Problemhaus in Duisburg Runder Tisch fordert: "Stadt muss Roma helfen"

Duisburg · Der Runde Tisch offenes Rheinhausen sorgt sich um die Roma In den Peschen. Viele hätten das Hochhaus "fluchtartig verlassen", die übrig Gebliebenen seien verängstigt. Der Vermieter übe "massiven Druck" aus.

 Blick auf das Hochhaus In den Peschen in Bergheim. Der Besitzer hatte angekündigt, es bis Mitte April räumen zu wollen.

Blick auf das Hochhaus In den Peschen in Bergheim. Der Besitzer hatte angekündigt, es bis Mitte April räumen zu wollen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der Runde Tisch offenes Rheinhausen fordert in einem offenen Brief "alle, die in Duisburg Verantwortung tragen" — allen voran die Stadt Duisburg — dazu auf, den Rumänen aus dem Hochhaus In den Peschen in Bergheim aktiv bei der Wohnungs- und Arbeitssuche unter die Arme zu greifen. "Die Menschen dort sind gebrandmarkt. Sobald jemand seine Adresse angibt, hat er keine Chance mehr", sagt Dieter Herberth, Pfarrer der Christuskirchengemeinde.

So leben Zuwanderer im Problemhaus
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Foto: dpa, Caroline Seidel

Gerade das Thema Wohnungssuche sei, nachdem Branko Barisic, Besitzer des Hochhauses, angekündigt habe, die Immobilie bis Mitte April räumen zu wollen, akuter denn je. Er drohe mit Räumung und damit, Wasser und Strom abzustellen; ohne Kenntnis der Betroffenen würde einfach der Wohnsitz abgemeldet. "Der Vermieter übt massiven Druck auf die Leute aus. Die haben so viel Angst, dass sie einfach über Nacht verschwinden", so Herberth — etwa nach Dortmund, Hilden oder Ennepetal, wo die Gefahr bestünde, dass sich neue Ghettos bilden.

"Das macht unsere ganze Arbeit hier zunichte", sagt Herberths Kollege Heiner Augustin, Pfarrer der Friedenskirchengemeinde. Denn viele der Roma konnten nach Erfahrungen des Runden Tisches aus der Reserve gelockt werden, zeigten sich durchaus integrationswillig. "Alle Schulen mit Seiteneinsteigerklassen bescheinigen den Kindern und auch den Eltern großes Interesse und Engagement", sagt er. Auch hätten sich bereits viele Roma in Rheinhausens Sportvereinen, etwa dem OSC, angemeldet, oder an Kulturprojekten wie "Bahtalo" teilgenommen.

"Diese Chancen werden jetzt einfach weggeschmissen", so Augustin. Herberth, der selbst eine Seiteneinsteigerklasse an der Hauptschule Friedrich-Ebert-Straße betreut, berichtet, dass von den 15 Roma-Kindern dort jetzt nur noch vier da seien. Alle anderen Familien hätten Bergheim fluchtartig verlassen.

Trotzdem will der Runde Tisch nicht aufgeben. "Mit den Familien, die noch da, aber sehr verunsichert sind, wollen wir intensiv weiterarbeiten", sagt Jürgen Voß, Leiter der Rheinhauser Dienststelle des Diakonischen Werkes Kirchenkreis Moers. Deshalb bitten die Aktiven die Stadt Duisburg eindringlich darum, den Ratsbeschluss endlich umzusetzen und die Roma in ihren Immobilien unterzubringen — "und zwar dezentral, auf die einzelnen Stadtteile verteilt", betont Herberth. Das, ist er sich sicher, würde das Ganze entzerren, die Gefahr einer erneuten Ghettoisierung bannen. Und die Roma würden so nicht mehr Gefahr laufen, erneut an "gewinnorientierte, kriminelle Vermieter" zu gelangen. Wenn die Gebag, das städtische Wohnungsunternehmen, Wohnungen an die Roma vermiete, "wird dieser Sumpf ausgetrocknet".

(RP)
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