Duisburg RP-Publikumspreis für "Inschallah"

Duisburg · Mit der Vergabe von fünf Preisen ging am späten Samstagabend die 41. Duisburger Filmwoche zu Ende, bei der "Dokumentarfilme in ihrer besten Form präsentiert wurden, so Festival-Leiter Werner Ruzicka.

 Per Videobotschaft bedankten sich Antje Kruska und Judith Keil für den von der Rheinischen Post gestifteten Publikumspreis. Mit den Berliner Filmemacherinnen freute sich Festivalleiter Werner Ruzicka.

Per Videobotschaft bedankten sich Antje Kruska und Judith Keil für den von der Rheinischen Post gestifteten Publikumspreis. Mit den Berliner Filmemacherinnen freute sich Festivalleiter Werner Ruzicka.

Foto: till wefelnberg

26 Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden in der vergangenen Woche bei der 41. Duisburger Filmwoche gezeigt und diskutiert. Am Samstagabend wurde bei der Vergabe der Preise eine Art Fazit gezogen. Festivalleiter Werner Ruzicka fand dabei viel Zustimmung, als er meinte: "Es war eine exzellente Filmwoche, die den Dokumentarfilm in seiner besten Form präsentierte."

Zum 18. Mal wurde am Samstag auch der von der Rheinischen Post gestiftete Publikumspreis vergeben. Die RP-Juroren Margret Katharina Daniels, Annegret Deupmann, Petra Feuersenger, Lars Henriksson, Rosa Menges, Petra Müller und Marianne Neumann wählten in geheimer Wahl nach einem Punktesystem den Film "Inschallah" von Antje Kruska und Judith Keil zum beliebtesten Film des Festivals. Im Mittelpunkt steht dabei der Iman einer Berliner Moschee, der den Gläubigen seiner Gemeinde und auch den skeptischen Nachbarn in einer Schrebergartenkolonie seine Botschaft des Ausgleichs und der unbedingten Friedfertigkeit predigt. Die beiden Berliner Filmemacherinnen verschweigen in ihrer fesselnden und sympathischen Dokumentation nicht, dass auch dieser Imam mit vermutlich unberechtigten Verdächtigungen kämpfen muss.

Unmittelbar nach der Wahl der Jury informierte die Filmwochen-Leitung die beiden Filmemacherinnen, die bereits wieder in Berlin waren. Spontan schickten die beiden eine Videobotschaft, gefilmt vom Sohn einer der beiden Regisseurinnen, die nach der Verkündigung des Preises im vollbesetzten Filmforum gezeigt wurde. Antje Kruska und Judith Keil zeigten sich hocherfreut über den Preis. "Wir wollten einen Film fürs Publikum machen. Deshalb freut uns dieser Preis ganz besonders", sagten beiden unisono.

 Imam Sabri möchte seine Botschaft des Ausgleichs in die Welt tragen. Szene aus dem preisgekrönten Film "Inschallah".

Imam Sabri möchte seine Botschaft des Ausgleichs in die Welt tragen. Szene aus dem preisgekrönten Film "Inschallah".

Foto: filmwoche

Der mit 6000 Euro dotierte Arte-Preis ging an "Atelier de Conversation" von Bernhard Braunstein. Der Film entstand im Sprachlabor des Centre Pompidou, in dem sich Menschen, die die französische Sprache lernen wollen, treffen, um entlang von vorgegebenen Themen miteinander in einer Sprache zu diskutieren, die sie noch perfekt beherrschen. Dabei lernen syrische Geflüchtete, britische Banker, chinesische Studentinnen oder türkische Richter auf eine ganz eigene Art kulturelle Unterschiede kennen. Wobei die sprachlichen Filter, denen sich Muttersprachler sonst bedienen können, wegfallen. Das Kino wird dabei zum "Scharnier zwischen dem Sehen und dem Sprechen" heißt es in der Jury-Begründung.

Der zweite Hauptpreis (ebenfalls 6000 Euro), von 3sat gestiftet, ging an den Film von Flavio Marchetti "Tiere und andere Menschen". Der Film wurde im Wiener Tierschutzhaus gedreht, in dem verletzte und verstoßene Tiere versorgt, verarztet und vermittelt werden. In der Jurybegründung heißt es über den Film, der in der RP bereits hoch gelobt wurde: "Letztlich geht es in 'Tiere und andere Menschen' um Kommunikation - um die zwischen Menschen und Tieren, aber auch um die zwischen Menschen und Menschen über Tiere, wenn selbst nur einseitig gefilmte Telefonate präzise Vorstellungen über das Misslingen des Miteinanders eröffnen." Den Film widmete der Regisseur übrigens zwei Schimpansen, die im Tierschutzhaus versorgt werden.

 Von Tieren und Menschen erzählt der (fast) gleichnamige Film.

Von Tieren und Menschen erzählt der (fast) gleichnamige Film.

Foto: Filmwoche

Den Förderpreis der Stadt Duisburg, mit 5000 Euro dotiert, bekam der 30-jährige Filmautor Max Sänger, der einen britischen Insektenforscher mit viel Einfühlungsvermögen porträtiert. In "Spineless Kingdom" lernt der Zuschauer den besonderen Blick des Forschers auf die Welt kennen. Der Nachwuchspreis des Landes NRW ging an "Spielfeld" von Kristina Schranz und Caroline Spreitzenbart. Spielfeld ist der Name eines österreichischen Grenzdorfes, das sich mit Stacheldraht und stählernen Lenksystemen für Menschenmassen auf den Ansturm von Flüchtlingen vorbereitet. Der aber bleibt aus. Zurück bleiben Leere und frustrierte Gastwirte, die sich darüber beklagen, dass der gewohnte Grenzverkehr am Ort nun vorüberzieht. Die Jury lobt, dass der Dokumentarfilm sich eines Themas annimmt, das "jenseits aller medialen Aufregung des Tagesaktuellen" viel über unsere Gesellschaft erhellen kann.

Fast alle Filme, die auf dem Festival gezeigt wurden, werden in den nächsten Monaten im Fernsehen zu sehen sein. Aus Duisburger Sicht gilt das als Image-Aufwertung.

(pk)
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