Rp-Serie Berufe Bei Der Stadtverwaltung Nachwuchs auf seinem Weg begleiten

Duisburg · Oft gelten Jobs bei der Stadt als langweilig und eintönig. Ab sofort werden wir in unregelmäßiger Reihenfolge Berufe der Stadtverwaltung vorstellen und zeigen, wie es wirklich ist. Los geht es mit Rolf Reisinger, der sich um die Azubis kümmert.

 Rolf Reisinger schaut Aylin Fakir über die Schulter, die bei der Stadt eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten macht.

Rolf Reisinger schaut Aylin Fakir über die Schulter, die bei der Stadt eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten macht.

Foto: Christoph Reichwein

Wenn ein Kfz-Mechaniker von seinem Beruf erzählt, hat fast jeder sofort ein Bild im Kopf. Von einer Person im Blaumann, die an kaputten Autos herumschraubt und sie wieder zum laufen bringt. So ist das bei vielen Berufen, Jobs bei der Stadtverwaltung gehören eher nicht dazu. "Viele haben gar keinen Zugang zu den Tätigkeiten, die hier gemacht werden", weiß auch Rolf Reisinger.

Der 56-Jährige ist Personalbetreuer im Ausbildungsbereich. Was sich trocken anhört, ist in Wahrheit ein Beruf mit ziemlich viel Abwechslung. Denn Reisinger ist zuständig für diejenigen, die sich dazu entschieden haben, bei der Stadtverwaltung eine Ausbildung zu machen. "Ich muss also nicht nur schreiben und organisieren, sondern habe auch viel Kontakt zu den jungen Leuten. Und da jeder seine eigene Geschichte hat, wird es nie langweilig." Reisinger kümmert sich für seine Schützlinge nicht nur um organisatorische Dinge, er ist auch Ansprechpartner, sollte mal etwas nicht so funktionieren, wie geplant. Er koordiniert die Ausbildungszeit, bestehend aus Praxis- und Schulblöcken, steht in Kontakt mit den Berufsschulen und begleitet "seine" Azubis schließlich in die Abschlussprüfungen.

Das ist aber noch nicht alles. Reisingers Job beginnt schon an dem Punkt, an dem noch gar nicht klar ist, wer mal zu den 20 bis 37 Lehrlingen eines Jahrgangs gehören wird. "Wir schreiben Stellen aus, sichten Bewerbungen und schauen, wer sich eignet." Allein in diesem Jahr waren es fast 3200 Bewerber. Im vierstelligen Bereich bewegt sich die Bewerberzahl meistens. "Viele meinen, sie hätten gar keine Chance bei uns. Das stimmt aber nicht." Voraussetzung sei natürlich eine tadellose Bewerbung. Aber auch das sei kein Hexenwerk, sagt Reisinger. Die Vorstellungs-Mappe sollte einen lückenlosen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und die letzten beiden Zeugnisse beinhalten. Das sei der erste Schritt für eine Einladung.

Möglichst bald soll ein Onlinetest eingeführt werden, den die Bewerber von zuhause aus erledigen können. Dieser Test soll zeigen, ob die Grundvoraussetzungen erfüllt werden, wie etwa grammatikalische oder mathematische Grundkenntnisse.

Ein Test zu Hause berge zwar die Gefahr, dass der eine oder andere versucht ist, sich Hilfe zu holen. Das machte sich aber gleich im persönlichen Gespräch bemerkbar, zu dem der Bewerber nach Bestehen des Testes eingeladen wird, sagt Reisinger.

"Spätestens in der Ausbildung wird es sich zeigen, ob jemand geschummelt hat." Überzeugt der Bewerber dann noch im persönlichen Gespräch, wird ihm eine Ausbildung angeboten.

Nach einer Probezeit von drei Monaten können beide Seiten noch mal neu entscheiden, ob die Zusammenarbeit weiter fortbestehen soll. "Manche haben ganz falsche Vorstellungen. Aber dafür ist eine Probezeit ja da." Man wünsche sich natürlich seitens der Stadt, dass die neuen Mitarbeiter dabei bleiben. Aber Menschen seien nun mal verschieden und so auch ihre Wünsche und Vorstellungen. Von "völliger Abhängigkeit" bis hin zur "totalen Selbstständigkeit", habe Reisinger schon alles dabei gehabt.

Regelmäßig gibt es Feedbackgespräche. "Nach der Hälfte der Ausbildung gibt es dann einen richtigen Cut. Dann werden Erwartungen besprochen und wo der Weg hinführen soll." Diejenigen, die "keine silbernen Löffel klauen", wie Reisinger sagt, hätten gute Chancen, übernommen zu werden. In den meisten Fällen sogar unbefristet. "Wir bieten hier eine bedarfsgerechte Ausbildung, keine überbetriebliche, zielen also darauf ab, die Auszubildenden auch zu übernehmen."

Einen Job wie Reisinger ihn hat, bekommt allerdings keiner direkt nach der Ausbildung. "Dafür braucht man schon einiges an Erfahrung. Und Kontakte, damit ich beispielsweise schnell Ersatz besorgen kann, wenn mal ein Ausbilder krank wird." Aber bei der Stadtverwaltung gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich "hochzuarbeiten". Wer seinem Job wechseln will, kann - ganz verwaltungstypisch - einen Antrag stellen und hat am Ende vielleicht einen spannenderen Job, der so gar nicht nach langweiliger Verwaltung klingt.

(RP)
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