Duisburg Reizvolle Rolle bei unterschätzter Musik

Duisburg · In der Operette "Der Graf von Luxemburg" von Franz Lehár singt und spielt Juliane Banse die Sängerin Angèle Didier. Nach der Düsseldorfer Premiere steht am 22. Dezember die Duisburger Premiere bevor. Juliane Banse freut sich darauf.

 Turbulenzen auf der Bühne mit Bo Skovhus (René Graf von Luxemburg), Juliane Banse (Angèle Didier), Luis Fernando Piedra (Pawel von Pawlowitsch) und Bruce Rankin (Fürst Basil Basilowitsch).

Turbulenzen auf der Bühne mit Bo Skovhus (René Graf von Luxemburg), Juliane Banse (Angèle Didier), Luis Fernando Piedra (Pawel von Pawlowitsch) und Bruce Rankin (Fürst Basil Basilowitsch).

Foto: Hans Jörg Michel (DOR)

Nach der Premiere in Düsseldorf zieht "Der Graf von Luxemburg" nun weiter ins Duisburger Opernhaus. Kurz vor Weihnachten beginnt eine kleine Serie von Aufführungen. Auch an Silvester wird die schwungvolle Operette von Franz Lehár gespielt.

Eine hübsche Reminiszenz: Schon einmal feierte das Bühnen-Liebespaar Juliane Banse und Bo Skovhus den Jahresausklang gemeinsam - 2013 bei der "Fledermaus" in Chicago. Ausflüge ins Reich der Operette ergaben sich für die Sopranistin bisher nur selten. "Obwohl ich sie immer sehr genieße", sagt Juliane Banse. "Der Graf von Luxemburg" und die Inszenierung von Jens-Daniel Herzog, Intendant der Dortmunder Oper, begeistern sie gleichermaßen. "Eine reizvolle Kombination aus toller Rolle, oft unterschätzter Musik und der Möglichkeit, spielerischer als sonst auf der Bühne zu agieren", sagt sie. Und auch ein willkommener Kontrast zu ihren ernsten, lyrischen Rollen. "Die ganzen liebreizenden Mädels, die ich gesungen habe! Man ist zwar Sympathieträger, hat aber selten Ecken und Kanten."

Bei der Gestaltung einer Operette wie dieser fühle sie sich freier, zumal mit einem Regisseur, der sie dazu ausdrücklich ermunterte: "Er kitzelt das Beste aus uns Sängern heraus. Reines Wohlfühltheater."

Juliane Banse ist gespannt auf die mit dem Wechsel nach Duisburg verbundene Herausforderung: "Es kommt ja sonst nie vor, dass innerhalb einer Premierenserie das Haus, das Orchester und auch noch der Dirigent ausgetauscht werden. Hut ab vor der ganzen Logistik, die an der Oper am Rhein pausenlos gestemmt wird. Das wird für uns auf der Bühne noch am leichtesten sein." Viel bestauntes Glanzstück der Ausstattung ist die mit etlichen Zimmern und Kabinetten üppig bestückte Drehbühne. Die komplizierten Anschlüsse und Abläufe haben sich inzwischen recht gut eingependelt. In Duisburg aber wird die ausgeklügelte Technik etwas langsamer rotieren. "Hoffentlich klappt alles", sagt Juliane Banse und klopft schnell auf Holz.

Man könnte sie eine bodenständige Diva nennen. Begehrt an großen Häusern bis hin zur New Yorker "Met", wo sie 2014 als Zdenka in "Arabella" debütierte. "Das war ein Sahnehäubchen, ohne Frage", sagt sie. "Man hat viel erreicht in seiner Karriere und an großen Häusern gesungen. Doch dann kommt dieser sagenhafte Anruf von der Met. Es war tatsächlich überwältigend, dort zu stehen." Aber ein Olymp wie die Scala, wie Covent Garden oder eben die Met stelle keinen Wert an sich dar. "Andere Häuser können sogar die interessanteren sein. Es muss ja auch das ganze Umfeld stimmen. Was nützt es mir, wenn ich dort nicht hinpasse?"

Wenn sie schon Träume hat, dann eher von bestimmten Rollen. "Einer erfüllt sich gerade, ich werde die Marschallin singen, mein innigster Wunsch seit Jahren." Wo dieser "Rosenkavalier" aufgeführt wird, behält sie noch für sich. "Ein bisschen versteckt, perfekt zum Ausprobieren." Sie lacht. "Danach hoffe ich natürlich, dass mich die ganze Welt als Marschallin will."

Mit ihrem Mann, dem Dirigenten Christoph Poppen, und drei Kindern (15, 13, 5 Jahre alt) wohnt Juliane Banse in Dießen am Ammersee. Ein idyllischer Rückzugsort, aber nie für lange Zeit. Zu ihrem vielfältigen Repertoire an Opernrollen, darunter Elsa von Brabant in "Lohengrin" oder der Hauptpart in Poulencs Monooper "La voix humaine", kommt ein prall gefüllter Kalender mit Kammermusik- und Liederabenden. Und neuerdings noch eine Professur an der Düsseldorfer Robert Schumann Musikhochschule. "Ich gebe Gesangsunterricht für Anfänger bis Masterstudenten und baue mir gerade eine Klasse auf", erzählt sie.

In Zürich aufgewachsen, ist der Sopranistin das Rheinland angenehm vertraut. Aus gutem Grund: Ihr Großvater Alfred Banse, ihr Vater Bernd und auch dessen Zwillingsbruder haben alle an der Düsseldorfer Oper als Sänger angefangen. "Das Haus kannte ich vorher nicht, aber tausend Anekdoten darüber", sagt sie. "Wenn man an ein Karma glaubt, bin ich hier goldrichtig. Ich mag den rheinischen Tonfall und fühle mich wie in Abrahams Schoß."

(RP)
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