Schiffsunfall in Duisburg Reederei gibt menschliches Versagen als Grund für Havarie an

Duisburg · Ein Lotse soll an Bord des Schiffes einen Fehler gemacht haben, der am Dienstagabend zu dem Zusammenprall mit dem Brückenpfeiler der A42 führte. Einen technischen Defekt schloss die Reederei-Chefin im Gespräch mit unserer Redaktion aus.

"Ein menschlicher Fehler des Lotsen hat zur Havarie geführt", heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten schriftlichen Mitteilung der Scylla-Reederei. "Umstände wie Erfahrung sowie gesundheitliche Verfassung, Alter und Müdigkeit werden weiter untersucht, um zukünftig solche Unfälle vermeiden zu können."

Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Scylla-Geschäftsführerin Manuela van Zelst: "Die Polizei hat das Schiff mit einem Experten untersucht. Dabei kam heraus, dass es keine technischen Probleme gab." Angaben über die von ihrer Reederei als Unfallursache genannten "menschlichen Fehler" wollte sie jedoch nicht machen. Van Zelst erklärte: "Bei dem Lotsen handelt sich um einen externen Mitarbeiter, den die Reederei gelegentlich engagiert, um schwierige Teilstücke einer Strecke zu steuern."

So war er wohl auch am Dienstagabend auf der Kommandobrücke, als das Hotelschiff gegen 20.45 Uhr mit einem Pfeiler einer A42-Brücke in Duisburg kollidierte.

Kapitän hat sich einen Anwalt genommen

Die Polizei in Duisburg wusste nichts von einem Lotsen und konnte die Aussage der Reederei nicht bestätigen. "Stand jetzt können wir nur sagen, dass der Kapitän sich auf anwaltliche Vertretung beruft und noch keine Aussage gemacht hat", sagte ein Sprecher. "Die Ermittlungen der Wasserschutzpolizei dauern an."
Wieso ihr angestellter Kapitän bislang schweigt, obwohl er laut Scylla keine Verantwortung trägt, dazu wollte Chefin van Zelst keinen Kommentar abgeben: "Wir konzentrieren uns auf den Lotsen, über den Schiffskapitän habe ich momentan keine Infos."

Entgegen erster Meldungen - auch unserer Redaktion - werden auch am Donnerstag noch drei der Verletzten in Krankenhäusern behandelt. Das teilte die Reederei mit. Zunächst hieß es, alle Verletzten seien schon am Mittwoch aus der stationären Behandlung entlassen worden. Insgesamt befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks 129 Personen an Bord. Die Reederei kündigte eine Entschädigungsleistung für alle Passagiere an.

Das am Bug beschädigte Schiff, die "Swiss Crystal", fuhr am Mittwoch von Duisburg ins niederländische Hardinxveld. Das Schiffartsamt hatte trotz des Schadens am Bug eine einmalige Erlaubnis für die Fahrt ohne Passagiere erteilt. "Das Schiff wird jetzt genau untersucht. Augenscheinlich ist der Schaden sehr groß, aber genauere Infos haben wir noch nicht. Deshalb lässt sich auch noch nicht sagen, wie teuer die Reparatur wird", sagte van Zelst. Ob etwaige Regressforderungen auf den mutmaßlichen Verantwortlichen zukommen, dazu wollte Scylla am Donnerstag keine Angaben machen.

Die "Swiss Crystal" befand sich auf den letzten Kilometern eines Törns mit Start und Ziel in Arnheim über Mainz und Koblenz, der am 22. Dezember begann und am Mittwoch enden sollte.

(cbo)
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