Duisburg Politiker mit Feingefühl für den Sport

Duisburg · Rainer Bischoff hat sich als neuer Vorsitzender des Stadtsportbundes eine Menge vorgenommen. Zusammen mit seinen Vorstandskollegen hat er sich zunächst vier wichtige Ziele gesteckt.

 Sportbegeistert (nicht nur beim MSV): Rainer Bischoff.

Sportbegeistert (nicht nur beim MSV): Rainer Bischoff.

Foto: Crei

Die ersten 100 Tage für Rainer Bischoff im Amt als Vorsitzender des Stadtsportbundes (SSB) sind geschafft. Diese vergleichsweise kurze Zeit hat er genutzt, um die ersten Pflöcke einzuschlagen - als Sportfunktionär, und keineswegs als SPD-Landtagsabgeordneter. Denn beides wisse er gut zu trennen, sagt er.

Rainer Bischoff ist in Duisburg bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Als DGB-Vorsitzender kämpfte er jahrelang für die Arbeitnehmerinteressen, seit 2000 sitzt er für die SPD im Landtag, und seit rund vier Monaten hat er einen weiteren "Job" am Hals. "Ich habe das Glück, meine Interessen zum Beruf gemacht zu haben. Ich war immer schon politisch interessiert und habe früher selbst leidenschaftlich Sport betrieben, also Fußball gespielt." Die dabei gesammelten Erfahrungen kommen ihm nun als Sportfunktionär zugute. Denn Bischoff weiß genau, wo es im "Sportgetriebe" knirscht. Der Vorstand hat inzwischen einen Vier-Punkte-Katalog erstellt, den er nach und nach abarbeiten wird.

"Wir haben hier seit der Schließung der Rhein-Ruhr-Halle keine Sporthalle mehr für Veranstaltungen mit großem Publikumszuspruch", sagt er. Bedeutende Events wie beispielsweise Handball-Länderspiele "gehen dadurch an uns vorbei". Zusammen mit seinen Vorstandskollegen hat er dieses Thema bereits bei einem Gespräch mit Oberbürgermeister Sören Link angesprochen, wohl wissend, dass die Stadt bei der Finanzierung des vom SSB geforderten Neubauprojektes schnell an ihre finanziellen Grenzen stößt. Hier schließt sich der zweite der vier Punkte des Maßnahmenkatalogs an:

"Wir wollen verstärkt versuchen, Wirtschaft und Industrie in das Sportsponsoring einzubinden", sagt Bischoff. Gerade große nationale und internationale Wettbewerb böten ein ausgezeichnetes Podium für Imagewerbung - für die Sponsoren ebenso wie für die Stadt. Bei Wettkämpfen auf der Regattabahn sei das hinreichend unter Beweis gestellt worden. Aber auch andere Sportarten in Duisburg fänden auf einem Niveau statt, mit dem sich gut werben lasse. "Und das, obwohl unsere Stadt nicht einen einzigen Athleten hat, der zur Zeit bei den Olympischen Spielen an den Start geht. Das ist für uns kein gutes Aushängeschild", meint Bischoff. Damit spricht er das dritte Thema aus seinem Katalog an: die Sportförderung.

Hier erwartet der SSB-Vorsitzende sehr viel mehr Engagement - seitens der Vereine und Verbände, der Organisationen auf Bundes- und Landesebene und auch bei der Stadt. Erste Ansätze sind bereits gemacht, weiß er. Die Gesamtschulen in Rheinhausen und Meiderich sowie das Steinbart-Gymnasium legen den Fokus auf die Sportförderung. Doch ein Sportinternat, wie es das in anderen großen Kommunen gibt, kann Duisburg nicht bieten. Die Förderung von großen Talenten müsse zudem sehr viel koordinierter ablaufen, als das heute der Fall sei. Sporttalente erhielten teilweise Geld aus der Bundes- und Landessportförderung, von Stiftungen - hier in Duisburg zum Beispiel von der Stiftung der Sparkasse -, und auch von der Stadt selbst. Aber abstimmen würden sich die Geldgeber dabei eher nicht, wüssten somit nicht einmal, was die anderen fördern. Das will Rainer Bischoff mit seiner Vorstandstruppe unbedingt verändern.

Und der vierte Punkt? "Das ist der vermutlich am schwierigsten Umzusetzende", sagt er. Rainer Bischoff und sein SSB-Vorstand wünschen sich einen Sportstättenbedarfsplan für Duisburg. Er soll den aktuellen Status beschreiben und Ziele definieren. Weil bei dessen Erstellung aber sowohl die Ebene der Sportfunktionäre eingebunden werden muss wie die der Ratspolitik, der Bezirkspolitik und auch die der Vereinspolitik, müssen viele Akteure unter einen Hut gebracht werden. Ende 2017, so wünscht sich Bischoff, könnte ein solcher Plan vorliegen. Er würde beispielsweise berücksichtigen, dass in Duisburg etliche Vereine vor dem Aus stehen, weil ihnen Geld und sportlicher Nachwuchs fehlen. Auch die schwierige Versorgungslage mit Hallenbädern müsse darin zur Sprache kommen. Dass die Zahl der städtischen Bäder aus Kostengründen radikal reduziert wurde, dass die Planungen für ein neues Bad im Duisburger Süden so schleppend laufen, das gefällt Bischoff gar nicht. Und nicht hinnehmbar findet er es, dass die beiden Hallenbäder im Westen mangels Schwimmmeistern nur abwechselnd geöffnet werden können. "Hier muss sich dringend was ändern."

Ein Sportstättenbedarfsplan könne dies sicherlich nicht ändern. Aber er sei eine fundierte Grundlage für das politische und vereinsbezogene Handeln. Und als sportpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag wird Bischoff das eine oder andere vielleicht auch bewegen können.

(RP)
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