Duisburg Pfarrei-Etat wird bis 2030 fast halbiert

Duisburg · Das Bistum Essen hat die Großpfarrei Liebfrauen aufgefordert, bis zum Jahresende 2017 eine "pastorale und wirtschaftliche Konzeption" vorzulegen. Fest steht: Das Ludgerus-Haus ist verkauft und wird eine Sprachschule.

 Das denkmalgeschützte Ludgerushaus in Neudorf ist bereits verkauft worden. Am 1. April hat es einen neuen Besitzer, der in dem stattlichen Gebäude eine Sprachschule einrichten möchte.

Das denkmalgeschützte Ludgerushaus in Neudorf ist bereits verkauft worden. Am 1. April hat es einen neuen Besitzer, der in dem stattlichen Gebäude eine Sprachschule einrichten möchte.

Foto: christoph reichwein

Im jüngsten Newsletter der Großpfarrer Liebfrauen, der in diesen Tagen erscheint, wird Klartext geschrieben. Dort wird darüber berichtet, dass das Bistum Essen die Pfarrei Liebfrauen dazu aufgefordert hat, bis zum Jahresende 2017 eine pastorale und wirtschaftliche Konzeption für die Pfarrei vorzulegen. Diese Konzeption soll den Zeitraum bis 2030 in den Blick nehmen. Weiter heißt es in den offiziellen Pfarrei-Nachrichten: "Vieles ist nicht mehr selbstverständlich. An so manchen Stellen merken wir bereits jetzt, dass Bewährtes nicht mehr trägt. Wir werden Antworten auf die Frage suchen müssen, wie wir in den nächsten Jahren Kirche in Duisburg-Mitte leben wollen und als Kirche in der Gesellschaft noch präsent sein können." Und dann folgt der Satz, der auch die am nüchternsten denkenden Katholiken aufmerken lässt: "Finanziell wird der Haushalt der Pfarrei bis zum Jahr 2030 vom heutigen Stand aus gesehen um 45 Prozent zu reduzieren sein."

Ein erster spektakulärer Schritt der Haushalt-Reduzierung ist bereits getan. Das Ludgerushaus in Neudorf wird am 1. April einen neuen Besitzer haben. Der Verkauf selber kommt für die Gemeinde nicht überraschend; er wurde bereits vor drei Jahren eingeleitet. Der vom Bistum Essen eingesetzte Pastoralreferent Dr. Markus Borzymski, der die Pfarrer beim Entwicklungsprozess unterstützen soll, sagte gegenüber der RP, dass das Gebäude für eine ausschließlich kirchliche Nutzung als zunehmend ungeeignet erschien. Die kirchlichen Gruppen, die bisher das Ludgerushaus genutzt haben, würden zum großen Teil ins Pfarrhaus der Gemeinde St. Ludger umziehen. Nicht kirchliche Nutzer des Gebäudes, wie zum Beispiel der PSV-Schachverein, müssen sich aber eine andere Spielstätte suchen. Der Verwaltungsleiter der Pfarrei Liebfrauen, Bastian Zimmermann, versucht diesen Vereinen bei der Suche nach Räumlichkeiten zu helfen. Der Schachverein ist vorerst nach Homberg umgezogen, wo er vorläufig auch seine Turniere und Meisterschaftsspiele austrägt. Eine Innenstadtlösung würde er aber favorisieren.

Künftig wird das 487 Quadratmeter große Ludgerushaus als Sprachschule genutzt. Ab dem 1. April kann der neue Eigentümer mit den Umbauarbeiten beginnen. Über den Verkaufspreis wird offiziell nichts mitgeteilt. Bekannt ist aber, dass der Immobilienmakler das denkmalgeschützte Gebäude für 699.000 Euro angeboten hatte. Ob dieser Preis tatsächlich gezahlt wurde, wird nicht verraten.

 Noch ist keine Entscheidung darüber gefallen, ob das Josephshaus am Dellplatz verkauft werden soll oder nicht.

Noch ist keine Entscheidung darüber gefallen, ob das Josephshaus am Dellplatz verkauft werden soll oder nicht.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Der Verkauf des Ludgerushauses führte wohl auch zu Spekulationen über das Josephshaus am Dellplatz. Es kursieren Gerüchte, dass dieses 700-Quadratmeter große Haus ebenfalls zum Verkauf stünde. Das ist nach übereinstimmender Auskunft von Bastian Zimmermann und Stadtdechant Bernhard Lücking gegenwärtig nicht der Fall. Richtig sei, dass ein koordinierender Ausschuss in den kommenden Monaten Vorschläge erarbeiten wird, wie die Vorgaben des Bistums Essen umgesetzt werden sollen. Diese Vorschläge werden dann vom Kirchenvorstand und vom Pfarrgemeinderat geprüft und gegebenenfalls als Beschluss nach Essen weitergegeben. Es sei jetzt noch viel zu früh, eine Prognose über das Josephshaus abzugeben, sagten Lücking, Zimmermann und Borzymski unisono.

Im Josephshaus treffen sich nicht nur Gruppen der Liebfrauen-Gemeinde, sondern auch die kroatische und die italienische Gemeinden. Ein Teil des Josephshaus, insgesamt rund 120 Quadratmeter, sind zu kleinen Wohnungen umgestaltet worden, die u.a. an Studenten vermietet werden.

Zur Großpfarrei Liebfrauen gehören mehrere Gemeinden in der Innenstadt, in Neudorf, Hochfeld und Wanheimerort mit den Kirchen: Liebfrauen (jetzt auch kulturelles Zentrum), St. Joseph, St. Ludger, St. Gabriel, Christus König, St. Bonifatius, St. Peter, St. Michael, St. Petrus Canisius sowie die Karmelkirche, die einen Sonderstatus als übergemeindliche Kirche hat.

(pk)
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