Duisburg Nichts für schwache Nerven

Duisburg · Der Duisburger Kriminalkommissar Jörg Riemer hat einen Kriminalroman mit Lokalkoloritt geschrieben. Es geht um Rocker-Krieg, Prostitution, Menschenhandel, Entführung und Mord.

 Jörg Riemer alias Georg von Andechs mit seinem neuen Ruhr-Krimi "Recht und Rache". Das Buch des Kriminalbeamten ist nichts für Leser mit schwachen Nerven.

Jörg Riemer alias Georg von Andechs mit seinem neuen Ruhr-Krimi "Recht und Rache". Das Buch des Kriminalbeamten ist nichts für Leser mit schwachen Nerven.

Foto: Christoph Reichwein

Kriminalkommissar Klaus Heppner ist durch die Arbeit gestresst, er ist genervt wegen des anhaltenden Personalmangels bei der Polizei, er hat die Nase voll von toleranten Richtern. Und dann muss er auch noch den Mord an einem Großindustriellen aufklären. Der Tote gehörte zu einem Quintett super-reicher Männer, die ihre äußerst perversen sexuellen Gelüste mit Hilfe von Menschenhändlern der Bandidos befriedigen. Einer nach dem anderen dieser vermeintlich feinen Herren landete auf dem Seziertisch, grausam gefoltert und hingerichtet.

Wahrlich keine Lektüre für schwache Nerven, denn es ist verdammt harte Kost, die Georg von Andechs in seinem gerade erschienenen Krimi "Recht und Rache" dem Leser zumutet. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der Kriminalbeamte Jörg Ziemer, der wie sein Roman-Held im Polizeipräsidium an der Düsseldorfer Straße arbeitet. Hier und in unserer Nachbarschaft spielt die Handlung des Buches, die in die tiefsten Abgründe menschlichen Denkens und Handelns führt, die die Problematik der hier lebenden Bulgaren und Rumänen mit ihren Klau-Kids streift, auf den Rockerkrieg in der Altstadt eingeht, quer durchs gesamte Stadtgebiet führt und die harte Ermittlungsarbeit der Polizeibeamten beschreibt, die bei ihren Einsätzen Leib und Leben riskieren. Ganz schön spannend!

Wie viel Jörg Ziemer steckt in Kriminalkommissar Klaus Heppner? Wie nah liegen die fiktive Geschichte und die wirkliche Arbeitwelt des 55-jährigen Beamten beieinander, der nicht nur Krimis schreibt, sondern als Solist bei den Restroom-Singers - einem Ensemble des Duisburger Polizeichores - durch feine Töne bekannt ist? "Vieles von Heppner steckt auch in mir. Und manche im Buch geschilderte Szene entspricht der realen Arbeit der Polizei", sagt der Duisburger, der am Steinbart Gymnasium sein Abitur gemacht hat. Der Ton unter den Kollegen sei ähnlich rau (aber herzlich), der Frust über milde Richter, nachsichtige Staatsanwälte und zunehmend eskalierende Gewalt durchaus realitätsnah. Dass er an vielen Stellen überzieht, sei gewollt und nötig, damit der Leser die Brutalität, der Täter gegen Polizei und Bürger fühlen kann. Jörg Ziemer arbeitet im Dezernat für Wirtschaftskriminalität und hat seine Erlebnisse dort in seinem zweiten Kriminalroman verarbeitet, den er allerdings ebenso wie sein erstes Werk nur für sich zu Papier brachte. Mit jedem Buch steigerte sich bei ihm allerdings die Freude am Schreiben. Und als er im vergangenen Jahr bei der Leipziger Buchmesse "Recht und Rache" vorstellte, erklärte sich der Emons-Verlag sofort bereit, es zu drucken.

Seit gut drei Wochen ist der Krimi, der sicherlich auch eine prima Vorlage für einen spannenden "Tatort" wäre, auf dem Markt, und verkauft sich nach Worten von Ziemer sehr gut. Reich werden könne er mit der Schriftstellerei sicherlich nicht, es sei und bleibe eben ein Hobby, genau so wie die Singerei, "obwohl ich nach der Schule alle Befähigungen hatte, daraus einen Beruf zu machen". Eigentlich hatte er Flug-Ingenieur werden wollen. Doch nach der Ausbildung bei der Polizei "entwickelte ich für diese Arbeit immer mehr Enthusiasmus".

Das Schreiben ist für ihn neben Vergnügen auch Therapie, um die schlimmen Alltagserlebnisse besser verarbeiten zu können. Sein Titelheld spürt Verachtung und Hass für die Ermordeten und zeigt ansatzweise Verständnis für die Täter, die unnachgiebig Selbstjustiz üben. Das sind Gefühle, die sich Riemer bei seiner Arbeit allerdings nie leisten würde, die aber trotz aller Professionalität im Ansatz manchmal bei ihm hochkommen.

Im nächsten Jahr wird übrigens ein neuer Krimi mit Kommissar Heppner erscheinen. Der Arbeitstitel: "Brot und Spiele". Um was es darin geht? Da schweigt der Autor. Nur so viel kann Jörg Ziemer schon verraten: "Unter anderem um Fußballwetten und um die Pegida-Demos am Hauptbahnhof."

Der Krimi "Recht und Rache" ist im Emons-Verlag erschienen, im Buchhandel erhältlich und kostet 9.90 Euro.

(RP)
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