuron entworfene Elbphilharmonie in Hamburg ausstrahlt. Doch der spektakuläre Quader für die Küppersmühle, der schon voreilig als neues Wahrzeichen des Ruhrgebiets gefeiert worden war, wurde zum Millionengrab. Jahrelang rostete das verpfuschte weiße Stahlfachwerk-Skelett am Boden neben dem Privatmuseum vor sich hin und wurde schließlich verschrottet. Die Kosten waren zuletzt auf geschätzt 40 Millionen Euro explodiert.

Die Stadt und das Sammlerehepaar Sylvia und Ulrich Ströher, deren bedeutende Kollektion deutscher Kunst nach 1945 im Museum untergebracht ist, zogen die Notbremse. Der Neustart wurde durch die von den Ströhers gegründete private MKM-Stiftung möglich. Die Architekten entwarfen einen schlichten Neubau, der auf den ersten Blick gar nicht als solcher zu erkennen ist und sich an der Architektur des bestehenden Backsteinbaus orientiert. Die nun privat getragenen Kosten liegen nach Worten des Museumsdirektors Walter Smerling immer noch "im beachtlichen zweistelligen Millionenbereich".

Am Mittwoch wurde nach dem jahrelangen Bauskandal nun der Grundstein für den viergeschossigen Museumsanbau gelegt. Natürlich wäre der Quader auf den Silos "spektakulär gewesen", sagt Architekt Pierre de Meuron. Er wolle aber nichts bedauern. Auch das neue Projekt "strahlt eine unglaubliche Kraft aus".

Der schlichte rote Ziegelanbau an die Silos wird rund 2500 Quadratmeter zusätzliche Ausstellungsfläche für die Sammlung schaffen - fast doppelt so viel wie bisher. Die Küppersmühle werde damit zu einem der größten Museen in Nordrhein-Westfalen, sagt Smerling. Brücken in den Silos sollen den alten und neuen Gebäudeteil verbinden. Auf den Silos ist zudem eine Aussichtsplattform geplant.

De Meuron hätte wohl gern stärkere Kontraste zwischen Neu- und Altbau gesetzt. Doch nach dem Debakel um den Quader war die Experimentierfreude bei allen Beteiligten nicht mehr allzu groß. Und es sollte auch "etwas Günstigeres" gebaut werden, hieß es.

Die großen Namen der Kunst seit 1945 sind in der Küppersmühle zu finden: Gerhard Richter, Georg Baselitz, Anselm Kiefer, A.R. Penck, Markus Lüpertz, Jörg Immendorff. Doch Duisburg hat trotz eines groß angelegten Masterplans des britischen Architekten Sir Norman Foster nach wie vor Probleme, sich auch vom Schmuddelimage des Ruhrpotts zu befreien. Ein bedeutendes Kunstmuseum wie die Küppersmühle könnte für mehr Strahlkraft der Stadt sorgen, das ist die Hoffnung. "Es ist ein Museum von deutschlandweiter Bedeutung, das nicht nur auf die Stadt begrenzt ist", sagt Oberbürgermeister Sören Link (SPD).

Es gehe nicht nur um ein Gebäude, "es geht um die Stadt", sagt de Meuron. Duisburg mit seinem "unglaublichen Strukturwandel" fasziniere Architekten. Er wolle gern einen Beitrag für Duisburg "im positiven Sinne" schaffen, sagt de Meuron. "Ein Scheitern ist auch immer eine Chance."

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