Ex-OB im Loveparade-Prozess "Adolf, frag bitte nicht nach"

Düsseldorf · Duisburgs ehemaliger Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat sich am Donnerstag erneut zur Loveparade-Katastrophe geäußert. Vor Gericht verteidigte er die Mitarbeiter seiner damaligen Stadtverwaltung.

Duisburg: Adolf Sauerland im Loveparade-Prozess
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Duisburgs Ex-Oberbürgermeister Sauerland im Loveparade-Prozess

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Duisburgs ehemaliger Oberbürgermeister Adolf Sauerland hat sich am Donnerstag erneut zur Loveparade-Katastrophe geäußert. Vor Gericht verteidigte er seine damalige Stadtverwaltung und entschuldigte sich bei den Opfern.

Im Vorfeld der Loveparade soll niemand Druck auf die Stadt Duisburg ausgeübt haben, die Technoveranstaltung im Kulturhauptstadtjahr 2010 unbedingt zu genehmigen. "Es gab keinen politischen Druck. Weder von einer Partei noch von einer Person. Und auch von keiner anderen Seite", sagte der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) am Donnerstag am zweiten Tag seiner Zeugenvernehmung im Loveparade-Prozess vor der sechsten großen Strafkammer des Duisburger Landgerichts.

Bei der Loveparade-Katastrophe waren am 24. Juli 2010 in Duisburg 21 Menschen ums Leben gekommen, 650 wurden verletzt.

Keine Fehler bei der Stadt

Der 62-Jährige, der nicht zu den zehn Angeklagten gehört, verteidigte vehement seine damalige Verwaltung. "Ich bin bis heute felsenfest davon überzeugt, dass die Stadt Duisburg bei der Genehmigung der Loveparade keine Fehler gemacht hat", sagte Sauerland. Er sei nach Recht und Gesetz entschieden worden. Die Fehler seien an anderer Stelle im Veranstaltungsablauf gemacht worden, meinte Sauerland.

Sauerland bekräftigte erneut, dass er selbst in das Genehmigungsverfahren nicht direkt eingebunden gewesen sei. Das sei Angelegenheit der zuständigen Dezernate gewesen. "Ich habe mich nicht aus Feigheit rausgehalten", sagte der vierfache Familienvater und studierte Maschinenbauer aus Duisburg-Walsum. Vielmehr habe ihm die nötige Fachkompetenz gefehlt, um sich da einzumischen. "Es bestand für mich nie ein Grund, an den Aussagen meiner Beigeordneten zu zweifeln", sagte Sauerland.

Verschwiegenheitsklausel über Besucherzahl

Auch nicht in dem Fall, als sein Rechtsdezernent und Loveparade-Koordinator Wolfgang Rabe ihn zu einer Nachfrage zu den erwarteten Besucherzahlen sagte: "Adolf, frag bitte nicht nach. Ich kann dir aber versichern, alles ist korrekt." Damit habe er sich zunächst begnügt. Später musste Rabe Sauerland dann erklären, dass die Stadt eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben musste, in der sie dem Veranstalter Lopavent zusicherte, öffentlich nichts über die wahren Besucherzahlen zu sagen. So verkündete der Veranstalter, dass man mit einem Millionenpublikum rechne, obwohl man intern wusste, dass es vermutlich nur 250.000 Besucher werden dürften — und das über den gesamten Tag verteilt. "Dass die Diskrepanz so groß war, hätte ich nicht gedacht", sagte Sauerland, der sich am Donnerstag bei allen Betroffenen der Katastrophe entschuldigte. "Es tut mir leid für alle, die ihre Kinder dort verloren haben und die heute noch darunter leiden."

Opferanwalt Julius Reiter, der viele Hinterbliebene vertritt, kritisierte Sauerland dafür, dass er so wenig Kenntnis über den Genehmigungsprozess gehabt habe. "Das ist unglaublich. Ich wundere mich, dass er sich mit so wenig Kenntnis überhaupt so lange als Oberbürgermeister halten konnte."

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