Nach Problemen bei Aldi in Duisburg Wenn die vernetzte Supermarkt-Kasse zum Problem wird

Duisburg · Am Montag hat ein Problem im Kassensystem dazu geführt, dass Dutzende Aldi-Märkte in Duisburg, Oberhausen, Mülheim und Bottrop geschlossen werden mussten. Ein Experte erklärt, wie anfällig moderne Kassensysteme sind und wie sich Händler gegen solche Ausfälle schützen.

 Dieses Schild zum Ausfall der Kassen sahen Kunden am Montag in einem Aldi-Markt in Oberhausen.

Dieses Schild zum Ausfall der Kassen sahen Kunden am Montag in einem Aldi-Markt in Oberhausen.

Foto: Twitter/Nerdator

Wie es aussieht, wenn das Kassensystem eines Supermarktes große Probleme bereitet, konnten Kunden einer Aldi-Süd-Filiale in Oberhausen Schwarz auf Rot lesen. Ein Schild wies daraufhin, dass keine Waren mehr kassiert werden konnten. Der Betreiber der Märkte konnte den Supermarkt daraufhin nur noch schließen.

Neben der Filiale in Oberhausen waren auch alle Märkte der Regionalgesellschaft Mülheim an der Ruhr teilweise mehrere Stunden lang von den Ausfällen betroffen. Die Gesellschaft betreut mehr als 40 Märkte in den Städten Duisburg, Oberhausen, Bottrop und Mülheim. Beim Lebensmitteleinzelhandelsverband möchte man nicht über die Hintergründe und den finanziellen Schaden spekulieren. Bei der Konkurrenz von Aldi-Süd heißt es hingegen, dass Millionenschäden nicht unwahrscheinlich sind. Schließlich gehört zu der betroffenen Regionalgesellschaft auch einer der umsatzstärksten Märkte in Nordrhein-Westfalen.

IT-Experte Ulrich Spaan kann sich einen vergleichbaren Fall nicht erinnern. Er forscht in Fragen der IT-Infrastruktur am Kölner EHI Retail Institute und ist dort Mitglied der Geschäftsführung. Das Institut arbeitet im Auftrag verschiedener Einzelhandelsunternehmen. Unabhängig vom aktuellen Fall erklärt Spaan unserer Redaktion, wie sehr Kassensysteme bei einzelnen Discountern vernetzt sind. Die Unternehmen wollen in der Abrechnung immer schneller sein, schneller auf Kundenwünsche reagieren können und ihre Mitarbeiter möglichst noch während des Arbeitsprozesses schulen. "Deshalb werden im filialisierten Handel die Kassen 'onlinefähig' gemacht", sagt Spaan. Kassen, die nicht ans Internet oder ein firmeninternes Netz zur Abrechnung angeschlossen seien, finde man nur noch in Einzelfällen in kleinen Geschäften.

Dass ein Kassensystem über das Internet mit der Firmenzentrale verbunden ist und es immer mehr bargeldlose Bezahlmöglichkeiten gebe, bedeute laut Spaan aber noch kein Problem. "Normalerweise sichert sich jedes Unternehmen ab, sodass Teile des Kassensystems auch offline verfügbar sind", so Ulrich Spaan.

Die Unternehmen besäßen zudem Notfallpläne, die bei dem Ausfall einer Kasse griffen. Fällt etwa ein Terminal für die Kartenzahlung aus, sorge in der Regel der Hersteller des Terminals oder die Gesellschaft, die Transaktionen verwalte, für eine zeitnahe Lösung des Problems. Wie schnell solch eine Problemlösung erfolgen müsse, werde in Verträgen geregelt. Wenn etwa nicht alle Kassen besetzt seien, könne bei Problemen auch einfach auf eine andere Kasse ausgewichen werden. Zwar seien die Kassen vernetzt, das heißt aber nicht, dass sie nicht wieder vom Netz getrennt werden könnten. "Wenn aber wie in vielen Discountern zu Stoßzeiten alle Kassen besetzt sind, geht das natürlich nicht", sagt Ulrich Spaan.

Wie auch andere Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, werden auch Kassensysteme immer wieder von Computerviren oder Spähprogrammen befallen. Laut Ulrich Spaan kämpfen vor allem die großen Einzelhandelsunternehmen recht erfolgreich gegen diese Angriffe an.

Bei allen Problemen, die ein Kassensystem bereiten könnte, steht nach Angaben des IT-Experten immer die Frage im Mittelpunkt: Kann der Kunde noch problemlos und vor allem sicher bezahlen? Wird diese Frage mit nein beantwortet, müsse im Notfall ein Kassensystem abgeschaltet werden. Und wenn in einem Supermarkt keine Kasse mehr läuft, dann muss auch er schließen.

(ac)
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