Duisburg Dietmar Bär im Stück der Saison
Duisburg · Gestern stellte Michael Steindl, Intendant fürs Schauspiel in Duisburg, das Programm der nächsten Spielzeit vor. Neues und Bewährtes halten sich die Waage. Besondere Akzente setzt wieder der Schauspiel-Jugendclub Spieltrieb.
Anders als Moers, Mülheim, Oberhausen, Düsseldorf, Essen oder Bochum besitzt Duisburg kein eigenes Schauspiel, dennoch gibt es hier mit Michael Steindl einen Intendanten fürs Schauspiel, der den Ehrgeiz hat, dass das Publikum im Duisburger Stadttheater von der aktuellen Schauspiel-Szene etwas mitbekommt. "Ich versuche, die Bandbreite dessen, was in deutschen Theatern heute gezeigt wird, zumindest ansatzweise nach Duisburg zu holen", sagte Steindl gestern bei der Vorstellung des Schauspiel-Programms der Spielzeit 2015/ 2016.
Ein Paradebeispiel für diesen Versuch ist das Gastspiel des Schauspielhauses Bochum am Donnerstag, 1. Oktober. Gezeigt wird die Ehegeschichte "Gift" der Niederländerin Lot Vekemans. "Gift" sei das "Stück der Saison", berichtet Steindl. Fast alle bedeutenden Bühnen in Deutschland hätten dieses einfühlsame und spannende Ehe-Portrait in ihr Programm aufgenommen. Erzählt wird von einem Ehepaar, dessen Kind zehn Jahre zuvor gestorben ist. Der Tod des Kindes führte zur Trennung. Das Paar trifft sich erneut, weil die Umbettung des Grabes organisiert werden muss. "Gift" sei ein Stück, das direkt ins Herz trifft, heißt es in einer Kritik. Lot Vekemans bekam für ihre Bühnenarbeit 2010 den Taalunie Toneelschrijfprijs, der in den Niederlanden jährlich für das beste aufgeführte Stück vergeben wird. Die beiden Rollen sind prominent besetzt: Bettina Engelhardt, herausragendes Mitglied des Bochumer Ensembles, spielt die Frau. Der als Tatort-Kommissar bekannte Dietmar Bär spielt den Mann.
Ebenfalls aus Bochum kommen die Aufführungen des Schiller-Klassikers "Kabale und Liebe", die am 22. und 23. Oktober in Duisburg zu erleben sind. Regie führt der Bochumer Chef Anselm Weber. Die Rolle der Luise übernimmt die mehrfach ausgezeichnete Friederike Becht. Vermutlich werden auch viele Schüler zu einer der beiden Aufführungen kommen; "Kabale und Liebe" ist ein Stück, das zum Kanon der Abitur-Dramen gehört.
"Eine der stärksten Ciulli-Inszenierungen, die ich in den vergangenen Jahren gesehen habe", sei, so Steindl, "Eines langen Tages Reise in die Nacht" von Eugene O'Neill. Das Mülheimer Theater an der Ruhr zeigt das Stück am 11. Dezember in Duisburg. In einer Kritik nach der Premiere heißt es: "Roberto Ciulli dünnt den Text aus und entwickelt atmosphärisch starke, zwischen Tag und Traum schwebende Bilder..."
Das Schauspiel Dortmund kommt am 29. Dezember mit einem Klassiker des modernen Theaters, nämlich Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden" ins Duisburger Haus. In der Regie von Liesbeth Coltof spielt der massige Andreas Beck den Handlungsreisenden Willy Loman.
Gleich dreimal ist das Schauspiel Essen mit seiner "Cabaret"-Inszenierung im Duisburger Stadttheater zu erleben: vom 19. bis 21. Januar. Auch am 9. Februar, dem Karnevalsdienstag, geht es mit "A Tribute to Johnny Cash" im Stadttheater musikalisch weiter.
Als zweite Inszenierung des Dortmunder Schauspielhauses ist am 29. April 2016 "Das Fest" von Thomas Vinterberg und Mogens Rukov zu sehen. "Das Fest" ist Kinogängern als Filmstoff bekannt: Mitte der 90er Jahre war der entsprechende Film das Aushängeschild für das dänische Dogma-Manifest, das in die neuere Filmgeschichte eingegangen ist.
Besondere Akzente setzt im neuen Schauspiel-Programm wieder der von Michael Steindl vor mehr als zehn Jahren gegründete Schauspiel-Jugendclub "Spieltrieb". Bei der ersten Spieltrieb-Premiere der kommenden Saison (4. Sepember) führt Steindl selber Regie. Und zwar bei Tschechows "Drei Schwestern". Er habe, so Steindl, bei seiner Bearbeitung alle "alten Rollen" gestrichen und sich auf die jungen Rollen konzentriert. "Dennoch wird man Tschechow wiedererkennen."
Unter den Wiederaufführungen finden sich einige der beliebten Stücke des Maskentheaters "Familie Flöz".
