Duisburg Musikalisch "Die Hochzeit des Löwen" gefeiert

Duisburg · "Der Karneval der Tiere" in einer neuen Textfassung.

"Der Karneval der Tiere" ist eine Suite mit 14 kurzen Sätzen für zwei Klaviere und Kammerorchester von dem französischen Komponisten Camille Saint-Saens (1835-1921). Er komponierte sie im Januar 1886 in einem kleinen österreichischen Dorf und verarbeitete darin Skizzen aus seiner Zeit als Klavierlehrer (1861/65). Die Gelegenheit, das Werk jetzt niederzuschreiben, war ein privates Konzert am Fastnachtsdienstag. Das Werk mochte er dann zu Lebzeiten aber doch nicht veröffentlichen, fürchtete er doch um seinen Ruf. Denn abgesehen davon, dass er in den Stücken allerlei Tierrufe durch die Instrumente imitierte - zum Beispiel das "I-ahh" der Esel in den "Persönlichkeiten mit langen Ohren" - hatte er zudem mehrere seiner Berufskollegen zitiert: Jacques Offenbach bei den "Schildkröten" mit einer Zeitlupen-Version von zwei Cancans aus "Orpheus in der Unterwelt", Hector Berlioz und Felix Mendelssohn tiefergelegt als "Elefant" sowie Gioacchino Rossini, dessen Rosina-Arie unter den "Fossilien" erscheint. Diese Komponisten waren zwar zu dem Zeitpunkt schon tot und konnten es ihm nicht mehr verübeln - aber Saint-Saens mochte auch deren Bewunderer nicht verärgern. Inzwischen ist der "Karneval" eines seiner bekanntesten Werke.

In der heutigen Aufführungspraxis werden die Stücke meist jeweils kurz von einem Erzähler eingeleitet. Jetzt gaben die Duisburger Philharmoniker im Theater die Uraufführung einer neuen Textfassung als "Karneval der Tiere oder: Die Hochzeit des Löwen" von der 1979 geborenen Schriftstellerin, Journalistin, Sängerin und Schauspielerin Marie Pohl, die dabei auch als koboldhafte Erzählerin auftrat. Ihre Version zielt weniger auf die musikalischen Anspielungen - der "Schildkröten"-Gag etwa wurde hier fast ganz verschenkt -, sondern auf eine schlüssige und heitere Geschichte. Das schreckt dann auch vor diversen Regressionen in die Analphase nicht zurück, etwa wenn der beliebte Cello-"Schwan" hier nur deshalb so elegisch dreinschaut, weil er Blähungen hat.

Mit dem Orchester (einschließlich Glasharmonika) verbanden sich an den beiden Flügeln Cécile Tallec (Korrepetitorin an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg) und Jonathan Zydek (Konzertexamen-Student am Campus Duisburg der Folkwang-Universität der Künste). Die Leitung durch den spanischen Gastdirigenten Miguel Romea war vorzüglich, schon in der viersätzigen "Simple Symphony" op. 4 (1934) für Streichorchester von Benjamin Britten (1913-1976) als willkommener "Ouvertüre".

(RP)
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