Blitz-Marathon in Duisburg Neue Technik blitzt in beide Fahrtrichtungen

Duisburg · Mit neuer Technik ist die Duisburger Polizei beim vierten 24-Stunden-Blitz-Marathon gegen Temposünder vorgegangen. Das moderne Messgerät kann mehrere Fahrspuren gleichzeitig und in beide Richtungen überwachen.

Blitz-Marathon in Duisburg: Polizei setzt neue Technik ein
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Rund 40 Minuten dauert es, bis Uwe Schmal, Mitarbeiter des Verkehrsdienstes, die neue Technik am Einsatzort an der Uhlenhorststraße im Bereich des Rehwegs installiert hat. Die Breite der Fahrbahn wird gemessen, die Abstände der aufzubauenden Gerätschaften müssen stimmen. Erst dann ist das Geschwindigkeits-Messgerät "ESO 3.0" startklar und nimmt Temposünder ins Visier. Seit Januar dieses Jahres werden damit Messungen durchgeführt, zum ersten Mal ist es jetzt auch bei einem Blitz-Marathon zum Einsatz gekommen.

"Die Technik ist in jedem Fall anspruchsvoller als bei den üblichen Radargeräten", sagt Udo Mertes. "Aber mit dem neuen Gerät macht es vor allem Spaß an den Stellen zu messen, an denen es vorher nicht möglich war". So sei das Gerät in der Lage auch an einem Hang oder in einer Kurve präzise das Tempo eines Fahrzeugs zu messen. "Und wir können jetzt die Spuren beider Fahrtrichtungen mit einem Gerät überprüfen. Das war bisher so nicht möglich", erklärt der Leiter des Verkehrsdienstes.

Motorradfahrer werden erfasst

Ein weiterer Vorteil: Auch Motorradfahrer können jetzt erfasst werden. Dabei werden die Zweiräder sowohl von vorn als auch von hinten aufgenommen - inklusive Kennzeichen. "Mit einer Auflösung von 1,5 Millionen Pixel können wir den Motorradfahrern quasi durch das Visier in den Helm schauen", sagt Schmal. Das helfe, Personen eindeutig als Fahrer zu identifizieren.

Viel geblitzt wird mit der neuen Gerätschaft am Dienstagmittag allerdings nicht. Innerhalb der ersten 30 Minuten wurden 152 Fahrzeuge kontrolliert, vier waren zu schnell unterwegs. "Ist doch klar", sagt Schmal. "An Tagen, an denen jeder weiß, dass kontrolliert wird, haben wir vielleicht zwei bis drei Prozent, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten." An anderen Tagen liege die Quote der Temposünder zwischen acht und zehn Prozent.

"Killer Nummer eins"

Für Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels steht ohnhin der "beratende, erzieherische Aspekt" im Vordergrund der "Brems Dich - rette Leben!"-Kampagne. "Wir wollen doch gar nicht möglichst viele Verkehrsteilnehmer erwischen, im Gegenteil. Wir sind froh, wenn sich jeder an die Regeln hält", sagt die Polizeipräsidentin. "Geschwindigkeit ist noch immer Killer Nummer eins und je mehr Menschen sich an die Geschwindkeiten halten, desto weniger schwerwiegend sind auch die möglichen Unfälle." Das müsse aber erstmal in die Köpfe der Autofahrer, so Bartels.

Insgesamt zog die Polizei ein erstes positives Fazit der Blitz-Aktion. Bis zum Mittag wurden 2957 Fahrzeuge kontrolliert, bei 183 wurde eine Geschwindigkeitsüberschreitung festgestellt. Zwei weitere Personen waren nicht angeschnallt gewesen, weitere zwei haben sich unter Drogeneinfluss hinter das Steuer gesetzt. Der Höchstwert einer Geschwindigkeitsüberschreitung wurde in einer 50er-Zone gemessen. Dort wurde ein Fahrer mit 88 Stundenkilometern gemessen. Ihm droht jetzt ein einmonatiges Fahrverbot, drei Punkte in Flensburg und eine Zahlung in Höhe von 160 Euro.

System ist umstritten

80 Euro muss auch eine Autofahrerin aus Düsseldorf bezahlen. Sie wurde vom neuen ESO-Messsystem mit 71 Stundenkilometern statt der erlaubten 50 erfasst. Einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg gibt es obendrauf.

Dabei ist die bereits 2009 entwickelte Technik nicht unumstritten. In der Vergangenheit musste nicht selten ein Gericht entscheiden, ob die Messungen gültig sind. Die Kläger hatten zu Bedenken gegeben, dass eine gutachterlichte Überprüfung des Messverfahrens nicht möglich sei, da der Hersteller keine genauen Angaben dazu macht, wie das System konkret funktioniert. Das die Richtigkeit einer Messung daher auch nicht von einem Sachverständigem überprüfbar ist, haben einige Gerichte Messungen, die mit einem ESO 3.0 Gerät durchgeführt wurden, nicht anerkannt.

Das Innenministerium in Düsseldorf sieht indes kein Grund zur Beunruhigung. Das Mess-Verfahren sei präzise, sicher und von staatlichen Gutachtern der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt eingehend geprüft worden. Auch Schmal habe in Duisburg noch von keinem Fall gehört, der vor Gericht entschieden wurde.

(sgo)
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