100 Polizisten im Einsatz Razzia in Duisburger Flüchtlingsheim

Duisburg · In der Unterkunft St. Barbara in Neumühl haben am Dienstag über 100 Polizisten Flüchtlinge aus den Maghreb-Staaten auf Papiere und Herkunftsländer kontrolliert. Wer noch keinen Asylantrag gestellt hat, konnte dies unverzüglich tun.

 Polizeibeamte sicherten während der gestrigen Aktion das Gelände in Neumühl auch von außen.

Polizeibeamte sicherten während der gestrigen Aktion das Gelände in Neumühl auch von außen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Bewohner der Asylunterkunft St. Barbara in Neumühl wurden am Dienstagmorgen kontrolliert und einige sogar in Handschellen abgeführt. Mehr als hundert Polizisten hatten geholfen, die Landesasyleinrichtung zu sichern und die Flüchtlinge nach Papieren und Herkunftsländern zu checken.

Kontrolliert wurden in erster Linie Flüchtlinge aus den Maghreb-Staaten, also Algerien und Marokko, Tunesien. Anschließend wurden sie in die Erstaufnahemeinrichtung Kutel nach Essen gebracht. Weshalb Handschellen zum Einsatz kamen, wurde nicht mitgeteilt.

Landesweite Schwerpunktaktion

Die Kontrolle in Duisburg war Teil einer landesweiten Schwerpunktaktion der Bezirksregierung Arnsberg und des Ministeriums für Inneres und Kommunales. An 33 Standorten in Nordrhein-Westfalen wurden Flüchtlinge kontrolliert.

 Lange Schlangen bildeten sich vor der Einrichtung, als die Beamten die Kontrollen vornahmen.

Lange Schlangen bildeten sich vor der Einrichtung, als die Beamten die Kontrollen vornahmen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Aktion diente dazu, die biometrischen Daten der Menschen aufzunehmen. Dadurch soll verhindert werden, dass sich Flüchtlinge mehrere Identitäten zulegen, und somit in verschiedenen Bundesländern Sozialhilfe beantragen. Gleichzeitig sollten die Kontrollen dazu führen, dass die Flüchtlinge einen Asylantrag stellen. Dazu sind sie ohnehin per Gesetz verpflichtet, nicht jeder Flüchtling ist dem aber bislang nachgekommen. Zwar ermöglicht erst der Asylantrag, Sozialhilfe zu beantragen. Er ist aber auch ausschlaggebend, um die Menschen wieder abschieben zu können, sollte der Antrag abgelehnt werden. Das ist bei den fokussierten Flüchtlingen der Fall, da sie aus sogenannten sicheren Herkunftsländern kommen.

Rund 491 Flüchtlinge waren von der Polizei ermittelt worden, die angaben, beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen Asylantrag stellen zu wollen. Möchte ein Flüchtling keinen Asylantrag stellen, macht er sich in diesem Moment verdächtig, sich unerlaubt in Deutschland aufzuhalten. Die örtliche Kreispolizeibehörde leitet dann ein Strafermittlungsverfahren ein.

 Die Außenstelle Neumühl ist die einzige Landesunterkunft für Flüchtlinge in Duisburg.

Die Außenstelle Neumühl ist die einzige Landesunterkunft für Flüchtlinge in Duisburg.

Foto: Christoph Reichwein

Die Asylunterkunft St. Barbara ist derzeit die einzige Landesunterkunft in Duisburg. Doch auch in den städtischen Unterkünften sind größtenteils alleinstehende Männer aus den Maghreb-Staaten untergebracht, wie Stadtdirektor Reinhold Spaniel auf Anfrage mitteilte. "Mit ihnen haben wir die größten Probleme", sagt er. "Sie haben teilweise Schwierigkeiten im Umgang mit Alkohol, mit Frauen und auch untereinander."

 Auf diesem Gelände an der Werthauser Straße in Rheinhausen soll wie berichtet in einigen Tagen eine Traglufthalle errichtet werden.

Auf diesem Gelände an der Werthauser Straße in Rheinhausen soll wie berichtet in einigen Tagen eine Traglufthalle errichtet werden.

Foto: Christoph Reichwein

Die meisten von ihnen seien in Turnhallen und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. 60 Prozent aller Asylbewerber konnte die Stadt aber in Wohnungen unterbringen. "Vorrangig syrische und irakische Familien leben dort", sagt Spaniel. Da Duisburg ein Defizit an Flüchtlingsaufnahmen aus 2015 ausgleichen muss, werden in der Stadt weitere Unterkünfte geschaffen - trotz allgemein sinkender Flüchtlingszahlen.

An drei Standorten im Stadtgebiet sollen Traglufthallen mit Platz für jeweils bis zu 400 Bewohnern aufgestellt werden. Eine Traglufthalle entsteht derzeit an der Werthauser Straße. Sie soll am 18. April aufgeblasen und im Juni bezugsfertig sein. Zu den bisherigen Überlegungen gehört auch, Asylbewerber im ehemaligen RAG-Bildungshaus an der August-Thyssen-Straße in Hamborn unterzubringen. Ab Juni soll die alte Verwaltung der Hüttenwerke an der Emscherstraße umgebaut sein. Mehr als 200 Flüchtlinge sollen dort Platz finden.

(RP)
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