Duisburg Polit-Segler Lensdorf geht von Bord

Duisburg · Bürgermeister, Ratsherr, Fraktionsvorsitzender - Benno Lensdorf (CDU) hat in Duisburg schon viele politische Funktionen gehabt. Nach 40 Jahren Kommunalpolitik wird er sich nun anderen Schwerpunkten widmen.

 Ein jubelnder Benno Lensdorf - mit Siegen, aber auch mit Niederlagen kann der Ruhrorter umgehen. Vier Jahrzehnte kommunaler Politik in Duisburg sind auch mit seinem Namen verbunden.

Ein jubelnder Benno Lensdorf - mit Siegen, aber auch mit Niederlagen kann der Ruhrorter umgehen. Vier Jahrzehnte kommunaler Politik in Duisburg sind auch mit seinem Namen verbunden.

Foto: Archiv

Segler mögen es, wenn der Wind bläst und das Boot vorwärts treibt. Sehr gute Segler haben ihr Schiff im Griff, können viel wagen, ohne ein unbeherrschbares Risiko einzugehen. Benno Lensdorf ist ein sehr guter Segler, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten alle Bootsführerscheine erworben, die ein Laie bekommen kann. Dabei hätte der 71-Jährige auch allein mit seinem anderen Hobby ähnliche Erlebnisse wie die auf dem Wasser haben können. Denn oft blies ihm dabei der Wind ins Gesicht, und risikoreich ist es ebenfalls, sich in der Kommunalpolitik an vorderster Front zu bewegen.

Das eine Hobby, das Segeln, wird der Ruhrorter unverändert weiter betreiben, das andere aber wird quasi trockengelegt. Mit der konstituierenden Ratssitzung am Montag in einer Woche endet seine Zeit als Ratsherr und als Bürgermeister. Zeit, zurückzublicken? Für Lensdorf ganz offensichtlich, denn er hat bereits begonnen, seine Erlebnisse zu Papier zu bringen; ob als Buch oder nur als Erinnerungsdokument für seine Familie, das hat er noch nicht entschieden.

1979 zog er zum ersten Mal in den Stadtrat ein - für fünf Jahre, dann legte er eine Pause ein, unter anderem, weil er als selbstständiger Unternehmer mit einem Geschäft in Ruhrort beruflich zu stark gefordert war und weil er seiner Ehefrau sowie seinen Söhnen gemeinsame Zeit geben wollte. 1994 kehrte er in den Rat zurück, und zwar in einer Zeit, in der seine CDU in der Stadt nichts zu melden hatte. Die Wahlen gewannen stets die Sozialdemokraten mit so großer Mehrheit, dass sie im Rat ohne einen Koalitionspartner auskamen.

Benno Lensdorf mochte sich damit gar nicht zufrieden geben. Noch heute ist es so, dass er zu Hochform aufläuft, wenn er sich ärgert. Dann kann es bei ihm auch schon mal lauter werden. Das war schon so, als er in die CDU eintrat, weil ihm der Kurs dieser Partei damals gar nicht gefiel. Und das war auch so, als er in den Stadtrat einzog. "Man muss Visionen haben und versuchen, sie in die Realität umzusetzen", ist noch heute seine Devise.

Kaum in die Partei eingetreten, wurde er Chef eines mitgliederschwachen Ortsverbandes Ruhrort-Laar. Drei Jahre später hatte sich die Zahl der Mitglieder nahezu verdreifacht. Utopisch erschien es damals auch, dass ein Christdemokrat bei einer Kommunalwahl den Wahlkreis Ruhrort direkt "ziehen" könnte. Benno Lensdorf gelang das sogar dreimal (1999, 2004 und 2009).

Was hat den Ruhrorter in der Vergangenheit so überzeugend gemacht, dass ihm die Mehrheit der Wähler vertraute? Mit Sicherheit ist da seine ausgeprägte Identität mit dem Stadtteil. Dass der alte Dampfkran an der Schifferbörse jetzt wieder in neuem Glanz strahlt - das ist vor allem Lensdorfs Verdienst. Und dass auf der Mühlenweide wieder ein herausgeputzter Flaggenmast Besucher wie vorbeiziehende Schiffer grüßt, ebenfalls. Die Bürger in "seinem" Ruhrort konnten sich zudem darauf verlassen, dass er ihnen bei Problemen zur Seite stand und dass er alles daran setzte, dem nach dem Krieg lieblos aufgebauten Stadt den alten Charme zurückzugeben.

Ob das Vertrauen der Ruhrorter bei Lensdorfs Parteifreunden genau so ausgeprägt ist? Mit seinen vier Jahrzehnten kommunalpolitischer Erfahrung wurde ihm zumindest zugetraut, über viele Jahre die Ratsfraktion zu leiten. Als damit 2004 Schluss war, wurde ihm die Bürgermeisterehre angetragen. Auf Parteitagen und in Vorstandssitzungen von Parteigremien gilt Benno Lensdorf als einer, der auch schon mal bei unangenehmen Themen den Mund aufmacht. Glaubt er, dass ein Parteifreund auf dem Holzweg ist, dann kann ihm durchaus mal der Kragen platzen, trifft er auf Unehrlichkeit und Charakterlosigkeit, geht er hingegen deutlich auf Distanz, in seinem Fall eine vornehme Art der Kritik. Glaubwürdigkeit und Authentizität sind ihm eben äußerst wichtig. Ebenso Professionalität. Und die erfordert in seinen Augen zum Beispiel, dass ein Ratsherr den städtischen Haushalt lesen können muss. Er hält es darum für unbedingt geboten,"Neulinge" an die Hand zu nehmen und ihnen das politische Geschäft Stück für Stück beizubringen, bevor man sie ins Haifischbecken lässt. In und außerhalb von Parteikreisen gilt Benno Lensdorf vielleicht darum als äußerst hilfsbereit, als feiner Kerl, als vornehmer Mann ohne Hochmut und Überheblichkeit.

Hat er nach vier Jahrzehnten politische Arbeit eine Botschaft, die er seiner CDU mit auf den Weg geben will? Nein, er sei kein Besserwisser. Aber es würde ihn freuen, wenn die CDU wieder Visionen hätte, mit denen sie die Bürger mitreißt. Er würde sich über Partei-Nachwuchs freuen, der zupackt und mitarbeitet, der zuhört, statt gleich das große Wort zu führen, und der bereit ist, Visionen zu entwickeln und umzusetzen. Als die CDU 2004 die "Regierung" in Duisburg übernahm und einen Oberbürgermeister aus ihren reihen stellte, da war das auch für Benno Lensdorf wie der Lohn für viele harte Jahre politischer Arbeit.

(RP)
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