Duisburg Neue Genossenschaft hilft Roma-Familien

Duisburg · Die Wohnungsgenossenschaft "Cher Neo", die einige engagierte Rheinhauser gerade neu gegründet haben, hilft integrationswilligen Zuwandererfamilien aus Südosteuropa bei der Suche nach einem neuen Zuhause.

 Die Roma-Familie Butu renoviert und bezieht gerade ihre eigene Wohnung am Erlinghagenplatz in Friemersheim - mit Unterstützung der Wohnungsgenossenschaft "Cher Neo".

Die Roma-Familie Butu renoviert und bezieht gerade ihre eigene Wohnung am Erlinghagenplatz in Friemersheim - mit Unterstützung der Wohnungsgenossenschaft "Cher Neo".

Foto: Christoph reichwein

"Cher Neo" ist Romanes und bedeutet "Neues Zuhause". "Cher Neo" ist auch die Bezeichnung der Wohnungsgenossenschaft, die sich derzeit in der Gründungsphase befindet und integrationswilligen rumänischen Familien, die derzeit noch In den Peschen in Bergheim leben, menschenwürdigen Wohnraum verschaffen soll.

Annegret Keller-Steegmann, Lehrerin an der Lise-Meitner-Gesamtschule, engagiert sich mit ihren Mitstreitern für die Zuwanderer aus Südosteuropa und setzt sich auch aktiv für das Gelingen des Genossenschaftsprojektes ein. Kinder aus den Zuwandererfamilien besuchen ihre Schule; daraus entstand auch der Kontakt zu den Familien. "Es gibt dort Familien, die den festen Willen haben, sich zu integrieren, die deutsche Sprache zu erlernen, hier zu arbeiten und die ihren Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen wollen", berichtet die Musiklehrerin von ihren Erfahrungen.

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Foto: dpa, Caroline Seidel

Die Zustände In den Peschen seien allerdings katastrophal; dramatisch verschlimmert habe sich die Situation der Menschen dort zusätzlich durch die vom Eigentümer veranlasste Unterbrechung der Strom- und Gasversorgung. Auch die ohne Rücksprache mit den Betroffenen erfolgte Abmeldung ganzer Familien habe dazu geführt, dass diese ohne gültige Wohnadresse sofort den Anspruch auf das Kindergeld verloren und somit vor weiteren großen finanziellen Problemen gestanden hätten, so Keller-Steegmann.

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"Mit der Gründung der Genossenschaft wollen wir selbst aktiv werden", erklärt die Rheinhauserin. Ziel sei es, renovierungsbedürftigen Wohnraum anzukaufen, zu sanieren und den betroffenen Familien zur Miete anzubieten. "Wir vermieten dann an die Familien weiter, die wir kennen und zu denen wir heute schon Kontakt haben", erläutert sie. Die in Frage kommenden Mieter hätten dann die Möglichkeit, bei der Sanierung mitzuarbeiten und ihren Lohn in Genossenschaftsanteile umzuwandeln, die sie zum Bezug einer der angekauften Wohnungen berechtigten.

Aber auch sonst kann jeder, der dieses Projekt unterstützen möchte, Genossenschaftsanteile erwerben. Ab 100 Euro wird man Mitglied der Wohnungsgenossenschaft. Gewinnerwartungen sollte man dabei nicht haben, das Ganze eher als zinslosen Kredit für ein soziales Projekt betrachten. Eine Spende sei das Ganze ebenfalls nicht, denn nach einer gewissen Laufzeit könne man sich die Anteile auch wieder auszahlen lassen.

Die Verantwortlichen um den Vorsitzenden Hanim Gül, Annegret Keller-Steegmann und den Computer-Experten Torsten Schlabach haben mit der Anmietung und Renovierung einer Wohnung in Hochfeld bereits bewiesen, dass die Idee funktionieren kann. "Da trotz vielfacher politischer Absichtserklärungen und Sonntagsreden bei diversen Anlässen im Grunde nichts passiert ist, um vor allen Dingen auch die Kinder aus den elenden Wohnverhältnissen herauszuholen, haben wir halt selbst nach Lösungen gesucht", erklärt Keller-Steegmann die Beweggründe für die Gründung dieser Genossenschaft.

Die auch in anderen Projekten ("Bahtalo") engagierten Rheinhauser würden sich freuen, wenn viele Duisburger "Cher Neo" durch Anteilskäufe unterstützen würden, um den Familien, die sich integrieren wollen, eine faire Chance zu geben. So etwas wie mit den Familien aus Bergheim, die aufgrund des immer größer werdenden Drucks nach Ennepetal weitergezogen seien und dort jetzt in "einem Ghetto kilometerweit von der nächsten Ortschaft entfernt" wohnten, dürfe sich nicht wiederholen, macht Keller-Steegmann deutlich.

An das Genossenschaftsprojekt, betont sie, gehe man durchaus realistisch heran. Klar sei, dass erst ein finanzieller Grundstock aufgebaut werden müsse, denn "wir wollen uns nicht übernehmen".

(pol)
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