Duisburg Roboter in Echtzeit steuern

Duisburg · Absolventen der Universität Duisburg-Essen haben ein blitzschnelles Steuerungssystem entwickelt und ein Unternehmen gegründet, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird.

 Timo Rauhut (l.) und Sebastian Feldmann glauben, dass sie mit ihrem Steuerungssystem besonders in der Robotik und in der Automatisierungstechnik Erfolg haben werden.

Timo Rauhut (l.) und Sebastian Feldmann glauben, dass sie mit ihrem Steuerungssystem besonders in der Robotik und in der Automatisierungstechnik Erfolg haben werden.

Foto: ude

Kleine Drohnen, die schneller rechnen als ausgewachsene Computer, und Roboter, die flexibel per App dazulernen - was klingt wie ein Zukunftsszenario, ist bereits Wirklichkeit. Das Start-up NectOne, das an der Universität Duisburg-Essen (UDE) entstanden ist, hat ein System entwickelt, bei dem Raum und Zeit kaum noch relevant sind. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem Europäischen Sozialfonds zur Finanzierung junger Unternehmen im Programm EXIST gefördert.

Sebastian Feldmann, der an der UDE gerade seine Dissertation zur nonverbalen Kommunikation mit einem humanoiden Roboter abschließt, ist einer der drei Gründer. Er beschreibt die neue Geschäftsidee, die netzunabhängig sowohl drinnen als auch draußen funktioniert: "Wir haben die Hardware-Box E-MES (Extended Manufacturing Execution System) entwickelt. Maschinen und Anlagen können darüber mit der Cloud sicher vernetzt werden. Informationen wie die Bilddaten einer Kamera lassen sich blitzschnell auslesen und verarbeiten. Dies bietet gerade in der Robotik und Automatisierungstechnik große Einsparpotenziale. Während andere Systeme teure Hardware und lange Verarbeitungszeiten benötigen, haben wir das Zeitfenster auf bis zu 0,04 Sekunden reduziert." Diese Schnelligkeit und Flexibilität bringt enorme Vorteile: Theoretisch können ganze Roboter-Gruppen in Echtzeit gesteuert werden. Das System vernetzt Maschinen und Prozesse - standortunabhängig. "Das ist in etwa so, als ob man die Maschine direkt vor sich stehen hätte." Investitions- und Betriebskosten für industrielle Prozesse würden sinken, denn aufwändige, softwarebasierte Weiterentwicklungen oder die Integration von teuren Rechnern könnten komplett überflüssig werden. "Das Aufspielen von Updates passiert direkt in der Cloud", so der Wirtschaftsingenieur.

Ebenso ist es möglich, die Rechenkapazität für die Datenauswertung einer einfachen Kameradrohne zu nutzen. "Die Drohne muss nicht alles selbst berechnen und dafür einen großen, energiehungrigen Prozessor haben - sie schickt einfach Bilder oder weitere Sensordaten in die Cloud. Hier wird dann die eigentliche Auswertung erledigt", erklärt Feldmann. Mit solchen Fotos werden beispielsweise Ernten auf Feldern oder der Zustand von Wäldern automatisch analysiert.

Ihr System wollen die jungen Gründer Sebastian Feldmann, Timo Rauhut und Alexander Kern flächendeckend für die Industrie anbieten. Sie haben bereits eine Hardware-Box als Prototypen hergestellt, die an viele mechatronische Produkte angeschlossen werden kann - Maschinen, Förderbänder, Gabelstapler. Die entsprechende App lässt sich sowohl auf dem Smartphone im Lieferwagen, als auch im Vorstandsbüro am PC öffnen. Sie liest Daten aus und steuert Geräte.

Box und Software kommen bei NectOne aus einer Hand, was besonders für den Mittelstand interessant ist. "Unsere Idee könnte die Herstellungskosten und damit auch die Verkaufspreise von modernen Hightech-Maschinen erheblich senken", wirbt Feldmann.

(RP)
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