Duisburg Schauspiel über Morde in Solingen

Duisburg · In der Säule gibt es ein Theaterstück mit erschütterndem Hintergrund.

 22 Jahre nach der Premiere zeigt der preisgekrönte Schauspieler Mohammad-Ali Behboudi noch einmal eines seiner Paradestücke.

22 Jahre nach der Premiere zeigt der preisgekrönte Schauspieler Mohammad-Ali Behboudi noch einmal eines seiner Paradestücke.

Foto: Stephan Haase

Es ist ein Wiedersehen mit einem zurecht mehrfach preisgekrönten Schauspieler und einem ungemein sympathischen Menschen: Mohammad-Ali Behboudi. Vor ziemlich genau einem Jahr gastierte der 1956 im Iran geborene Schauspieler, der 1984 nach Deutschland emigrierte, im Kleinkunsttheater "Die Säule" mit "Ich werde nicht hassen", ein grandioses Lehrstück über Humanität. Das Stück beruht auf Fakten: Im Jahr 2009 verlor der Arzt Izzeldin Abuelaish beim Beschuss seines Hauses in Gaza drei seiner Töchter und eine Nichte. Doch anstatt in Wut und Hass aufzugehen, ging Izzeldin Abuelaish nach Toronto, gründete eine Friedensstiftung und schrieb das Buch "Ich werde nicht hassen". Dieses Stück hat Mohammad-Ali Behboudi inzwischen fast 100-mal aufgeführt. Es ist sein Verdienst, dass dieses Stück ein Publikumserfolg wurde, trotz des ernsten Inhalts. Überdies wurde Mohammad-Ali Behboudi, der inzwischen den Autor Izzeldin Abuelaish persönlich kennengelernt hat, mit dem Monica-Bleibtreu-Preis in der Kategorie "Zeitgenössisches Drama" ausgezeichnet. Am 12. und 13. April, 20 Uhr, kann man Mohammad-Ali Behboudi wieder zweimal in der Säule und am 14. April, 17 Uhr, in der Marxloher Grillo-Gesamtschule erleben. Und zwar in einem Monologstück, mit dem der Schauspieler vor 22 Jahren auf der Bühne stand. Es heißt "Barfuß nackt, Herz in der Hand". Geschrieben hat es Ali Jalaly, ein ehemaliger iranischer Schulkamerad von Mohammad-Ali Behboudi. Der Hintergrund des Stücks ist ähnlich erschütternd wie bei "Ich werde nicht hassen". Im Mittelpunkt steht Ali, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und bei der Müllabfuhr arbeitet. Er hat seine eigenen Ansichten über das Land, was in den durchaus komischen Redeweisen durchschimmert. Im Laufe des Monologs wird Alis Trauma allmählich deutlich: Bei einem Brandanschlag von Neonazis hat er seine Ehefrau und seinen Sohn verloren. Fast droht er verrückt zu werden, doch am Schluss erstickt er nicht an dem Hass, der ihm zugedacht war. Das Stück sei zwar 22 Jahr alt, doch nach wie vor aktuell, sagte beim Pressegespräch Mohammad-Ali Behboudi. Und genauso sieht es Säulen-Chefin Martina Linn-Naumann, die den bekannten und vielbeschäftigten Schauspieler nicht lange überreden musste, das Stück nach so langer Zeit nochmals in der Säule zu spielen. Die NSU-Morde, die nach den Solinger Anschlägen, auf die der Autor Ali Jalaly anspielt, geschehen sind, zeigen, dass Fremdenhass in Deutschland noch immer nicht ausgerottet ist. Das Stück ist vielleicht noch brisanter als "Ich werde nicht hassen", weil die geschilderten Untaten nur wenige Kilometer von hier, in Solingen, wirklich geschehen sind.

Karteninfo unter Tel. 0203/ 20125.

(pk)
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