Duisburg Rege geplant, aber nur wenig gebaut

Duisburg · In diesem Jahr herrschte bei vielen Bauprojekten in der Planungsphase oder während der Umsetzung Stillstand. Bei der A 59 am Bahnhof allerdings ist die Baustellenzeit so gut wie vorbei.

Die Straßenbauer haben Wort gehalten. Rechtzeitig vor dem Jahreswechsel war die A 59 in der Innenstadt (fast) frei von Baustellen. Nach Jahren der verengten Fahrspuren, der Vollsperrungen und anderer Beeinträchtigungen durch Gerüste und Teermaschinen konnte Straßen.NRW einen Schlussstrich unter die Verbreiterung der Stadtautobahn unterm Hauptbahnhof ziehen. Es wird nicht mehr all zu lange dauern, bis auch die letzten Absperrungen entfernt werden, die noch nötig sind, weil zwei Brücken über die A 59 neu dazugekommen sind und noch fertiggestellt werden müssen.

Eine derart positive Meldung hätten sich die Duisburger in diesem Jahr sicherlich auch im Fall der Mercatorhalle gewünscht. Doch nichts da. Duisburgs vornehmster Versammlungsort ist — und bleibt es vorerst — dicht. In diesem Jahr gehörte das Zentrum den Brandsachverständigen, die nachschauten und prüften, wie es um den Brandschutz in den beiden großen Sälen, im Foyer und in anderen Teilen des Gebäudes ausschaut. Wer anfangs vielleicht dachte, es sei damit getan, die eine oder andere Änderung vorzunehmen, erlebte in diesem Jahr eine Enttäuschung.

Die Bauarbeiten, die nötig sind, um die Halle und damit die Besucher vor Feuer und Qualm zu schützen, sind so umfangreich, dass zwischenzeitlich überlegt wurde, den großen und kleinen Saal in den Rohbauzustand zurückzuversetzen und noch einmal ganz neu auszubauen. Was im kommenden Jahr dort passieren wird? Verbindliche Aussagen gibt es derzeit keine. Aber das Bemühen ist angeblich groß, zumindest den kleinen Saal alsbald aufzurüsten und ihn in 2014 wieder zur Verfügung zu stellen. Letztlich hängt wie so vieles auch hier alles davon ab, wie teuer die Sanierung wird und wer sie bezahlt.

Vielleicht sind es Kostengründe, die in diesem Jahr dazu geführt haben, dass der Projektentwickler Multi Development Abstand von dem Vorhaben genommen hat, an der Mercatorstraße ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten. Ziemlich überraschend — angeblich auch für Multi — teilte die Stadt vor wenigen Wochen mit, dass das Projekt abgesagte worden sei. Ein Kommunikationsproblem zwischen dem Planungsdezernenten und dem Unternehmen?

Fakt ist und bleibt: Mit der Absage einher ging auch die Streichung des Ausbaus der Mercatorstraße. Sie sollte bekanntlich schmaler gemacht werden, was auch damit begründet wurde, dass dann nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer es leichter haben, vom Hauptbahnhof in die Innenstadt zu gelangen. Vorerst bleibt die Mercatorstraße nun wie sie ist. Und damit können auch die Platanen stehenbleiben, die für den Umbau hätten gefällt werden müssen. Der angekündigte Bürgerentscheid der Baumschützer wird somit auch ausfallen. Dabei hat die Stadt mit diesem Verfahren der direkten Bürgerbeteiligung ja schon reichlich Erfahrung gemacht. Und glaubt man den wortreichen politischen Ankündigungen der Vergangenheit, dann ist Duisburg ja sowieso eine Stadt, in der die Bürger ein Wörtchen mitreden dürfen.

Das war zum Beispiel beim so genannten Charrette-Verfahren der Fall, das uns Planungsdezernenten Tum bescherte. In zig Veranstaltungen konnten die Bürger hier ihre Ideen zur Gestaltung der Bahnhofsplatte einbringen. Das Ergebnis allerdings trägt wieder einmal die deutliche Handschrift der Stadtplaner. Und: Umgesetzt werden die Pläne vorerst nicht. Vor 2016 werden wir wohl auf der Bahnhofsplatte nicht eine einzige Baumaschine zu sehen bekommen. Der Grund dafür ist naheliegend: Erst einmal muss das Geld für die Gestaltung zusammengekratzt werden. Und das fehlt bekanntlich in unserer Stadt an allen Ecken und Enden.

Viele (öffentliche) Bauaktivitäten haben wir in diesem Jahr in unserer Stadt eh nicht beobachten können. Beim "Stadtfenster" an der Steinschen Gasse ging es gut los, doch seit Monaten tut sich auf der Baustelle so gut wie nichts mehr. Angeblich soll es aber im kommenden Jahr weitergehen, so dass Stadtbibliothek und VHS umziehen können — vielleicht in 2014, aber wohl eher im übernächsten Jahr.

Still ruht der See auf dem Aurelis-Gelände neben dem Hauptbahnhof, wo eigentlich längst mit dem Bau eines Parkhauses begonnen werden sollte. Doch der Investor winkte in diesem Jahr ab, die Planungen der Stadtverwaltung waren ihm angeblich zu unausgegoren. Stillstand auch auf dem Güterbahnhofsgelände, abgesehen von einer Gedenkstätte für die Loveparadeopfer, die im Sommer zum Jahrestag der Katastrophe eingeweiht wurde. Doch oben auf dem Gelände ist von einem Höffner-Möbelhaus nichts zu sehen. Bekanntlich will der Investor erst in Neuss bauen. Ob er danach noch Interesse an Duisburg hat? Wer weiß.

Ein weiteres Jahr werden wir uns wohl damit abfinden müssen, dass gegenüber vom Rathaus in der Innenstadt die ehemalige Berufsschule vor sich hingammelt. Wann hier eine Wohnsiedlung mit Geschäften und dem nachgebauten Haus von Gerhard Mercator entsteht, ist offen.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass in Duisburg nur geträumt, aber nicht gehandelt wird, wäre da nicht das Erfolgsmodell Logport. An der Rheinfront zwischen Wanheim und Hüttenheim begrüßte Duisburgs Hafenchef Erich Staake in diesem Jahr viele Ehrengäste zur Eröffnung des neuen Logistikzentrums von Audi, während wenige Kilometer weiter in Kasslerfeld ein ähnliches Projekt, diesmal von VW, in den Himmel wuchs.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort