Duisburg Salvator Mundi: Duisburg als Wallfahrtsort

Duisburg · Das Kultur- und Stadthistorische Museum zeigt mehr als 100 Darstellungen, die Jesus als Erlöser der Welt, zeigen.

 Das ist die Salvator-Figur, die Duisburg zum Wallfahrtsort gemacht hat, später aber aus der Salvatorkirche entfernt wurde.

Das ist die Salvator-Figur, die Duisburg zum Wallfahrtsort gemacht hat, später aber aus der Salvatorkirche entfernt wurde.

Foto: Christoph Reichwein

Drei Jahre lang wurde die Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum vorbereitet, die am Sonntag, 19. Juni, 11.30 Uhr, eröffnet wird. Der Titel der Schau ist - für ein Museum - ebenso einzigartig wie ihr Inhalt: "Die ganze Welt in Gottes Hand." Gezeigt werden mehr als 100 Darstellungen des Salvator Mundi, des Erlösers der Welt. Noch nie zuvor wurde das Gnadenbild des Welterlösers als ikonographischer Typ zum Gegenstand einer Museumspräsentation. Anlass für die Ausstellung ist das 700-jährige Jubiläum der Salvatorkirche, die als Stadtkirche das Gesicht Duisburgs seit Jahrhunderten prägt.

Eine ganz besondere Salvator-Mundi-Skulptur steht im Mittelpunkt des Ausstellungsraums. Das frühgotische Werk erzählt Stadt- und Religionsgeschichte zugleich. Einst stand diese religiöse Skulptur in der damals noch jungen Salvatorkirche. Bei einer Prozession in Xanten wurde der Salvator im Jahr 1464 "ausgeliehen" und durch Xantens Straßen getragen. Einer frommen Legende nach soll ein "Besessener" beim Anblick des Duisburger Salvators auf wundersame Weise geheilt worden sein.

Als die Skulptur wieder in die Duisburger Salvatorkirche zurückgebracht wurde, entwickelte sich die Stadt zum Wallfahrtsort. Das war sie fast 80 Jahre lang. Doch dann setzte sich die Reformation mit ihrer Bilderskepsis durch. Auf Beschluss des Duisburger Stadtrates (nicht der Kirchenleitung) wurde der Salvator Mundi 1555 aus der Kirche entfernt, weil die Darstellung als "abgotterie" gebrandmarkt wurde. Ein frommer Katholik, so eine weitere Legende, wollte die Statue nach Köln bringen, doch wurde er auf - wieder auf wundersame Weise - zum Halt gedrängt, so dass die Duisburger Figur in die katholische Kirche St. Pankratius im heutigen Dormagen-Nievenheim gelangte. Jetzt ist dieser geschichtsträchtige Salvator Mundi für die Ausstellungszeit nach Duisburg zurückgekehrt.

 Panoramablick in den Ausstellungsraum des Kultur- und Stadthistorischen Museums, in dem mehr als 100 Salvatordarstellungen in sämtlichen Kunstformen zu sehen sind.

Panoramablick in den Ausstellungsraum des Kultur- und Stadthistorischen Museums, in dem mehr als 100 Salvatordarstellungen in sämtlichen Kunstformen zu sehen sind.

Foto: christoph reichwein

Dr. Gisela Luther-Zimmer, die Kuratorin der Ausstellung, konnte aus Kirchen in Wesel und Kalkar sowie zahlreichen Museen höchst unterschiedliche Salvatordarstellungen ausleihen. Darunter ist beispielsweise ein Salvator Mundi aus dem Jahr 1536, der einen karierten Globus in der Hand hält. Das Kunstwerk gehört heute zur Sammlung des Schifffahrtsmuseums in Amsterdam.

Besonders kostbar und interessant ist der so genannte "Himmelfahrts-Christus" von Meister Arnt, den das Museum Kurhaus Kleve ausgeliehen hat. An der Unterseite der Figur sieht man Scharniere: die Skulptur verfügt über Fächer, die aufgeklappt werden können. Bei Prozessionen fielen dann Rosenblätter aus diesen Fächern; ein religiöses Erlebnis für die fromme Bevölkerung. In der Ausstellung werden Salvatordarstellungen in sämtlichen Varianten gezeigt. Die Vielfalt der außergewöhnlichen Exponate bietet zahlreiche überraschende Sichtweisen und Erkenntnisse. Dazu gehört beispielsweise, dass mit Beginn der Mercator-Zeit Religion und Wissenschaft zueinanderfanden. Gerhard Mercator (1512 - 1594), der die letzten 42 Jahre seines Lebens bekanntlich in Duisburg wohnte, gehörte zu jenen Gelehrten, die die göttliche Schöpfung zu beschreiben suchten. Für die Zeit der Ausstellung ist sein Epitaph (Grabplatte mit Inschrift) aus der Salvatorkirche ins Kultur- und Stadthistorische Museum gebracht worden. Man kann das Epitaph nun an einer hellen Wand in Augenhöhe besichtigen.

Ergänzt wird die kunsthistorische Präsentation mit historischen Objekten wie Urkunden und Handschriften sowie einer geschlossenen Reihe der Duisburger Stadtsiegel, auf denen bis in das 17. Jahrhundert der Salvator als Patron der Stadt abgebildet ist. Das Duisburger Stadtsiegel aus dem Jahr 1317 ist übrigens eine Leihgabe des Kölner Stadtarchivs. Es hat den Einsturz am 3. März 2009 gut überstanden. Vielleicht ist die Duisburger Ausstellung ein Anlass für die Kölner, das Siegel dauerhaft nach Duisburg zu geben; möglicherweise, so ein Kompromissvorschlag, ins Landesarchiv am Innenhafen.

Im Mercator-Verlag ist ein Begleitbuch zur Ausstellung erschienen (112 Seiten, viele Abbildungen, 14,90 Euro). Ausstellung bis 8. Januar. Bei der Eröffnung am Sonntag führt Kuratorin Dr. Gisela Luther-Zimmermann in die Ausstellung ein, die durch ein vielfältiges Rahmenprogramm ergänzt wird.

(pk)
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