Duisburg Residentin hat Duisburg liebgewonnen

Duisburg · Mit dem achten Kammerkonzert im Theater am Marientor beendete Carolin Widmann ihre Saison als Duisburgs "Artist in Residence".

Viermal war die Ausnahmegeigerin Carolin Widmann in dieser Saison 2012/2013 als Duisburgs "Artist in Residence" (Gastkünstlerin) in verschieden gearteten Konzerten zu erleben: Nach ihrer ersten Präsentation mit dem Programm "Solo allein" am 1. November 2012 gestaltete sie als Solistin im dritten Philharmonischen Konzert am 14. und 15. November 2012 das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold und zusammen mit Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker das "Musikalische Dinner" am 17. Mai 2013 im Seehaus an der Wedau (die RP berichtete).

Zum Abschluss gab Carolin Widmann jetzt ihr "eigenes" Kammerkonzert im Theater am Marientor (TaM), das achte der Reihe, zusammen mit ihrem langjährigen Klavier-Partner Alexander Lonquich. Das Programm war klug konzipiert, denn die vier Meisterwerke für Violine und Klavier waren alle für erstklassige Geiger komponiert beziehungsweise fanden später berühmte Interpreten und enthielten alle Liedelemente.

Den Rahmen bildeten die beiden Sonaten für Violine und Klavier Nr. 1 a-Moll op. 105 und Nr. 2 d-Moll op. 121, die Robert Schumann 1851 schrieb. Die Anregung dazu kam von Ferdinand David, dem damals berühmten Konzertmeister des Leipziger Gewandhausorchesters, die zweite Sonate ist ihm sogar gewidmet, die Uraufführung zwei Jahre später spielte allerdings Joseph Joachim. Im TaM klangen Carolin Widmann und Alexander Lonquich in der ersten Sonate noch zu unentschieden und zugleich zu schwankend im Tempo. Das flackernde Spiel passte besser zu der irrlichternden, größer angelegten und insgesamt anspruchsvolleren zweiten Sonate, bis hin zu Choralanklängen.

Franz Schubert schuf seine Fantasie C-Dur op. posth. 159 D 934 im Jahr 1827 für das damals Furore machende Duo aus dem Geiger Joseph Slawik und dem Pianisten Karl Maria von Bocklet. Im Zentrum stehen Variationen über Schuberts eigenes Lied "Sei mir gegrüßt" D 741. Obwohl hier im jüngsten Kammerkonzert etwas zu vorsichtige Tempi gewählt wurden, kam die abgründige Virtuosität des Stückes gut herüber.

Ganz in ihrem Element wirkten Carolin Widmann und Alexander Lonquich aber bei jener Sonate Nr. 4 "Children's Day at the Camp Meeting" JS 63, die Charles Ives 1914-16 komponierte — ursprünglich für einen Zwölfjährigen, der jedoch damit überfordert war, später nahmen sich bedeutende Interpreten wie Joseph Szigeti und Andor Foldes dieser Sonate an. Mit einer Mischung aus komplexen Klängen und seinerzeit populären amerikanischen Kirchenliedern erinnert der Komponist darin an übermütige Teilnehmer an Kindergottesdiensten.

"Ich bin traurig, dass meine Residenz schon zu Ende geht, ich habe Duisburg liebgewonnen", sagte Carolin Widmann nach dem ersten Applaus. Als Dank an den Philharmonie-Intendentan Dr. Alfred Wendel und Zugabe spielte sie noch den Satz aus der Sonate für Violine und Klavier von Francis Poulenc.

(hod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort