Duisburg Rabenschwarz mit wenig Hoffnung

Duisburg · Im "Prognos Zukunftsatlas" schneidet Duisburg aktuell noch schlechter ab als bei der letzten Untersuchung vor drei Jahren. Der Stadt fehlt es an Dynamik. Arbeitslosigkeit und die hohe Zahl der Bedarfsgemeinschaften ziehen sie runter.

Seit mehr als zehn Jahren zeichnet der "Prognos Zukunftsatlas" regelmäßig im Drei-Jahres-Abstand auf, wie Städte und Kommunen in Deutschland für die Zukunft gewappnet sind. Duisburg ist, wie bereits am Samstag berichtet, nach einem schlechten 326. Platz im Jahr 2013 in der aktuellen Analyse auf Rang 363 abgestürzt und fällt damit in die Klasse der Kommunen, deren Zukunftschancen mit hohen Risiken behaftet sind. Unsere Stadt scheidet damit noch schlechter ab als beispielsweise der Kreis Nordwestmecklenburg oder der Unstrut-Hainich-Kreis, liegt im Ranking aber immerhin noch knapp vor Oberhausen und Gelsenkirchen.

Das schlechte Abschneiden wird vor allem durch negative Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und in der lokalen Wirtschaft bestimmst sowie durch eine schwierige soziale Lage, die - wäre sie allein für das Ranking entscheidend - dafür gesorgt hätte, dass Duisburg fast ganz am Ende der Liste gelandet wäre, in der alle 402 Kreise und Städte Deutschlands aufgeführt sind.

Neben allgemeinen statistischen Daten fließen in die Bewertung auch Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung ein. Untersucht werden alle drei Jahre auch die demografische Entwicklung aller 402 bundesdeutschen Städte und Kreise und die jeweiligen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Verfasser schauen auf Wettbewerbsindikatoren und darauf, wie das sozialökonomische Klima vor Ort aussieht.

Die Kategorie "Dynamik" gibt Auskunft darüber, wie sich eine Region/Stadt im Zeitverlauf entwickelt hat. Erstmals werden in diesem Jahr die Chancen bewertet, die sich durch die Digitalisierung der Wirtschaft ergeben können. Die demografische Entwicklung Duisburgs wird hier schon seit langem beobachtet.

Immer mehr ältere Menschen, immer weniger junge Familien - das eint Duisburg mit vielen Kommunen im Umfeld (Platz 165 von 402). Bei der Untersuchung vor drei Jahren reichte es noch für den Rang 118.

Wesentlich schlechter sieht es in der Kategorie Wohlstand/Soziale Lage aus. Hier verharrt Duisburg wie schon 2013 auf Rang 392. Die Studie weist daraufhin, dass ein solches Gefüge in einer Großstadt häufig nur durch Probleme in einigen Stadtteilen beeinflusst wird, was auf Duisburg fraglos zutrifft. Dass Arbeitslosigkeit und soziale Problemfälle im Duisburger Norden häufiger anzutreffen sind als beispielsweise in Duissern oder im Stadtsüden, ist bekannt. Doch Rezepte, dies zu verändern, haben Stadtverwaltung und Politik bis heute nicht gefunden.

Seit Jahren hat Duisburg bei der Arbeitslosenzahl die rote Laterne in der Hand. Große Unternehmen haben hier Jobs abgebaut, und Neuansiedlungen im großen Stil sind ausgeblieben. Das führt dazu, dass Duisburg in dieser Kategorie im Prognos Zukunftsatlas auf Platz 363 gelandet ist, sogar noch 37 Plätze schlechter als 2013. Im Bereich "Wettbewerb und Innovation" reicht es aktuell für Platz 203 (2013: 143).

In Bezug auf Dynamik sehen die Prognos-Verfasser für unsere Stadt rabenschwarz und platzieren sie auf dem Rang 377. Ausschlaggebend dafür sind zum Beispiel die Bevölkerungsentwicklung, Veränderung des Anteils der in Bedarfsgemeinschaften lebenden Personen, Veränderungen bei der Arbeitslosenquote und bei der Beschäftigtenzahl. Vor drei Jahren reichte es hier immerhin noch für den Rang 246. Der Absturz in die Klasse der Kommunen und Kreise mit sehr geringer Dynamik müsste eigentlich bei den Handelnden die Alarmglocken schrillen lassen.

Etwas Hoffnung gibt bei dieser Auswertung lediglich die Beurteilung, dass Duisburgs Chancen durch die Digitalisierung gut sind und damit vergleichbar mit denen der Nachbarkommunen (mit Ausnahme von Düsseldorf mit ausgezeichneten Chancen).

(RP)
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