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Duisburg Nur wenige Flüchtlinge finden Arbeit

Duisburg · 90 Prozent der Rumänen und Bulgaren haben keine berufliche Qualifizierung. Die in Duisburg lebenden Flüchtlinge müssen erst einmal Deutsch lernen. Selbst dann findet nur jeder Zehnte einen Job.

 Haupthindernis bei der Arbeitssuche sind vielfach mangelnde Deutschkenntnis. Sprachkurse wie hier bei der Kreishandwerkerschaft sind ein erster wichtiger Schritt.

Haupthindernis bei der Arbeitssuche sind vielfach mangelnde Deutschkenntnis. Sprachkurse wie hier bei der Kreishandwerkerschaft sind ein erster wichtiger Schritt.

Foto: Kreishandwerkerschaft

Die Stadt will Jobs in Form von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen sowie Praktika für Flüchtlinge schaffen. Dazu wurde bereits vor einigen Wochen ein Netzwerk gegründet. Gegenüber der Nachrichtenagentur epd sagte Oberbürgermeister Sören Link, dass 45 Unternehmen sich an dem Angebot für Flüchtlinge beteiligen werden.

In dem Netzwerk beteiligen sich die Stadt, die Industrie- und Handelskammer, der örtliche Arbeitgeberverband sowie Jobcenter und die Bundesagentur für Arbeit. Wer die 45 Unternehmen allerdings sind, konnten weder Stadt, IHK noch die Bundesagentur für Arbeit sagen.

Als ein großer Arbeitgeber in der Region bietet bereits ThyssenKrupp Arbeitsplätze für Flüchtlinge an. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben inzwischen 230 Praktikanten- und 152 Ausbildungsplätze für anerkannte Flüchtlinge mit ausreichenden Deutschkenntnissen geschaffen - auch in Duisburg seien bereits Stellen geschaffen worden.

Es gibt generell wenig Arbeitsplätze in der Stahlindustrie. So ist Thyssen-Arbeitsdirektor Thomas Schlenz skeptisch, dass in den nächsten Jahren hunderttausende Jobs für Flüchtlinge in Deutschland geschaffen werden. Es gebe keinen Personalbedarf. Das liege nicht zuletzt auch an dem subventionierten Stahl, der derzeit aus China importiert werde.

Auch der Unternehmerverband bestätigt den Verlust vieler Arbeitsstellen im Bereich der Metall- und Elektroindustrie. Ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit verdeutlicht das Problem: Lediglich zehn bis 15 Prozent der Flüchtlinge könnten in den nächsten Jahren in den Duisburger Arbeitsmarkt integriert werden. Problem sei, dass die Menschen zunächst einmal die deutsche Sprache lernen und den Status eines anerkannten Flüchtlings erhalten müssen, damit sie Arbeitsplätze finden könnten, so der Sprecher weiter. Außerdem müsse man bei jedem einzelnen entscheiden, in welchem Beruf er arbeiten könne. Einige hätten Vorerfahrung, andere müssten diese durch Weiterbildungen an die Anforderungen in Deutschland anpassen.

Was fehlende Integration im Bezug auf Sprache und Arbeitsmarkt bedeutet, wird bei den in Duisburg lebenden Rumänen und Bulgaren deutlich: 90 Prozent von ihnen haben weder einen Schulabschluss noch eine berufliche Qualifikation. Viele seien Analphabeten, so Sören Link. "Die meisten von ihnen haben keine Arbeit und durch fehlende Deutschkenntnisse auch kaum Möglichkeiten, eine zu finden", so der Oberbürgermeister gegenüber unserer Redaktion.

Duisburg ist in einer Sondersituation: In der Stadt leben 14.800 EU-Zuwanderer. Es müssten etwa 4000 Kinder dieser Personengruppe in bestimmten Sprachförderungen und Klassen untergebracht werden - dies seien jedoch die gleichen Klassen, die die Kinder der Asylbewerber besuchen sollen, so Link. Duisburg habe einen ganz anderen Bedarf in Bezug auf Lehrerstellen oder Sachmittel, als andere Städte. Das sei etwa beim Thema Finanzierung wichtig und solle vom Bund berücksichtigt werden. Im September vergangenen Jahres wurde Sören Link für seine Aussage, er würde mehr Syrer nehmen, wenn er Bulgaren und Rumänen abgeben könnte, stark kritisiert. Heute bedauert er seine Wortwahl. Er habe nur auf diese besonderen Umstände aufmerksam machen wollen.

(RP)
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