Festnahmen in Bayern: Spione sollen für Russland US-Einrichtungen ausgespäht haben
EILMELDUNG
Festnahmen in Bayern: Spione sollen für Russland US-Einrichtungen ausgespäht haben

Duisburg Packendes Erzähltheater

Duisburg · Der Jugendclub im Theater Duisburg zeigte jetzt als Premiere das Stück "Salzwasser", das 1995 uraufgeführt wurde und mit dem der damals erst 24-jährige Autor Conor McPherson international bekannt wurde.

 Stapelbare Bierkästen sind die wichtigsten Requisiten der vorzüglichen "Salzwasser"-Inszenierung. Die Szene zeigt (v.l.): Behzad Sharifi (als Ray), Stefan Kolkenbrock (Frank) und Kevin Barz (Joe).

Stapelbare Bierkästen sind die wichtigsten Requisiten der vorzüglichen "Salzwasser"-Inszenierung. Die Szene zeigt (v.l.): Behzad Sharifi (als Ray), Stefan Kolkenbrock (Frank) und Kevin Barz (Joe).

Foto: sascha kreklau (spieltrieb)

Der Jugendclub im Theater Duisburg besitzt zwar kein eigenes städtisches Schauspiel-Ensemble (wie beispielsweise die kleineren Nachbarstädte Moers, Mülheim und Oberhausen), aber mit dem "Spieltrieb", dem Schauspiel-Jugendclub, hat Michael Steindl, Künstlerischer Leiter Schauspiel im Stadttheater und verantwortlich für das städtische Gastspielangebot, einen bemerkenswerten Ersatz geschaffen. Das zeigte auch die jüngste Premiere. Mit dem Stück "Salzwasser" des irischen Dramatikers Conor McPherson (Jahrgang 1971), das am Mittwochabend im ausverkauften Foyer III gezeigt wurde, konnte die Erfolgsserie fortgesetzt werden.

Michael Steindl, der selber Regie führte, hat mit "Salzwasser" ein Stück ausgewählt, das gar nicht so einfach auf die Bühne gebracht werden kann. Zwar sind die Geschehnisse hochdramatisch, doch werden sie nur erzählt, nicht gezeigt. Aber WIE auf der Experimentalbühne des Duisburger Stadttheaters erzählt wird, ist von Anfang bis Ende packend, 105 pausenlose Minuten lang.

"Salzwasser" ist patchworkartig konzipiert. Drei junge Männer halten abwechselnd einen Monolog. Während einer spricht, agieren die beiden anderen unauffällig. Sie gehen hin und her, machen Bierflaschen auf, trinken daraus, stellen sich auf Bierkästen, um rauchend aus dem offenen Fenster zu schauen oder sehen interessiert oder auch zweifelnd dem Monologisierenden zu.

Gelegentlich wird dieses dramaturgische Schema aber durchbrochen: Da wird getanzt oder auch mal, ganz im Sinne von Brechts Verfremdungseffekt, gemeinsam gesungen — gar nicht mal schlecht! "Dialogpartner" für die Schauspieler ist, bis auf ganz wenige Ausnahmen, das Publikum.

Conor McPherson war erst 24 Jahre alt, als er "Salzwasser" schrieb. Mit diesem Stück wurde er in der Theaterwelt international bekannt. Im Stil der neueren angelsächsischen Tragikomödien geht es um das Lebensgefühl von jungen Menschen in unserer Zeit. Joe, 17 Jahre alt, sucht die Freundschaft zu einem jungen Mann, den er durchaus homoerotisch anhimmelt. Dabei hängt er aber auch sexuellen Träumen mit unerreichbaren Mädchen nach.

Sein älterer Bruder Frank hilft dem verwitweten Vater im Imbiss, der zu wenig abwirft und den Vater zum Schuldner beim Besitzer eines Wettbürobesitzers macht. Die dritte Bühnenfigur ist Ray, ein dreißigjähriger Dozent, der sein eigenes Fach, die Philosophie, verachtet und statt dessen immerfort Studentinnen "aufreißt" und bedenklich viel Alkohol trinkt. Mit der Schwester von Joe und Frank hat er gerade ein Verhältnis.

Innerhalb von einer Woche lernen die Drei ihre Lebenslektion, wobei ein Überfall, eine beobachtete Vergewaltigung und ein universitärer Eklat das dramatische Gerüst bilden. Kevin Barz (Joe), Stefan Kolkenbrock (Frank) und Behzad Sharifi (Ray) spielen hervorragend. Man vergisst, dass sie keine Profis, sondern nur Mitglieder im Schauspiel-Jugendclub des Duisburger Stadttheaters sind.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort