Duisburg Rad wird das Verkehrsmittel Nummer 1

Duisburg · Die Neuausrichtung der innerstädtischen Verkehrspolitik stand im Mittelpunkt des Politikforums der "Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise". Mehr als 70 nordrhein-westfälische Kommunen gehören dieser Vereinigung an, die sich dem Thema "Nahmobilität" widmet und Konzepte für zukünftige städtische Verkehrspolitik entwickelt.

Duisburgs Planungsdezernent Carsten Tum konnte als Gastgeber nicht nur die AGFS-Vorsitzende Christine Fuchs, sondern auch etliche Stadtplaner und verkehrspolitische Entscheider aus den Nachbarstädten begrüßen.

Im Zentrum der Veranstaltung standen die Ausführungen des Kölner Nahmobilitäts-Experten Hans Lindner (Planerbüro Südstadt), der über die Zukunft des innerstädtischen Verkehrs referierte. Lindner machte deutlich, dass es "absolut möglich" sei, künftig große Teile des städtischen Verkehrs zu Fuß oder mit dem Rad ("wird das Verkehrsmittel Nr. 1") zu erledigen. Mittelfristiges Ziel müsse sein, dass 60 Prozent des innerstädtischen Verkehrs zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch per Pedelec ("dieses Verkehrsmittel hat hohe Zuwachsraten") bestritten wird. Dazu sind aber intelligente und klare Verkehrsstrukturen wie sichere und großzügig angelegte Fahrrad-Spuren, sauber getrennte Pkw-Parkmöglichkeiten sowie zum Teil zurückgeführte Kfz- Fahrspuren unabdingbar. Zusätzlich zum "Aufräumen" der innerstädtischen Verkehrswege seien sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder; an Schnittstellen zum ÖPNV sollten abschließbare Fahrrad-Parkboxen bereitgestellt werden, so der Mobilitäts-Experte. Zudem müsse der bisher stark vernachlässigte Fußgängerverkehr mehr in den Fokus gerückt werden: "Der Fußgängerverkehr darf nicht weiter über "Restflächen" ablaufen, auch hier sind klare Strukturen wünschenswert." In Zukunft sollten alle Verkehrsarten "gleichberechtigt nebeneinander existieren", forderte Lindner.

Andere Verkehrskonzepte sind nach Ansicht des Kölner Planungsexperten schon aufgrund der Megatrends einer alternden Gesellschaft, einer zunehmenden Urbanisierung ("zurück in die Stadt") und auch aus Gesundheits- und Fitnessaspekten unerlässlich. Lindner sprach in dem Zusammenhang von der "Heilkraft der Bewegung". Dazu gehört nicht nur das Radfahren; in den Innenstädten sollte Raum geschaffen werden, um Sport und Bewegung zu ermöglichen.

Der Oberhausener Stadtentwicklers Dieter Braun gab zu bedenken gab, dass vielen Städten allein durch ihre "finanzielle Situation schon Grenzen gesetzt sind" und somit die Ziele nicht so schnell erreicht werden können. Carsten Tum merkte an, dass Duisburg mit den "Shared Space" - Bereichen vor dem Stadttheater, in Hamborn, Rheinhausen und Großenbaum - recht gute Erfahrungen gemacht hat. Dort funktioniere es mit einer Art von gleichberechtigtem Verkehrs-Mix gut. Stadtentwickler Hendrik Trappmann erwähnte die bereits bestehenden Fahrradtrassen in Duisburg - unter anderem verbindet die "Bocksbart-Trasse" die Innenstadt mit Hochfeld - und zeigte sich auch mit der Nutzung der Leifahrzeuge "Metropolrad" sehr zufrieden.

Wie es zukünftig aussehen könnte, dokumentierten die Experten der AGFS mit visuellen Einspielern der Situation in den Vorzeigemetropolen Lissabon, London, Eindhoven und Kopenhagen. Aber auch schon ein Ausflug nach Venlo zeigt, wie fahrradgerechter Verkehr aussehen kann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort