Duisburg Philippinen erholen sich nur langsam

Duisburg · Melchor Mergal, Bürgermeister der Stadt Salcedo, ist zu Gast bei der Kindernothilfe in Buchholz, um sich für die Unterstützung der Kinderhilfsorganisation nach dem Taifun zu bedanken.

 Angelika Böhling, Pressesprecherin der Kindernothilfe, und Melchor Mergal, Bürgermeister der Stadt Salcedo, mit einer Karte der Philippinen.

Angelika Böhling, Pressesprecherin der Kindernothilfe, und Melchor Mergal, Bürgermeister der Stadt Salcedo, mit einer Karte der Philippinen.

Foto: peggy mendel

"Die Deutschen sind immer so pünktlich. Auf den Philippinen kommen wir immer mindestens eine Stunde zu spät", sagt Melchor Mergal, Bürgermeister der Stadt Salcedo, angesichts der zuverlässigen Pressevertreter. Nachdem sein Bezirk im November vergangenen Jahres einer der ersten war, den die volle Wucht des Taifuns Haiyan traf, ist er jetzt in Duisburg, um sich bei der Kindernothilfe für die Hilfe und Unterstützung während der langwierigen Aufbauarbeiten zu bedanken.

Er sei auf eine solche Situation überhaupt nicht vorbereitet gewesen, erzählt der Bürgermeister. Nur seinem guten Instinkt hat er es zu verdanken, dass er rechtzeitig die Evakuierungsmaßnahmen ergriff, die einem Großteil seiner Bürger das Leben retten sollten. Trotz all der getroffenen Vorkehrungen war die Zerstörung, die Haiyan in Salcedo hinterließ, unbeschreiblich. Die weitläufigen Kokosplantagen, die die Stadt umgaben, die Häuser und Hütten am Strand — von all dem waren nur noch traurige Trümmer übrig geblieben. Die Kindernothilfe sei die erste Organisation gewesen, die an seine Tür klopfte, erzählt der Bürgermeister. Dank eines Kontaktes zu einem seiner Referenten hatte die Hilfsorganisation von dem Ausmaß der Not in Salcedo gehört und bot sofort ihre Hilfe an.

Die reibungslose Zusammenarbeit der Kindernothilfe mit den Behörden und lokalen Partnern trägt nun langsam die ersten Früchte. Mit der Hilfe von vielen Freiwilligen aus den Dörfern und aus nicht betroffenen Regionen der Philippinen begannen in den unterschiedlichen kleinen Dörfern der Stadt Aufbauarbeiten. "Die Leute, die helfen, bekommen einen kleinen Lohn von uns, das nötige Baumaterial und fachliche Anleitung", erklärt Angelika Böhling, Pressesprecherin der Kindernothilfe. So können die Bewohner sogar noch etwas über das Bauen sturmsicherer Häuser lernen. Nach und nach sollen so 172 neue Häuser für die Familien entstehen, die momentan noch in von der Regierung gestellten Notunterkünften leben.

Auch Schulen und Kindergärten sollen möglichst schnell wieder öffnen können. Obwohl noch längst nicht alle Gebäude wieder einsatzbereit sind, wird versucht, in Zelten und Pavillons wieder zu einer Alltagsroutine zurückzufinden. "Der normale Tagesrhythmus hilft den Kindern, das Erlebte zu verarbeiten" so Stückrath.

Noch gibt es keine Elektrizität in Salcedo, und auch Nahrung wird langsam knapp. Doch Ende April sollte der Generator in der Innenstadt wieder funktionieren, und die Kindernothilfe unterstützt die Anwohner beim eigenständigen Anbau von Gemüse.

Dennoch wird es wohl noch Jahre dauern, bis sich die Region von der Katastrophe erholen kann. Die Kokospalmplantagen, auf denen viele Bewohner arbeiteten, werden vermutlich erst in fünf bis sechs Jahren wieder voll regeneriert sein, und auch der Aufbau der Städte und Dörfer braucht seine Zeit.

Ungewiss ist, wie lange die Menschen in Salcedo noch unter der traumatischen Erfahrung des Sturms zu leiden haben. "Viele Grundschulkinder verstecken sich bei der kleinsten Windböe unter dem Tisch", erzählt Melchor Mergal. Doch die Kindernothilfe unterstützt die Betroffenen dabei, wieder in den Alltag zu finden und will auch langfristig in die Entwicklung Salcedos investieren.

"Wir bleiben auf jeden Fall vor Ort. Auch langfristige Selbsthilfegruppen-Projekte sind in Planung" verspricht Angelika Böhling dem philippinischen Bürgermeister zum Abschied.

(RP)
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