Duisburg Ramadan: Vorsicht bei Medikamenten

Duisburg · Im Fastenmonat Ramadan üben Muslime zwischen Sonnenauf-und untergang bis zum 24. Juni strengen Verzicht. Was man dabei in Sachen Gesundheit und vor allem bei der Einnahme von Medikamenten beachten sollte, erklärt Kardiologe Dr. Ammar Ghouzi, Oberarzt am Helios Klinikum Duisburg und selbst fastender Muslim.

 Menschen, die auf eine regelmäßige Medikamente angewiesen sind, sollten Änderungen während des Ramadan unbedingt mit ihrem Arzt besprechen, rät der Experte.

Menschen, die auf eine regelmäßige Medikamente angewiesen sind, sollten Änderungen während des Ramadan unbedingt mit ihrem Arzt besprechen, rät der Experte.

Foto: Helios

Die Regeln des Ramadan sind eindeutig: Solange die Sonne am Himmel steht, sollen gläubige Muslime weder essen noch trinken. Auch das Rauchen und Geschlechtsverkehr sind untersagt. Doch es gibt Ausnahmen, etwa für erkrankte Menschen, Schwangere oder Kinder, vor allem wenn es um die Einnahme von Medikamenten geht. "Betroffene, die regelmäßig Arzneimittel einnehmen müssen, etwa bei chronischen Erkrankungen, sollten diese nicht einfach absetzen, sondern sich vorher unbedingt mit ihrem behandelnden Arzt besprechen", sagt Dr. Ammar Ghouzi, Leitender Oberarzt der Intensivstation und Kardiologe am Helios Klinikum Duisburg.

Ansonsten könne das für die Erkrankten zum Teil schlimme Folgen haben, etwa wenn bei Diabetikern der Blutzuckerspiegel lebensbedrohlich entgleist. Wenn man sich allerdings rechtzeitig darum kümmert, ist es bei einigen Krankheiten möglich, die Präparate ausnahmsweise nachts einzunehmen oder auf ein Medikament auszuweichen, das seltener eingenommen werden muss.

Dr. Ammar Ghouzi ist Leitender Oberarzt und Kardiologe am Helios Klinikum. Auch er fastet als Muslim und weißt Patienten darauf hin, Medikamente nicht einfach so abzusetzen.

Dr. Ammar Ghouzi ist Leitender Oberarzt und Kardiologe am Helios Klinikum. Auch er fastet als Muslim und weißt Patienten darauf hin, Medikamente nicht einfach so abzusetzen.

Foto: Helios

Ghouzi selbst kennt die Situation aus seinem Klinikalltag, auf der Intensivstation betreut er überwiegend schwerkranke Patienten. Auch hier treibt die Frage, wie die Patientenversorgung während des Ramadan möglichst regelkonform verlaufen kann, die Betroffenen selbst und auch ihre Angehörigen um. "Es ist wichtig zu wissen, dass akut oder chronisch Kranke auch der Lehre nach von den Vorgaben des Ramadan ausgenommen sind", erklärt Dr. Ghouzi. Das würde viele von ihrem schlechten Gewissen befreien. Auch der Kardiologie selbst fastet in dieser Zeit. "Die ersten Tage sind etwas anstrengend, aber dann hat sich mein Körper ziemlich schnell an die neue Situation gewöhnt und es stört mich nicht mehr. Außerdem verliere ich in dieser Zeit auch immer ein paar Kilo, das ist ein netter Nebeneffekt", schmunzelt der Mediziner.

Wenn man es genau nimmt, ist die Zeit des Ramadan auch eher ein unterbrochenes Fasten, denn im Grunde verschiebt sich einfach die Zeit der Essensaufnahme. Für gesunde Menschen ist das kein Problem - und sogar gesundheitsfördernd, wenn sie darauf achten, morgens und abends die richtigen Nährstoffe zu sich zu nehmen und ausreichend zu trinken. Dennoch ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören: Wer den ganzen Tag auf Essen und Trinken verzichtet, sollte die Warnsignale richtig deuten. Je nach körperlicher Konstitution kann es zum Abfall des Blutdrucks und Kreislaufbeschwerden kommen. Hier kann es helfen, vor allem bei Diabetikern, immer ein Stück Traubenzucker für den Notfall dabei zu haben.

Gesundheitstipps für den Ramadan:

Menschen, die auf eine regelmäßige Medikation angewiesen sind, sollten Änderungen während des Ramadan unbedingt mit ihrem Arzt besprechen.

Diabetiker sollten mehrmals am Tag ihren Blutzuckerwert kontrollieren, damit sie eventuelle Entgleisungen rechtzeitig erkennen. Auch bei der Nahrungsaufnahme sollten sie bestimmte Regeln beachten, etwa keine Lebensmittel mit hohem glykämischem Index zu sich nehmen, da der Blutzuckerspiegel dann zu schnell steigt.

Überdosierungen und Wechselwirkungen vermeiden: Viele Betroffene nehmen nach Sonnenuntergang verschiedene Medikamente gleichzeitig ein. Das kann zu unerwünschten und zum Teil gefährlichen Nebenwirkungen führen. Auch hier ist die Absprache mit dem Arzt erforderlich.

Die Anwendung von Salben bei Hauterkrankungen oder Dosiersprays (bei Asthma oder anderen Lungenkrankheiten) verstößt nicht gegen die Fastenregeln.

Patienten mit einem Glaukom sollten die regelmäßige Applikation ihrer Augentropfen nicht unterbrechen.

Bei sportlichen Belastungen, vor allem in großer Hitze, droht durch den Flüssigkeitsmangel ein Wärmestau im Körper. Die Symptome sind mit einem Hitzschlag vergleichbar. Hier sollten die Betroffenen gegensteuern, etwa sich in Pausen in klimatisierte Räume zurückziehen, ihren Körper mit nassen Handtüchern kühlen oder sogar während des Trainings eine Kühlweste tragen.

(RP)
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