Kulturhauptstadtjahr 2010 Revier-Highlight wirkt bis heute nach

Duisburg · Vor fünf Jahren schwamm Duisburg mit auf der Welle des Kulturhauptstadtjahres, das hier im Juli so tragisch gestoppt wurde.

 Das Fest auf der gesperrten A 40 war für die meisten Besucher wohl das Highlight des Kulturhauptstadtjahres. Doch am nachhaltigsten wirkt dieses Großereignis bis heute im Hafenstadtteil Ruhrort nach.

Das Fest auf der gesperrten A 40 war für die meisten Besucher wohl das Highlight des Kulturhauptstadtjahres. Doch am nachhaltigsten wirkt dieses Großereignis bis heute im Hafenstadtteil Ruhrort nach.

Foto: Archiv

Mehr als 70 Projekte mit mehr als 500 Einzelveranstaltungen - Duisburg präsentierte sich 2010 als "Hafen der Kulturhauptstadt". Nicht alle Veranstaltungen waren "flüchtig", viele wirken bis heute nach, vor allem in Ruhrort.

Das Kulturfestival der "Akzente" wurde im Frühsommer 2010 Duisburgs "Local Hero". Zu den Highlights gehörten "Still-Leben" auf der gesperrten A 40, die Revier-Installation "SchachtZeichen" im Landschaftspark, das Ausstellungsprojekt "2-3 Straßen" in Hochfeld sowie die Landmarke Angerpark im Duisburger Süden mit der Großskulptur "Tiger & Turtle". Unvergessen im Bereich der Musik war das "Henze Projekt" der Duisburger Philharmoniker in der Mercatorhalle, Mahlers "Sinfonie der Tausend" in der Kraftzentrale des Landschaftsparks sowie "Sing - Day of Song" in der Innenstadt und in Ruhrort. Diese Veranstaltung findet seitdem jährlich statt. Zwar gebaut, nicht aber endgültig der Öffentlichkeit übergeben, fristet die "Haniel Treppe" auf der Ruhrorter Mercatorinsel seit 2010 ihr Dasein. Dabei war sie es doch, die die großartige Eröffnungsveranstaltung der "33. Duisburger Akzente" erst ermöglichte. Rund 80 000 Menschen, davon 20 000 allein auf der Mercatorinsel feierten bis spät in die Nacht in Ruhrort eine Party mit Kunst und Kultur.

Ruhrort hauchte das Kulturhauptstadtjahr neues Leben ein. Der Stadtteil zehrt bis heute davon. Mit Theater, Musik, Film, Literatur und Kunst wurden dort besondere Orte zum (Er)Leben gebracht und in Erinnerung gerufen. Verborgene Höfe, historische Straßenzüge, sehenswerte Plätze, ehrwürdige Gebäude, verwaiste Ladenlokale und auch Schiffe wurden zu Orten von Inszenierungen, Performances und Kunstaktionen und trafen damit das Thema des "Kulturhauptstadt-Hafens" vortrefflich. Mit einem solchen Feuerwerk an kulturellen Veranstaltungen wurde der Stadtteil Ruhrort derart verzaubert, dass die Menschen, und zwar nicht nur jene von dort, den Wunsch hegten, dieses Sommermärchen möge nie aufhören und irgendwie weitergehen. Für die Kulturhauptstadtmacher waren diese "Ruhrort(t)räume" so erfolgreich, dass sie dem Hafenstadtteil noch im selben Jahr das Prädikat "Kreativ.Quartier" verliehen. Diese Bezeichnung ist eine Art Gütesiegel der RUHR.2010-Nachfolgeorganisation "European Centre for Creative Economy" (ECCE) für besonders innovative Kreativareale und kulturelle Milieus in Stadtgebieten der Metropole Ruhr. Doch diese Auszeichnung wurde in Ruhrort nicht als eine Art "Meisterbrief" verstanden, der nur Wände ziert, sondern als Verpflichtung und Herausforderung zugleich, auf die Entwicklung dieses Stadtteils Einfluss nehmen zu wollen. Dem damals gegründeten "Kreativkreis Ruhrort" gehören mittlerweile weit über 400 Adressaten an und er hat eine "Facebook"-Gemeinde von über 1200 Fans.

Essen - Kulturhauptstadt 2010
15 Bilder

Essen - Kulturhauptstadt 2010

15 Bilder
Foto: Essen Marketing GmbH/Peter Wieler

"Wir in Ruhrort - Gemeinsam nach vorn", unter diesem Motto versteht sich der bürgerschaftlich organisierte Kreativkreis als Ideenbörse, Aktionsbündnis und Bindeglied verschiedener kultureller Strömungen im Quartier, aber auch gewissermaßen als Dach für verschiedene Ruhrorter Vereine, Verbände und Initiativen, das für die Verschönerung des Stadtteilbildes, die Verbesserung der Lebensqualität und die Ermutigung zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Wandel eintritt.

Zu dieser Stadtteilbewegung gehören Ruhrortfans aller kreativen Couleur. Jetzt hat der "Kreativkreis" einen "Runden Tisch Ruhrort" gegründet, an dem die Stadt und alle gesellschaftlich relevanten Gruppen sitzen. Der erste Schimanski-"Tatort" machte Ruhrort über Nacht berühmt. Seit dem Kulturhauptstadtjahr führen regelmäßig sogenannte "Schimmi-Touren" durch den Hafenstadtteil. Des Weiteren ist seitdem eine umtriebige "Strickguerilla" unterwegs, Ruhrort mit "Maschen" aufzumischen. Es gibt das Lokal Harmonie als "kulturelle Kraftzentrale" und als Prototyp von Leerstandsbeseitigung. Hier wurde aus einer ehemaligen Eisenwarenhandlung ein Ort für Kunst und Kultur im Quartier - eben erst mit einer Spielstätten-Programm-Prämie vom NRW-Kulturministerium ausgezeichnet.

Die besten Seiten von Duisburg
11 Bilder

Die besten Seiten von Duisburg

11 Bilder

Außerdem gibt es in Ruhrort eine Punkeria, eine Poetische Werkstatt, ein Bananenhaus und "Flossies" an Häuserwänden, eine "Outdoor-Galerie Aufnachtschicht" am Leinpfad, ein ungewöhnliches Partyformat namens "HFN-Jam" in der Kneipe "Zum Hübi", einen "White Dinner" und einen "CashMob" sowie vieles andere Außergewöhnliche. Der Stadtteil am Rhein hat seine Chance von 2010 genutzt!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort