Duisburg Opfer böser Computer-Hacker?

Duisburg · Die Linken in Duisburg sind empört, weil ihnen angeblich Unbekannte unbemerkt das antisemitische Bild eines Davidsterns mit Hakenkreuz auf ihre Homepage gesetzt haben.

 Eine Internetseite mit einem von der Duisburger Linkspartei im Internet verlinkten Logo.

Eine Internetseite mit einem von der Duisburger Linkspartei im Internet verlinkten Logo.

Foto: dapd, dapd

Es ist noch gar nicht lange her, da machten Duisburgs Linke wegen einer Äußerung ihres Fraktionssprechers Hermann Dierkes bundesweit Schlagzeilen. Er hatte bei einer Veranstaltung zum Boykott israelischer Waren aufgerufen. Gestern veröffentlichte der Internetblog "Ruhrbarone", dass auf der Homepage des Kreisverbandes der Linken ein antisemitisches Symbol aufgetaucht sei, und zeigte einen Davidstern mit einem Hakenkreuz in der Mitte und darunter die Forderung: "Nie wieder Krieg durch Israel." Auf der Seite der Duisburger Linken war davon gestern nichts mehr zu sehen.

Stark verbreitet

Duisburgs Kommunalpolitiker reagierten mit Abscheu und Entsetzen. "Herr Dierkes hat bereits durch antisemitische Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht. Schon damals haben wir vor einer bei den Linken stark verbreiteten Israel-Feindlichkeit gewarnt. Aber dass die ein solches Ausmaß annehmen könnte, das habe ich nicht für möglich gehalten", sagte CDU-Ratsfraktionsvorsitzende Petra Vogt. Sie sei entsetzt über die Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus. "Wenn sich das alles als richtig herausstellt, muss sich der Rat der Stadt, auf jeden Fall aber der Ältestenrat, damit befassen", fordert sie.

Oberbürgermeister Sauerland wollte es gestern ebenfalls nicht glauben, was da über die Linken in Duisburg bekanntwurde. "Wenn das tatsächlich wahr sein sollte, dann ist das eine Beleidigung für alle Duisburger Politiker."

Seitens der SPD äußerte sich ihr Parteivorsitzender Ralf Jäger, NRW-Innenminister. Die Sozialdemokraten verurteilten klar und eindeutig jede Form des Antisemitismus und jegliche Verbreitung antisemitischer Symbole und Schriften. Die SPD erwartet vom Kreisverband der Linken eine klare und öffentliche Verurteilung bzw. Distanzierung von diesem Flugblatt und dessen Verbreitung. Jäger forderte die Linken zu einer lückenlosen Aufklärung des gesamten Vorganges auf.

Die Duisburger Linken fühlten sich gestern hingegen als Opfer und überhaupt nicht als Täter. Im Gespräch mit der RP beteuerte ihr Sprecher Horst Werner Rook, dass die Kreispartei mit dieser Veröffentlichung rein nichts zu tun habe und selbst empört und entsetzt sei. Zu lesen gewesen sei das alles eh nur auf einer Unterseite der Linken-Homepage, und zwar auf der des parteiunabhängigen Jugendverbandes "solid" und hier erst auf einem weitergehenden Link. "Wir haben das nicht reingestellt", so Rook. Und dem Kreisverband sei auch nicht aufgefallen, was sich auf seiner Homepage verbarg. Das Symbol sei sofort von der Seite gelöscht worden, als die Partei davon erfahren habe.

Rook vermutet, dass rechtsradikale Hacker zugange gewesen sind. Das lege schon allein die Tatsache nahe, dass der unbekannte Verfasser von einem "sog. Holocaust" geschrieben habe. "Die Verleugnung des Holocaust entspricht aber absolut nicht den Ansichten unserer Partei", so Rook. Er glaubt auch Hinweise gefunden zu haben, dass der veröffentlichte Text bereits aus dem Jahr 2006 stammt. Es fehle aber jeder Hinweis auf den Urheber und Verfasser.

Linke recherchieren bereits

In einer schriftlichen Erklärung teilte die Partei gestern mit, sie behalte sich vor, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten. Im Gespräch mit der RP klang das aus dem Munde von Rook allerdings viel entschlossener: "Wir werden Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Wir recherchieren, woher das kommt. Wir sind alle total geschockt." Es sei eine "Unverschämtheit, dass das bei uns auf der Seite auftaucht. Das ist eine Provokation, die uns Linken schaden soll."

(RP)
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