Duisburger versuchte Kind aus Rhein zu retten Mutiger Helfer: "Das Kind wurde sofort unter Wasser gezogen"

Duisburg · Ein 13-jähriger Junge ist am Dienstagnachmittag in den Rhein gestürzt und wird seitdem vermisst. Mehmet Turgay versuchte das Kind zu retten und sprang in das Wasser. Der Mut des 52-jährigen Duisburgers wurde nicht belohnt.

Mai 2014: 13-Jähriger ertrinkt im Rhein bei Duisburg
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Mehmet Turgay schaut auf den Rhein, genießt die Sonne und beobachtet die vorbeifahrenden Schiffe. Ein Hilfeschrei lässt ihn aufschrecken. Ein Junge, 16 Jahre alt, steht mit freiem Oberkörper am Rheinpark in Duisburg-Hochfeld am Ufer, sieht seinen Freund ertrinken und schreit. Turgay schaut, sieht ein Kind im kalten Wasser und beweist unglaublichen Mut.

"Ich habe nicht gesehen, was genau passiert ist", sagt der Duisburger, "aber es war ein Kind im Wasser". Dann hat er sich seine Hose und sein Oberteil bis auf das Unterhemd ausgezogen und ist in das Wasser gesprungen. "Ich habe versucht möglichst weit zu springen. Das Kind war bestimmt schon 20 Meter vom Rand entfernt", berichtet der 52-Jährige mit zittriger Stimme. "Ein halber Meter oder Meter hat vielleicht gefehlt", sagt Turgay und macht eine Pause bevor er weiter spricht. "Ich wollte nach dem Jungen greifen, aber es war schwierig. Er wurde unter Wasser gezogen". Dann wiederholt Turgay seine Worte, wirkt fassungslos: "Sofort", sagt er, "sofort ist das Kind unter Wasser gezogen worden. Einen halben Meter von mir, einen halben Meter".

"In dem Wasser sieht man nichts"

Turgay bekam das Kind nicht zu fassen. Er tauchte nochmal unter, suchte weiter. "Aber in dem Wasser sieht man gar nichts." Nach "ein paar Minuten", wie er sagt, musste er selbst entkräftet zurück an das Ufer. Ein 25-jähriger Mann, der Augenblicke nach Turgay ins Wasser gesprungen war, konnte den 13-Jährigen im trüben Wasser ebenso wenig finden. Seitdem ist der Junge nicht mehr gesehen worden, die Überlebenschancen werden von der Polizei als gering eingestuft.

Die Suche eines Großaufgebotes der Polizei, der Feuerwehr und eines Rettungshubschraubers musste nach zweistündiger Suche eingestellt werden. Die Erfolgsaussichten waren zu gering. "Der Rhein ist ein fließendes Gewässer und im Moment führt er auch sehr viel Wasser mit", erklärt Daniela Krasch. Daher habe man keinerlei Indizien, wo sich das Kind befinden könnte. "Es hat auch schon Fälle gegeben, bei denen eine Person rheinaufwärts getrieben wurde", sagt die Polizeihauptkommissarin. Die Wasserschutzpolizei und die Berufsschifffahrt sind informiert, mehr könne aktuell nicht getan werden.

Umstände noch unklar

Warum der Junge in den Rhein gestürzt ist, ist noch unklar. Zum Zeitpunkt des Unglücks hatte sich der 13-Jährige mit zwei Freunden (12 und 16 Jahre alt) auf dem Rheinpark-Gelände in der Nähe der Eisenbahnbrücke aufgehalten. "Ob es beim Spielen passiert ist, oder ob er einfach nur ausgerutscht ist, können wir aktuell noch nicht sagen", erklärt Krasch. Die zwei Freunde, die mit dem 13-Jährigen unterwegs waren, seien heute wieder in der Schule gewesen. "Wir haben uns dazu entschlossen, ihnen etwas Alltag zu lassen", sagt die Polizeihauptkommissarin. Am heutigen Nachmittag sollen sie von den Beamten angehört werden.

Vor Turgay hat Krasch höchsten Respekt. "Selbst gute Schwimmer haben bei diesen Bedingungen ihre Probleme", sagt die Beamtin. In welche Gefahr sich der Duisburger begeben hat, zeigt auch, dass die alarmierten Taucher nicht zum Einsatz kamen. Die Strömung und schlechte Unterwassersicht waren zu gefährlich.

(sgo)
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