Duisburg Plakatschlacht um DOC und Stimmen

Duisburg · Bundestagswahl, OB-Wahl, DOC-Entscheidung: Der Plakatdschungel wird immer dichter. Die DOC-Investoren werben nun groß auf dem ehemaligen Güterbahnhof, die Initiative gegen den Shopping-Riesen hält dagegen.

 Auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände hat der DOC-Investor an der Ruine der Lagerhalle ein großes Plakat angebracht, auf dem er für seine Pläne wirbt. Die Initiative gegen das DOC hält mit mobilen Plakat-Anhängern dagegen

Auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände hat der DOC-Investor an der Ruine der Lagerhalle ein großes Plakat angebracht, auf dem er für seine Pläne wirbt. Die Initiative gegen das DOC hält mit mobilen Plakat-Anhängern dagegen

Foto: Julia Krischer

An der riesigen Fassade der Hallenruine auf dem Güterbahnhofsgelände preist seit Montag ein Banner das DOC an, das auf diesem Gelände geplant ist. Der Investor droht den Bürgern mit Stillstand, sollten sie beim Bürgerentscheid am 24. September mehrheitlich gegen das Zentrum stimmen und mit "Ja" votieren. Wer gegen das DOC ist, muss schon aufpassen, das Kreuzchen auf dem Stimmzettel an der richtigen Stelle zu machen.

Wer die neue Shoppingwelt nicht will, stimmt aufrund der Fragestellung mit Ja. Denn gefragt wird nicht danach, ob man für oder gegen das DOC ist, sondern ob die Entscheidung des Rates, die Planungen dort zu betreiben, zurückgenommen werden soll.

Investor (Krieger Immobiliengruppe und das DOC-Unternehmen Neinver) sind davon überzeugt, dass es in Duisburg einen Stillstand gibt, wenn sie ihr Millionen-Projekt nicht realisieren. Stadtspitze und Stadtrat scheinen sich dieser Meinung angeschlossen zu haben, stellten auf jeden Fall vor wenigen Wochen im Rat der Stadt die Signale für die Planungen und damit auch für den Bürgerentscheid am Bundestags-Wahlsonntag.

Stillstand herrscht auf dem Güterbahnhofsgelände allerdings nicht erst jetzt oder (unter Umständen) in Zukunft, sondern schon seit längerer Zeit. Mit dem Verkauf des ehemaligen Bahngeländes an den Möbelriesen Krieger/Höffner vor rund zehn Jahren hat sich dort in Bezug auf Entwicklung nichts mehr getan. Kurt Krieger wollte das Gelände für ein neues großes Möbelhaus, ungeachtet der Tatsache, dass die Stadt gerade erst einem Masterplan hatte erstellen lassen, nach dem dort Wohnbebauung und Büroimmobilien entstehen sollten. Der Verkauf geschah dann allerdings hinter ihrem Rücken. Und schon damals drohte Krieger dem Stadtrat: Sollte er der Ansiedlung des Mitbewerber Ostermann im Duisburger Norden zustimmen, werde er das Güterbahnhofsgelände brach liegen lassen. Der damalige Rat ließ sich nicht unter Druck setzen.

Krieger ließ tatsächlich die Brache brach liegen. Im vergangenen Jahr überraschte er damit, auf dem Grundstück Deutschlands größtes Designer-Outlet errichten zu lassen. Büro und Wohnungen wie von Masterplan-Verfasser Lord Foster vorgeschlagen- dafür gebe es keine Investoren, entschied er. Nach dem Bürgerbegehren gegen das DOC folgt bekanntlich in drei Wochen der Bürgerentscheid, in dessen Vorfeld sich die beiden Parteien gegenseitig Argumente und Behauptungen um die "Ohren schlagen".

Zu denen, die die Argumentationen der Initiative "Ja zu Duisburg - kein DOC" zumindest in Bezug auf den Standort teilen, gehört die IHK. "Wir fordern eine Stadtplanung, die an Langfristigkeit ausgerichtet ist", sagt Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Kammer. Der Masterplan Innenstadt sei genau das gewesen. Bei der DOC-Ansiedlung hingegen sieht er dies nicht. Zu den Plänen des Investors will er sich im Detail nicht äußern. "aber wir wissen, dass solche Zentren so konzipiert sind, dass die Kunden dort nach Möglichkeit alles erledigen". Will heißen: Dass derjenige, der in dem Fabrikverkauf-Zentrum eingekauft hat, nicht mehr zum Shoppen oder Bummeln in die Innenstadt kommen wird. "Zudem liegen uns Studien vor, nach denen ein eineinhalb Kilometer langer Weg von A nach B zu lang ist, um ihn noch zulaufen."

So groß aber ist in etwa die Distanz zwischen dem DOC und der Königstraße. Weil wohl die meisten erwarteten Auswärtigen auf dem Parkplatz des Zentrums ihren Wagen abstellen werden, müssten sie zudem die Strecke auch wieder zurücklaufen. Dietzfelbinger ist der Ansicht, dass sich der Stadtrat in diese Frage nicht nach dem Willen des Investors entscheiden sollte, sondern danach, was die Stadt will und ihr guttut. Der Bürgerentscheid wird es zeigen.

(RP)
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