Duisburg Philharmonische Nordlichter

Duisburg · Das jüngste, neunte Philharmonische Konzert in der gut gefüllten Philharmonie Mercatorhalle war das vorletzte von Giordano Bellincampi als Duisburgs Generalmusikdirektor. Solist war der norwegische Pianist Havard Gimse.

 Der Pianist Havard Gimse gilt als einer der führenden Musiker Norwegens. In Duisburg spielte er zum Teil allerdings zu laut und zu schnell.

Der Pianist Havard Gimse gilt als einer der führenden Musiker Norwegens. In Duisburg spielte er zum Teil allerdings zu laut und zu schnell.

Foto: Philharmoniker

Der Schwede Hugo Alfvén, der Norweger Edvard Grieg und der gebürtige Hamburger Johannes Brahms waren komponierende "Nordlichter". Der in Dänemark aufgewachsene Bellincampi hatte jetzt jeweils eines ihrer auch international bekanntesten Werke auf das dadurch sehr reizvolle Programm gesetzt. Es begann mit Alfvéns Schwedischer Rhapsodie Nr. 1 op. 19 "Mittsommernachtswacht" ("Midsommarvaka", 1903). Das ist ein Kaleidoskop - für schwedische Verhältnisse - übermütiger Tanzweisen, unterbrochen von einer wirklich ergreifenden Liebes-Szene. Die ständig wechselnden Strukturen und Stimmungen sind äußerst kunstvoll miteinander verwoben, was die Duisburger Philharmoniker recht gelungen umsetzten, mit zauberhaften Solostellen vor allem von Englischhorn (Dalia El Guindi) und Horn (eine gleichfalls noch junge Gastmusikerin). Der Dirigent betonte weniger die typisch schwedische Behäbigkeit als vielmehr den leichten und hellen Aspekt der Komposition.

Das hierzulande vielleicht bekannteste Werk überhaupt aus Skandinavien ist Griegs Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16 (1868). Zum einen wohl deshalb, weil der Komponist aus seinem Vorbild, dem Klavierkonzert in der selben Tonart von Robert Schumann, etwas ganz Eigenes machte. Zum anderen sicherlich deshalb, weil es dem Solisten eine ganz besondere, klare Virtuosität ermöglicht. Wer könnte da besser geeignet sein als der Pianist Havard Gimse, einer der führenden Musiker Norwegens. In Duisburg spielte er freilich vielfach zu laut und zu schnell, nur die lyrischen Passagen hatten die notwendige Gelassenheit. Wunderbar etwa, wie ruhig und detailbewusst die Ausführenden den langsamen Mittelsatz aussangen. Die passende Zugabe war Griegs "Zug der Zwerge".

Alfvén und Grieg verwendeten in diesen Stücken, die sie beide im Sommerurlaub in Dänemark komponierten, auch ihre einheimische Volksmusik. Brahms schrieb seine Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (1883) im Sommerurlaub in Wiesbaden und ließ sich zum Hauptthema des Kopfsatzes von einem Berchtesgadener Juchzer anregen. Mi der Aufführung jetzt schlossen Bellincampi und die Duisburger Philharmoniker ihren gemeinsam erarbeiteten Brahms-Zyklus ab. Und beide bewiesen damit wieder einmal ihre enorme Sinfonien-Kompetenz, die das große Ganze ebenso im Blick hat wie die Einzelheiten, mit Feuer und Feinsinn, mit ebenso flüssigen wie flexiblen Tempi, mit meist richtiger Phrasierung. Der Clou lag natürlich darin, dass Brahms' Dritte ganz leise endet.

Im nächsten, zehnten Philharmonischen Konzert am 26. und 27. April, jeweils um 20 Uhr, in der Philharmonie Mercatorhalle, dirigiert Axel Kober von Arnold Schönberg die "Verklärte Nacht" in der Fassung für Streichorchester und von Gustav Mahler die Sinfonie Nr. 1 D-Dur. Kober, GMD der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg, wird in den nächsten Spielzeiten vorübergehend "Chefdirigent" der Duisburger Philharmoniker, bis ein neuer Konzert-GMD gefunden ist (die RP berichtete).

Karten gibt es am einfachsten unter der Telefon-Nummer 0203 283 62 100.

(hod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort